Goldpreis: Das spricht gegen eine Kursrally
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Goldpreis: Das spricht gegen eine Kursrally

Der Goldpreis bewegt sich seit 5 Jahren in einer großen Seitwärtsbewegung. Gold-Fans warten schon seit Jahren auf einen nachhaltigen Kursanstieg. Von seinem Jahreshoch im April hat der Goldpreis bis heute rund 9% eingebüßt.

Letzte Woche konnte der Goldpreis schließlich nach oben ausbrechen, und ist diesen Monat mit 1,73% im Plus. Die Nachfrage nach einer sicheren Anlage hat sich inmitten der Turbulenzen an den globalen Aktienmärkten durchgesetzt. Dabei deuten einige fundamentale Faktoren weiterhin auf eine negative Performance hin. Ob diese erneut die Führung übernehmen können, analysieren wir in diesem Beitrag.

 

Der Einfluss des US-Dollars nimmt ab

In den letzten Tagen konnte sich der Goldpreis trotz eines aufwertenden US-Dollars (+0,66% Wochenperformance) im grünen Bereich halten. Das spricht für einen starken Goldpreis.

Der aufwertende US-Dollar war dieses Jahr nämlich einer der Hauptgründe für die negative Performance. Doch diesmal scheint sich Gold dem widersetzen zu können. Trotz anhaltender Dollar-Stärke in den letzten Tagen konnte Gold seinen Kursanstieg halten.

Ein Blick auf die Korrelation zwischen dem Goldpreis und US-Dollar zeigt, wie der Zusammenhang in den letzten Wochen schwächer geworden ist. Andere Faktoren, unter anderem die Suche nach einer sicheren Anlage, haben überwogen.

Gold vs US-Dollar, 60-Tage Korrelation
Gold vs US-Dollar, 60-Tage Korrelation

 

Inflation und Zinsen beeinflussen den Goldpreis

Gold wird als Inflationsschutz betrachtet. Der Preisanstieg von Gold kann für den Verlust der Kaufkraft einer Währung kompensieren. Aber es gibt auch andere Anlagen, die als Inflationsschutz dienen. Dazu gehören Staatsanleihen. Staatsanleihen von Staaten mit hoher Bonität gelten als sichere Anlage. Dazu zählen die Staatsanleihen der USA. Wenn die Zinserträge dieser Staatsanleihen die Inflationsrate übersteigen, kann der Investor eine reale Rendite erzielen – sein Vermögen bleibt nach Berücksichtigung der Inflation mindestens erhalten.

Gold ist im Falle hoher Inflationsraten sicherlich eine gute Wahl. Aber solange die Inflation nur moderat ausfällt, dürften Investoren Anleihen bevorzugen. Schließlich wirft Gold keine Zinsen ab. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Gold nur in Zeiten sehr hoher Inflation (über 5-15%) zu den Outperformern gehört.

Als Indikator für reale Zinserträge können wir uns die 5-Year Treasury Inflation-Indexed Securities (kurz: TIIPS) anschauen. Diese weisen derzeit einen positiven realen Zinsertrag von knapp 1% auf. Vergleichen wir den Zinsertrag der 5-year TIIPS (inverse Skalierung im Chart) mit Gold, wird der starke Zusammenhang sichtbar. Seit Mitte 2016, dem Tief der Zinsen, hat sich der Goldpreis nicht mehr im Einklang mit den TIIPS bewegt. Zwischenzeitlich war die Bewegung sogar gegenläufig. Nehmen wir die realen Zinserträge als Indikator für den Goldpreis, hätte Gold aktuell ein Abwärtspotenzial von über 100$.

Gold vs TIIPS
Gold vs TIIPS

Je stärker sich die Anleihen also wieder erholen (und damit die Zinsen fallen), desto besser für Gold. Allerdings befinden sich die Zinsen noch im Aufwärtstrend. Auch der jüngste Abverkauf an den Aktienmärkten konnte die Zinsen der 10-Jahres US-Staatsanleihen nicht nachhaltig einbrechen lassen. Hinzu kommt, dass die US-Notenbank noch einige Zinsanhebungen durchführen wird. Nur eine deutliche Verschlechterung der Wirtschaft und der Lage an den Finanzmärkten kann dem entgegenstehen.

 

Das richtige Timing – nicht mit einer Extrempositionierung wetten

Nicht zuletzt dürfte Gold durch den Abbau von Short-Positionen Unterstützung erhalten haben. Wenn wir als Trader Gold kaufen, wollen wir nicht zu den letzten gehören, die auf den Aufwärtstrend aufspringen. Bei einer Auswertung der neuesten CFTC-Daten konnten wir feststellen, dass der Consensus – die Mehrheit der Spekulanten – noch auf der Short-Seite positioniert ist. Die CFTC-Daten des Rohstoff-Terminmarktes zeigen uns, wie sich große Spekulanten positioniert haben.

Allerdings liegen uns aktuell nur die Daten vom vorletzten Dienstag vor. In der Zwischenzeit kann sich einiges getan haben. Am Freitag um 21:30 Uhr werden wir erfahren, wie weit die massive Short-Positionierung im Short-Squeeze letzte Woche bereits glattgestellt wurde.

 

Fazit

Der jüngste Kursanstieg in Gold wirft die Frage auf, ob wir uns nun am Anfang einer nachhaltigen Erholung des Goldpreises befinden. Aus der Sicht eines Investors betrachtet, ist Gold nach wie vor angesichts positiver realer Zinsen und in einem steigenden Zinsumfeld keine gute Wahl. Bevor der Goldpreis das Hoch von 2011 wieder erreichen kann, müssen zwei Dinge geschehen: Der US-Dollar muss stark abwerten, und die Zinsen müssen fallen.

Wer dagegen mit einer Zunahme der Turbulenzen an den Finanzmärkten oder gar ernsthafter Auseinandersetzungen zwischen den USA und China oder anderen Ländern rechnet, hat mit Gold eine gute Absicherung. Derartige Szenarien dürften den Goldpreis kurz- bis mittelfristig nach oben treiben, während das negative fundamentale Bild einer nachhaltigen Erholung entgegensteht.

Wer für einen Long-Trade das optimale Einstiegssignal im Chartbild sucht, wird in unserer neuesten Chartanalyse zum Goldpreis findig.

Bildnachweis: © Olivier Le Moal – stock.adobe.com

 

 

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