Einkaufsmanagerindex

EUR/USD: Wie tief kann der Euro noch fallen?

Am Montag ist der Euro unter 1.13 gefallen und hat damit den tiefsten Stand seit Juni 2017 erreicht. Das neue Jahrestief bestätigt die Fortsetzung des Abwärtstrends. Welche Faktoren stehen hinter der Abwertung des Euros? Und können diese den Eurokurs in den nächsten Wochen noch weiter fallen lassen? Der maßgebliche Faktor für die Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar seit Februar ist offensichtlich die divergierende Zinspolitik und Wirtschaftsentwicklung. Während die US-Notenbank mitten im Zinsanhebungszyklus steht, ist die EZB kurz vor dem Ende einer ultralockeren Geldpolitik. In den USA boomt die Wirtschaft, während das Wachstum in Europa seit einigen Monaten rückläufig ist. Das Zinsniveau der beiden Wirtschaftsräume verdeutlicht die Differenz: In den USA werfen die 10jährigen Staatsanleihen 3,18% ab, in Deutschland sind es nur 0,39%. Untenstehender Chart zeigt diese Zinsdifferenz im Vergleich zum Wechselkurs EUR/USD. Solange sich die Zinsdifferenz auf diesem Level hält oder sogar ausweitet, ist der USD die attraktivere Währung.   Auch die Einkaufsmanagerindizes, ein Frühindikator für die Wirtschaftsentwicklung, machen die divergierende Wirtschaftsentwicklung deutlich. Zwar befinden sich beide Wirtschaftsräume noch in der Expansionsphase – die PMIs sind über 50 – aber in der Eurozone können wir seit Januar rückläufiges Wachstum beobachten (siehe untenstehender Chart). In den USA hat sich der Einkaufsmanagerindex der herstellenden Industrie (ISM Manufacturing PMI) auf einem relativ hohen Level zwischen 58 und 61 gehalten. Unter anderem resultiert aus dieser unterschiedlichen Wirtschaftsstärke die vorliegende Differenz in der Geldpolitik. Da wir als Trader aber immer das Zukunfts-Szenario handeln wollen, müssen wir vorausschauend denken. Wie wird sich die Geldpolitik in den nächsten 3 bis 6 Monaten verändern? Sollte die EZB wie geplant im nächsten Jahr die ersten Zinserhöhungen einleiten, während die Fed dann schon vom Ende des Zinsanhebungszyklus spricht, wäre dies für den Euro im Vergleich zum USD ein sehr positives Signal. Denn nicht nur die vorherrschende Zinsdifferenz spielt eine Rolle, sondern viel mehr die relative Veränderung in 3 bis 6 Monaten gegenüber der heutigen Situation. Dieses Szenario ist aber angesichts der schwachen Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone sehr unwahrscheinlich. Wenn die Eurozone in eine Rezession rutscht, würde die EZB wieder zu geldpolitischen Maßnahmen greifen und den Euro damit weiter schwächen. Weniger langfristig belastet aktuell die politische Unsicherheit den Euro. Italiens Haushaltsdefizit und das Hin und Her rund um den Brexit sorgen für weitere Schwäche im EUR/USD. Es besteht nach wie vor die Gefahr, dass Italien die Stabilität der Eurozone ins Wanken bringt. Dies würde einen Wirtschaftsabschwung im Euroraum selbstverständlich beschleunigen. Natürlich können auch einige Faktoren auf der anderen Seite des Ozeans für eine Abschwächung des USD sprechen. Aber solange dort die Wirtschaft stabil bleibt, sodass die Inflation steigt und die Fed weitere Zinserhöhungen durchführt, dürfte der USD die favorisierte Währung bleiben. Schauen Sie sich hier unsere aktuelle Chartanalyse zum EUR/USD an. Bildnachweis: ©tanaonte – stock.adobe.com

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Mit diesem Wirtschaftsindikator können Sie Ihre Rendite verdoppeln

Die 200-Tage-Durchschnittslinie (DMA, Daily Moving Average) ist vermutlich das bekannteste Hilfsmittel, um die Trendrichtung, sowie Kauf- und Verkaufssignale zu erkennen. Doch wie zuverlässig ist dieser Indikator überhaupt, und welche Indikatoren abseits der technischen Analyse können die Rendite erheblich verbessern?   Verbessert ein gleitender Durchschnitt die Rendite? Ein Backtest verschiedener Strategien über die letzten 20 Jahre im S&P 500 gibt uns die Antwort. Die Strategie, nur über der 200-Tage-Durchschnittslinie im Kursindex investiert zu sein, underperformt eine Buy-and-Hold-Strategie (Kaufen und Halten) im genannten Zeitraum: Die annualisierte Rendite beträgt 3,68% versus 4,70% des S&P 500. Jedoch, der maximale Drawdown reduziert sich deutlich: 28,28% statt 56,78%. Der maximale Drawdown gibt den größten bisher vorgekommenen Einbruch in der Wertentwicklung des Handelskontos wieder. Um das Ergebnis besser vergleichen zu können, berechnen wir das Verhältnis der annualisierten Rendite zum maximalen Drawdown, auch als Calmar Ratio bekannt. Je größer dieses Verhältnis, desto besser. Hier haben wir ein Verhältnis von 0,13 bei „Long über 200 DMA“, der S&P 500 schafft nur 0,08.   Den 200 DMA mit anderen Durchschnittslinien oder technischen Indikatoren zu kombinieren, könnte die Performance durchaus noch steigern. Aber machen wir uns klar: All diese Preis-Indikatoren beziehen sich eben ausschließlich auf den Preis. Es werden keine neuen Informationen geschaffen, die nicht schon im Kursverlauf vorhanden sind. Der Preis wird nur auf eine andere Art und Weise dargestellt.   Wirtschaftsindikatoren als zusätzliche Informationsquelle Aus diesem Grund sind wir auf der Suche nach zusätzlichen Informationen, die uns dabei helfen können, zuverlässige Trend- bzw. Kauf- und Verkaufssignale zu bekommen. Eine Quelle für Informationen, die über das Verhalten des Preises in der Vergangenheit hinausgehen, sind Wirtschaftsindikatoren. Diese geben uns Aufschluss über die Wirtschaftsentwicklung in der Vergangenheit, die aktuelle Verfassung der Wirtschaft, oder die Erwartungen an die zukünftige Wirtschaftsentwicklung. Letzteres gibt uns die relevantesten Informationen. Der wichtigste dieser Indikatoren ist der ISM-Einkaufsmanagerindex (ISM Manufacturing Index, kurz: ISM PMI). Dieser Indikator wird von den allermeisten professionellen Tradern berücksichtigt und ist damit für die Entwicklung der Märkte absolut relevant. Der ISM PMI ist ein Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung und repräsentiert die wirtschaftliche Aktivität in den USA. Grundsätzlich bedeutet ein Wert von über 50 Wachstum der Wirtschaft und der Aktienmarkt sollte dementsprechend steigen – da die Unternehmensgewinne zunehmen. Ein Wert von unter 50 sagt das Gegenteil aus, die Wirtschaft ist rückläufig.   Diese einfache Strategie schlägt Buy-and-Hold Verschiedene Handelsstrategien, die den Wert des ISM PMI als Richtungsgeber für eine Positionierung im Markt nehmen, zeigen eine deutliche Outperformance gegenüber der Buy-and-Hold-Strategie. Genauso wie im vorhergehenden Backtest, betrachten wir auch hier die letzten 20 Jahre. Damit haben wir einen ausreichend langen Zeitraum, der zwei ganze Wirtschaftszyklen mit einschließt. Trader können anhand des ISM PMI und folgender Strategien bestimmen, ob der Markt bevorzugt auf der Long- oder Short-Seite gehandelt werden sollte. In unserem Backtest haben wir drei verschiedene Möglichkeiten getestet, den ISM PMI als Filter für eine Long- oder Short-Positionierung einzusetzen: Long bei PMI über/gleich 50: Es wird nur dann eine Long-Position im S&P500 eingegangen, wenn der PMI-Wert größer oder gleich 50 ist. In allen anderen Fällen wird keine Position eingegangen und 100% Cash gehalten. Long bei PMI Zunahme: Es wird nur dann eine Long-Position im S&P500 eingegangen, wenn der PMI-Wert größer oder gleich 50 ist oder der PMI-Wert gegenüber dem Vormonat zugenommen hat. In allen anderen Fällen wird keine Position eingegangen und 100% Cash gehalten. Long bei PMI Zunahme, Short bei PMI Abnahme unter 50 Es wird nur dann eine Long-Position im S&P500 eingegangen, wenn der PMI-Wert größer oder gleich 50 ist oder der PMI-Wert gegenüber dem Vormonat zugenommen hat und es wird eine Short-Position im S&P500 eingegangen, wenn sich der PMI-Wert unter 50 befindet und gegenüber dem Vormonat abgenommen hat. Mit dieser Strategie haben wir immer eine Long- oder Short-Position offen. Der untenstehende Chart zeigt die Performance der jeweiligen Strategien im Vergleich.   Mehr Rendite bei weniger Risiko Bei jeder Handelsstrategie müssen wir neben den Renditeerwartungen natürlich auch das Risikoprofil bewerten. Folgende Kennzahlen ergeben sich aus den Backtests:   Alle ISM PMI Strategien haben nicht nur die Buy-and-Hold-Strategie geschlagen, sondern auch die 200 DMA-Strategie. Auffallend sind die Unterschiede im Vermögenswachstum nach 20 Jahren: Mithilfe des ISM PMI hätte man statt 15.000€ Zugewinn mit Buy-and-Hold knapp 45.000€ verdienen können. Das beste Verhältnis von annualisierter Rendite zum maximalen Drawdown hat die einfachste der drei ISM PMI Strategien. Gemäß den Regeln dieser Strategie beteiligt man sich am Aktienmarkt ganz einfach nur dann, wenn der ISM PMI größer oder gleich 50 ist. Der maximale Drawdown ist gegenüber einem Buy-and-Hold-Ansatz erheblich reduziert, und das bei einer gleichzeitig höheren Rendite. Die Outperformance der Strategie erklärt sich in der Nicht-Beteiligung am Aktienmarkt während der kritischen Marktphasen im Jahr 2000 bis 2002, der Finanzkrise und zuletzt Anfang 2016. Gleichzeitig gewährt die Strategie ein rechtzeitiges Wiedereinsteigen in den Aktienmarkt, sodass eine starke Kurserholung möglichst nicht verpasst wird.   Fazit Unser Backtest hat bewiesen, dass die Berücksichtigung relevanter Wirtschaftsindikatoren einen Mehrwert im Investieren und Trading bieten kann und dabei hilft, die Marktrichtung mit erhöhter Wahrscheinlichkeit richtig zu prognostizieren.

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