Market Profile

Trading mit Market Profile (2) – Strategien und Trading Set-ups

Das Market Profile hilft uns, die Aktivitäten der Markteilnehmer besser zu lesen und zu verstehen. Anhand konkreter Strategien und Trading Set-ups können wir aus den Formationen des Market Profile Trades ableiten. Hier stellen wir zwei grundlegende Strategien und Set-ups für das Trading mit Market Profile vor. Im Grunde genommen ist der Markt eine Auktion. Unsere Aufgabe als Trader ist es, aus der Entwicklung dieser Auktion das Potenzial des Marktes für eine Aufwärts- oder Abwärtsbewegung abzuschätzen. Dabei gilt es zu prüfen, ob bestimmte Preislevel mehr Käufer oder mehr Verkäufer anziehen. Welche Kräfte am Markt gewinnen also die Oberhand? Wir beginnen mit einer Analyse der Markteröffnung.   Market Profile Set-ups für die Markteröffnung Daytrader versuchen oft, den ersten Handelsminuten wichtige Informationen für die Kursrichtung des Tages zu entnehmen. Daraus sind Strategien wie „Opening-Range Breakout“ oder „Morning Breakout“ entstanden. Die Trefferquote dieser Strategien könnte man deutlich erhöhen, wenn man zwischen Trend- und Seitwärtstagen unterscheiden würde. Das Market Profile kann hierzu wertvolle Informationen liefern.   Was sagt uns die Markteröffnung über die zu erwartende Tagesbewegung? Dazu vergleichen wir die Markteröffnung mit dem Market Profile des Vortags. Es gibt drei Bereiche, in denen der Markt eröffnen kann: Innerhalb der Value Area des Vortags Außerhalb der Value Area des Vortags, aber noch in der Trading-Range des Vortags Außerhalb der Trading-Range des Vortags Auf diese Weise können wir prüfen, ob der Markt im Gleichgewicht ist. Dementsprechend schätzen wir die Chancen und Risiken ein.   Das Opening findet innerhalb der Value Area des Vortags statt Der Markt ist im Gleichgewicht: Die Chancen genauso wie Risiken einer größeren Bewegung sind hier am geringsten (in der Regel ein langweiliger Handelstag mit wenig Bewegung).   Das Opening findet außerhalb der Value Area des Vortags statt, aber noch in der Trading-Range des Vortags Der Markt ist geringfügig aus dem Gleichgewicht: Hier ist mit etwas größeren Bewegungen zu rechnen, die Hochs oder Tiefs vom Vortag werden getestet, überschritten, aber nicht nachhaltig. Die Value Area verschiebt sich leicht.   Der Markt öffnet außerhalb der Trading-Range des Vortags Der Markt hat sich „über Nacht“ verändert und ist zunächst nicht im Gleichgewicht. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: A. Der Markt findet ein neues Gleichgewicht und bleibt um den Markteröffnungskurs außerhalb der Vortages-Range. B. Der Markt bewegt sich weiter in Ausbruch-Richtung. Wer hier rechtzeitig in Ausbruch-Richtung handelt, kann einen schönen Trend mitnehmen. Diese Set-ups sollen dabei helfen, realistische Erwartungen an den Handelstag zu haben. Außerdem können wir so mögliche Bewegungen besser abschätzen bzw. visualisieren. Es ersetzt nicht, in der ersten Handelsstunde zu prüfen, wie der Markt mit dem neuen Preis umgeht. Wird mein Set-up bestätigt, oder hat der Markt etwas anderes vor? Und natürlich gilt auch hier: Wichtige Nachrichten-Termine im Tagesverlauf müssen berücksichtigt werden.   Referenzpunkte im Markt finden (Market Profile Strategie) Mit dem Market Profile können wir wichtige Referenzpunkte im Markt identifizieren. Diese nutzen wir als Einstieg für einen Trade. Eines der wichtigsten Referenzpunkte entsteht durch Single Print Buying oder Selling Tails. Diese sind eine Range-Verlängerung, die sich als fake erwiesen hat. Im Market Profile ist ein Single Print Buying oder Selling Tail eine Range-Verlängerung von mindestens zwei einzelnen TPOs am oberen (Selling Tail) oder unteren Ende (Buying Tail) des Market Profile. Die entsprechende Definition gibt es aber auch für den herkömmlichen Kerzenchart: Eine 30-Minuten Umkehrkerze, dessen Docht oder Lunte im Laufe des Handelstages nicht mehr gehandelt wurde. Außerdem ist das Volumen in diesem Bereich sehr dünn.   Was bedeuten fake Kursausbrüche? Ein Single Print Buying oder Selling Tail entsteht folgendermaßen: ➡ Der Markt handelt höher (Kurse steigen), um mehr Verkäufer zu finden, die die Nachfrage der Käufer decken. Umgekehrt handelt der Markt tiefer (Kurse fallen), um mehr Käufer zu finden, die das Angebot der Verkäufer abnehmen. ➡ Auf diese Weise bilden sich irgendwann Hochs (Tiefs), die sofort wieder abgewiesen werden. Hier ist der Markt offensichtlich zu weit gelaufen. Aber diese Kursübertreibungen sind nötig, um zu wissen, ab welchem Level der Preis als zu weit über oder unter dem Value gesehen wird. ➡ Die Korrektur dieser Kursübertreibungen erfolgt durch Marktteilnehmer, die den teuren/billigen Preis als Chance sehen. Wird der Preis ein weiteres Mal dasselbe Level erreichen, dürften dieselben Marktteilnehmer diese „günstige Chance“ erneut wahrnehmen. Damit haben wir mit einer abgewiesenen Kursübertreibung einen Referenzpunkt im Markt (Widerstands- oder Unterstützungslevel). ➡ Solange sich die Marktbedingungen nicht ändern, wird dieses Level immer wieder als Chance der Gegenseite genutzt. Das machen wir uns zunutze und nehmen ebenfalls die Position der Gegenseite ein. Der untenstehende Chart zeigt das entsprechende Beispiel: Hier greifen wir auf das Volumenprofil zurück. Dieses zeigt einen Single Print Buying oder Selling Tail als sehr dünnes Volumen an. Wie der Kursverlauf zeigt, waren diese Selling Tails ideale Einstiegspunkte für einen intraday Short Trade. Bildnachweis: © Bjoern Wylezich – stock.adobe.com

Read more

Trading mit Market Profile (1) – Erklärung und Begriffe

Das Market Profile (Marktprofil) ist eine besondere Darstellungsform des Marktverhaltens. Es erlaubt dem Trader, die Dynamik des Marktes besonders gut auf einem Chart zu erfassen. Das Market Profile wurde vom Trader Peter Steidlmayer entwickelt und ist seit 1985 öffentlich zugänglich. Obwohl das Market Profile gegenüber dem klassischen Kerzenchart einige Vorteile bietet, wird es unter privaten Tradern kaum genutzt. Es wird oft dem Bereich des Volumentradings zugeordnet, das in letzter Zeit immer bekannter wird. Im Folgenden werden wir die Vorzüge erläutern und wichtige Begriffe klären.   Das Market Profile als Alternative zum Kerzenchart Das Besondere am Market Profile ist, dass wir auf einen Blick sehen können, auf welchen Preisniveaus besonders viel gehandelt wurde. Auf diese Weise können wir wichtige Preislevel ausfindig machen. Preise, die im Laufe eines Handelstages häufiger angelaufen wurden, werden als fair betrachtet. Dagegen gelten Preise, an denen die Handelsaktivität gering war, als unfair. Natürlich ließe sich auch im Kerzenchart abschätzen, an welchen Preisniveaus sich der Kurs besonders lange aufgehalten hat. Allerdings erfordert dies eine gewisse visuelle Vorstellungskraft und ist damit weniger genau. Warum also nicht gleich die korrekte Darstellung wählen?   Wie funktioniert das Market Profile? Für jeden Handelstag bekommen wir ein Histogramm, das die Handelsaktivität auf die verschiedenen Preisniveaus verteilt. Das Histogramm setzt sich aus einzelnen Buchstaben zusammen, die die unterschiedlichen Zeitabschnitte im Handelstag markieren. Diese Buchstaben sind Time Price Opportunities (TPOs). In der Regel steht ein TPO für 30 Minuten. Damit lässt sich im Nachhinein feststellen, zu welchen Uhrzeiten welche Preise gehandelt wurden. Die einzelnen Buchstaben – also TPOs – werden im Laufe des Handelstages aneinandergereiht. Für jede Preisspanne, die gehandelt wird, wird der Buchstabe des aktuellen 30-Minuten Abschnitts vergeben. Das Histogramm der TPOs sieht nicht immer wie eine Normalverteilung aus. Je nach Marktsentiment bilden sich unterschiedliche Formationen. Anhand der Form des Histogramms können wir beispielsweise feststellen, ob es sich um einen Seitwärts- oder Trend-Markt handelt.   Bestandteile des Market Profile (wichtige Begriffe) Um das Market Profile im Trading richtig nutzen zu können, müssen wir die einzelnen Bestandteile kennen. Dazu haben sich einige Fachbegriffe durchgesetzt.   Initial Balance (auch als Opening Balance bezeichnet) Die Initial Balance ist die Preisrange während der ersten beiden TPOs (die erste Handelsstunde). In dieser Periode versuchen die Intraday Händler bzw. Market Maker, eine faire Preisspanne zu finden.   Range Extension Die Kursbewegung über die Initial Balance hinaus wird als Range Extension bezeichnet. Der Ausbruch aus der Initial Balance wird oft von aggressiven Markteilnehmern (in der Regel längerfristige Marktteilnehmer mit großen Aufträgen) ausgelöst. Die gesamte Handelsspanne eines Tage ist die Range.   Value Area (VA) Der Preisbereich, in dem 70% der Handelsaktivität stattgefunden hat, ist die Value Area. Das hohe Handelsaufkommen in der Value Area zeigt, dass diese Preise von Käufern wie Verkäufern akzeptiert wurden.   Single-Print Buying/Selling Tail Mindestens zwei einzelne TPOs am oberen (Selling Tail) oder unteren Ende (Buying Tail) des Market Profile bilden ein Single-Print Tail. Der Preis hat sich an diesem Extrempunkten nur kurz aufgehalten. Andere Marktteilnehmer haben den Kurs mit aggressiven Gegenaufträgen sofort wieder zurückgedrängt.   Point of Control (POC) Der Point of Control ist der fairste Preis. Hier erfolgte die größte Handelsaktivität. Das erkennen wir an dem längsten horizontalen TPO-Balken.   Closing Range Die letzte Handelsperiode ist ein wichtiger Referenzpunkt für den nächsten Handelstag. Sie steht für das Sentiment eines Handelstages. Mithilfe der Bestandteile und den Formationen des Market Profile können wir verschiedene Trading Set-ups und Market Profile Strategien definieren. Auf die praktische Anwendung werden wir in nachfolgenden Artikeln noch genauer eingehen.   Market Profile Software und Indikatoren für den MetaTrader 4 Das Market Profile verarbeitet ausschließlich die Information Preis und Zeit. Damit können wir es auch im MetaTrader 4 nutzen. Hier können Sie sich einen entsprechenden Indikator downloaden. Allerdings verlangsamt dieser den Metatrader erheblich. Die bessere Variante finden Sie in umfangreichen Trading-Plattformen. Diese haben das Market Profile bereits als Charting-Möglichkeit integriert. Eine günstige Software ist beispielsweise MultiCharts, die über ausgewählte Broker sogar kostenlos erhältlich ist. Eine teure Alternative wäre MarketDelta für 199$ im Monat. Beide Plattformen erlauben die Darstellungsform in TPOs als Buchstaben. Letzteres ist leider nur bei wenigen Trading-Plattformen inkludiert. Auf Tradingview finden Sie mit dem Volumenprofil die alternative Darstellungsform. Bildnachweis: ©whyframeshot – stock.adobe.com    

Read more

Die 4 größten Irrtümer über Market Profile und Volumentrading

Das sogenannte Volumentrading und Trading nach Market Profile verbreitet sich im deutschsprachigen Raum immer mehr. Das Angebot an Software und Plattformen, die diese Formen der Analyse ermöglichen nimmt stetig zu. Immer mehr Trading-Coaches entdecken für sich diese „neuartige“ Methode und propagieren sie als den heiligen Gral des Tradings. Wer im Trading bisher keinen Erfolg hatte, ist voller Hoffnung, endlich die richtige Methode gefunden zu haben. Doch so wie Market Profile an Bekanntheit gewinnt, mehren sich auch die Missverständnisse. Hier die 4 häufigsten Irrtümer:   1. Volumentrading ersetzt Charttechnik Viele Trader die sich dem Volumentrading zuwenden, werfen das herkömmliche Wissen der Charttechnik über Bord. Doch das ist ein Irrtum. Nur weil Volumen-Analyse ein gutes Werkzeug ist, heißt das nicht, dass wir alle anderen Methoden verwerfen können. Volumen- oder Marktprofil ist eine bestimmte Art, Marktdaten darzustellen. Wir bekommen auf diese Weise Informationen, die wir im Kurschart nicht finden würden. Genauso gibt uns aber auch der Kursverlauf wichtige Informationen, auf die wir nicht verzichten wollen. Und ohne ein grundlegendes Verständnis der Chartanalyse können wir aus dem Kursverlauf nicht die Informationen ziehen, die für uns wichtig sind. Volumen-Analyse wird in Kombination mit Chartanalysen zu einem mächtigen Werkzeug. Um das Potenzial der Volumen-Analyse voll ausschöpfen zu können, ist es wichtig, die Information aus dem Profil mit denen des herkömmlichen Charts wie Widerstand, Unterstützung und einfachen Chartmustern zu kombinieren. Dabei verzichte ich auf hinterherschauende und verwirrende technische Indikatoren. Trader müssen auf jedes Werkzeug zugreifen, das ihre Analyse-Fähigkeiten und ihr Trading verbessern kann. Dabei dürfen wir nicht ein einzelnes Werkzeug herausnehmen, es verkomplizieren und zum ultimativen Analyse-Tool erklären.   2. Es geht um das Auswendiglernen von Profil-Mustern Es reicht keineswegs, eine Reihe an Profil-Mustern auswendig zu lernen. Sicherlich ist es hilfreich, einige Formationen des Volumen- und Marktprofils zu kennen. Viel wichtiger ist es jedoch, zu verstehen warum sie auftreten. Es geht um das Verstehen und Interpretieren der Muster. Um die Analyse des Volumenprofils erfolgreich anwenden zu können, müssen wir die Prinzipien, die das Marktverhalten beeinflussen bestens kennen. Welche Faktoren und Elemente liegen dem jeweiligen Marktprofil zugrunde? Trader benötigen ein klares Verständnis für das Gesetz von Angebot und Nachfrage und die Vorgänge während einer Auktion.   3. Marktprofil ist ein Signal-System Manche Trader glauben, Marktprofil würde dir klar definierte Ein- und Ausstiegssignale liefern. Nichts könnte weiter von der Realität entfernt sein. Erwarte nicht, mit dem Marktprofil von nun an nur nach bestimmten Signalen Ausschau halten zu müssen. Davon abgesehen müssen wir uns über die Schwachstellen und Grenzen von Signal-Systemen im Klaren sein. Diese Systeme können schnell unprofitabel werden, wenn der Markt sich verändert. Die korrekte Interpretation von Marktdaten und das geschulte Beurteilungsvermögen des Traders sind unersetzlich.   4. Das Volumen sagt dir die Zukunft voraus Einige Trader behaupten irrtümlicherweise, Volumen-Profile können vorhersagen was in der Zukunft im Markt passieren wird. Auch hier gilt: Die Realität sieht völlig anders aus. Das Volumen beschreibt die Gegenwart. Es erlaubt uns, das aktuelle Geschehen am Markt zu verstehen. Aber es verrät uns nicht die Zukunft. Es gibt keine Werkzeuge im Volumentrading oder der Chartanalyse, die uns die Zukunft vorhersagen können. Ein besseres Verständnis über die aktuelle Lage im Markt – anhand der Volumen-Analyse – hilft uns, besser einschätzen zu können, was am wahrscheinlichsten in der Zukunft passieren wird. Trading ist gleichermaßen eine Wissenschaft wie eine Kunst, und wir müssen lernen, mit der richtigen Mischung an Werkzeugen und Daten unser Kunstwerk zu gestalten. Bildmaterial: © denisismagilov – stock.adobe.com

Read more