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Börsenweisheiten – Taugen sie heute noch etwas?

Börsenweisheiten können gute Anhaltspunkte für grundsätzliche Martkstrategien sein, dennoch sollte man sie kritisch hinterfragen. Oft stellen Börsenweisheiten nämlich keine unumstößlichen Wahrheiten dar, sondern sind nur für einen bestimmten Zeitraum der Börsengeschichte bedeutend gewesen. Als die große Weltwirtschaftskrise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kurz bevor stand, verkündete Irving Fisher, ein einflussreicher Ökonom, der für die bis heute anhaltende Mathematisierung der Wirtschaftswissenschaften mitverantwortlich ist, dass die Aktienmärkte ein dauerhaft hohes Niveau erreicht hätten. 1929 brachen die Aktienmärkte mit dem schwarzen Freitag zusammen. Wirtschaftliche Prozesse und die Dynamik des Marktes sind zu kompliziert für Analysten, Investoren und nicht zuletzt auch für Politiker, um 100%ig zutreffende Aussagen zu treffen. Börsenweisheiten können daher nur als Anhaltspunkte für das eigene Verhalten auf dem Markt dienen. Man sollte jedoch kritisch mit ihnen umgehen, es handelt sich keinesfalls um absolute Weisheiten. Nicht zuletzt, da einige Börsenweisheiten auch einander widersprechen. In ambivalenten Situationen hat der Börsenmarkt zwei Weisheiten, sodass man die Situation letzten Endes selbst einschätzen muss. Hin und her macht Taschen leer Diese Weisheit weist schlicht und ergreifend daraufhin, dass Transaktionen an der Börse Geld kosten. Gebühren, die an den jeweiligen Börsenmakler bzw. die Bank entfallen, und ggf. Steuern, die auch schon bei kleinen Gewinnen anfallen. Wer zudem unsicher auf Börsenentwicklungen reagiert, nimmt beim häufigen Umlagern der Aktien, wenn er sich auch noch ungeschickt anstellt, Verluste in Kauf, um spät in bullische Kurse einzusteigen, wodurch ein Gewinn klein ausfällt. The Trend Is Your Friend Übersetzt bedeutet diese bekannte Börsenweisheit „Der Trend ist dein Freund“. Damit wird ein selbstverstärkender Effekt einer Hausse oder Baisse bezeichnet. Es erklärt sich allerdings von selbst, dass mit dem jeweiligen Trend irgendwann auch Schluss ist. Im Grunde eine unnütze Börsenweisheit, denn letzten Endes kommt es auf das richtige Timing an. Anstatt sich bloß am Trendverlauf eines Kurses zu halten, sollte man sich vielmehr mit den wirtschaftlichen Fakten beschäftigen, die einem Trend zu Grunde liegen. Ist ein stetig steigernder Kurs auch von stetig wachsenden Umsatzzahlen eines Unternehmens gedeckt, ist der fallende Kurs durch ein zukunftsloses Geschäftsmodell begründet? Sell in May and Go Away Eine alte Börsenweisheit, die durchaus ihre Berechtigung hatte. In den Sommermonaten nimmt der Handel und die Wirtschaftsaktivität insgesamt ab. Stagnation oder fallende Kurse sind daher oft zu erwarten. Es handelt sich dabei selbstverständlich um keine absolute Weisheit, schließlich können Unternehmen auch im Sommer noch hohe Gewinne einfahren. Es gibt in den letzten 20 – 30 Jahren unzählige Beispiele für steigende Kurse im Mai. Studien weisen jedoch daraufhin, dass diese Weisheit prinzipiell noch immer gültig ist, sie hat sich offenbar lediglich in den Juli verschoben. Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen André Kostolany hat die Aktienkurse einmal mit einem Skatspiel verglichen. Man hat immer gute und schlechte Karten auf der Hand und muss mit ihnen das beste erreichen. So ähnlich ist es auch an der Börse, ein gut gestreutes Portfolio weist immer stärkere und schwächere Aktien auf. Die Börsenweisheit weist einem natürlich das optimale Verhalten in einer solchen Situation an, doch die Schwierigkeit liegt wie immer darin, die Nachhaltigkeit eines Trends zu erkennen. Greife niemals in ein fallendes Messer Ähnliche Aussage wie bei der Börsenweisheit „the trend is your friend“. Eine Aktie im fallenden Trend kann durch Pessismismus oder im Extremfall auch durch Panikverkäufe weiter sinken. Den Trend, ein plötzlich wieder steigender oder weiter fallender Kurs, im Voraus zu erahnen, ist so gut wie unmöglich. Im Optimalfall kann man jedoch abwarten und sehen, ob sich ein Boden bildet, der bestenfalls mehrfach getestet wurde und von dem aus wieder ein Kursanstieg möglich erscheint. Wie immer gilt aber, dass der Kursverlauf nicht entscheidend ist, sondern die wirtschaftliche Performance des jeweiligen Unternehmens. Wenn der fallende Kurs durch eine negative Tatsache begründet ist, erklärt es sich von selbst, dass man nicht in das fallende Messer greifen sollte. Sell on Good News Wie viele Börsenweisheiten vereinfacht auch diese Weisheit das Verhalten am Markt. Grundsätzlich ist es natürlich sinnvoller bei schlechten Nachrichten zu verkaufen als bei guten, doch nicht selten legen erfolgreiche Unternehmen ganze Serien von guten Nachrichten hin, da sie ihre eigenen wirtschaftlichen Erwartungen stetig übertreffen. In der jüngeren Vergangenheit waren Google, Apple und nun Tesla Beispiele für solche Unternehmen. Wer zu Beginn des steigenden Trends dieser Aktien bei der erstbesten guten Nachricht dieser Unternehmen verkauft hätte, hätte sich einige Gewinne in der folgenden Zeit entgehen lassen. Price Is What You Pay, Value Is What You Get Eine Börsenweisheit, die von dem weltbekannten Investoren Warren Buffet stammt. In ihr wird eine sehr wichtige Unterscheidung vorgenommen, der Preis einer Aktie ist nicht gleich dem Wert des zugehörigen Unternehmens. Es ist also nicht bloß der Kursverlauf, den man sich anschauen und von dem man sich überzeugen sollte. Vielmehr muss das eigentliche Unternehmen bewertet werden. Nach welchen Maßstäben, Faktoren und Formeln Buffet ein Unternehmen bewertet, ist nicht genau bekannt. Doch letzten Endes muss man von der Idee, des Produktes und der Strategie des Unternehmens überzeugt sein. Die Börsenspekulation ist wie eine Skatpartie. Man muss mit guten Karten mehr gewinnen als man mit schlechten Karten verliert Diese Börsenweisheit stammt von dem berühmten Journalisten, Finanzexperten und Spekulanten André Kostolany. Mit ihr wollte er zum Ausdruck bringen, dass man so gut wie immer sowohl gute als auch schlechte Karten in seinem Portfolio hat und dass man versuchen muss, aus diesem Umstand das beste zu erreichen. Das Reizen, das Einschätzen der eigenen Karten gegenüber aller anderen Karten im Spiel ist ein genauso wichtiger Bestandteil beim Skat wie das rechtzeitige Abgeben von niedrigen und hohen Karten. Analog gilt es an der Börse, sein Portfolio richtig einzuschätzen, bringen schlechte (also fallende) Kurse mehr Gewinn ein, wenn sie wieder steigen als andere Kurse, die auf dem aufsteigenden Ast sind? Wann sollte man sich von einer guten Aktie trennen, um möglichst viel Gewinn mitzunehmen? Die Fragestellungen an der Börse ähneln den Fragen beim Skatspiel. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass dieser Vergleich auch seine Grenzen hat. Diese Börsenweisheit setzt den Aktienhandel mit einem Spiel gleich, bei dem es lediglich um Wahrscheinlichkeiten geht. Hier hinkt diese Börsenweisheit natürlich, da es am Aktienmarkt nicht um klar nennbare Wahrscheinlichkeiten, sondern…

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Gibt es den todsicheren Aktienkauf?

Vielleicht haben Sie sich auch schon einmal gefragt, ob es eine Aktie gibt, bei der man eigentlich nichts falsch machen kann? Gibt es Aktien, die sich jederzeit guten Gewissens für einen Kauf empfehlen? Bei dieser Frage muss darauf hingewiesen werden, dass es an der Börse keine hundertprozentigen Sicherheiten geben kann. Allerdings kann ein Investment in Unternehmen, die zu den weltweiten Top-Playern gehören, auf lange Sicht nur selten schief gehen. Nehmen wir zum Beispiel Apple: Der Ausgabekurs beim Börsengang im Dezember 1980 betrug 22 US-Dollar. Mittlerweile notiert der Kurs bei 126,78 Dollar (Schlusskurs am 16. April). Splitt- und dividendenbereinigt entspräche der Ausgabekurs heute in etwa 2 Dollar. Am allerersten Handelstag konnte Apple 32 Prozent zulegen und in die Kassen des Unternehmens flossen knapp 1,8 Milliarden Euro. Heute taucht der Name Apple immer wieder in den Bestsellerlisten von Financial Times und Forbes auf. Von kurzen Unterbrechungen abgesehen, belegt Apple in der Liste der 500 größten Unternehmen der Welt nach Marktkapitalisierung seit September 2011 mit einem heutigen Wert von knapp 675 Milliarden Dollar den ersten Platz. Auch bezüglich des Umsatzes (182,8 Mrd. USD 2014) liegt das Unternehmen regelmäßig unter den Top Ten der Welt. Die Marke Apple gilt mit einem Wert von 185 Milliarden Dollar ebenfalls als wertvollste Marke der Welt. Bei diesen finanziellen Möglichkeiten muss schon viel passieren, damit ein langfristiges Investment in einem Totalverlust endet. Selbst so gravierende Ereignisse wie der Tod von Steve Jobs oder die weltweite Finanzkrise konnten Apple nichts anhaben.   Aktuelle Lage von Apple Aus dem bisher Gesagten ist es verständlich, dass Apple bei Analysten sehr beliebt ist. Dass das Papier auch aktuell ein Investment lohnt, zeigen die Einstufungen der meisten Analysten in den Monaten Februar und März: Buy, Outperform oder Overweight dominieren bei den Einschätzungen und der Aktie werden gute Wertsteigerungschancen eingeräumt. Der bevorstehende Verkaufsstart der Apple Watch wird dabei mit Spannung erwartet. Ersten Schätzungen zufolge rechnen Experten damit, dass der Konzern am ersten Verkaufswochenende etwa eine Million Einheiten verkaufen könnte. Für das zweite Quartal beläuft sich die Schätzung auf 2,3 Millionen verkauften Apple Watches. Die aktuellen Kursziele schwanken überwiegend zwischen 133 und 160 Dollar. Morgan Stanley beispielsweise hob erst Anfang März das Kursziel von 133 auf 160 Dollar an und begründete diesen Schritt mit einer Steigerung der verlässlichen Umsätze. Die Einstufung wurde auf „Overweight“ belassen.   Bluechips – Lieblinge konventioneller Anleger Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit bei einem Engagement in Aktien. Aber die Gesetze des Marktes verlangen in erster Linie Wachstum. Und wer kann Wachstum besser erreichen, als der Marktführer, der Branchenprimus, der Top-Global-Player? Apple gehört auf jeden Fall dazu. Apple ist ein Bluechip. Mit diesem Begriff werden an der Börse Aktien großer, internationaler, allgemein bekannter und angesehener Unternehmen von hoher Solidität, Bonität, Substanz- und Ertragsstärke belegt. Die deutsche Bezeichnung dafür lautet Standardwert. Die dreißig größten Standardwerte sind im Aktienindex DAX zusammengefasst. Namen wie Deutsche Bank, Siemens oder Volkswagen sind jedem ein Begriff. Anteilseigner von solchen Firmen sind in der Regel konventionelle Anleger, die das Risiko so gering wie möglich halten wollen.   Insolvenz ausgeschlossen? – Nicht immer! Dass selbst bei gestandenen Unternehmen eine Insolvenz nie ganz ausgeschlossen werden kann, zeigen die Beispiele Texaco und General Motors aus den USA oder AEG und der Kirch-Gruppe in Deutschland. Häufig sind Missmanagement und übermäßige Expansion die Ursachen für die Insolvenz solch großer Unternehmen. Auf veränderte Marktbedingungen wird nicht adäquat reagiert und in Krisenzeiten wie der allgemeinen Finanzkrise 2008 geht auch Großkonzernen dann schnell das Geld aus. Deshalb ist es bei einem Engagement in Aktien wichtig, die finanzielle Lage des Unternehmens, in das investiert wurde, genau zu beobachten. Ein geeignetes Mittel dafür ist die Fundamentalanalyse, die die betriebswirtschaftlichen Daten und das ökonomische Umfeld eines Unternehmens beleuchtet. Da Aktiengesellschaften verpflichtet sind, ihre finanzielle Situation den Anlegern offenzulegen, ist die Beschaffung von Informationen relativ einfach. Auf Hauptversammlungen und in den Medien werden die Jahresbilanzen bekannt gegeben. Diese Berichte enthalten alle notwendigen Kennzahlen, die für eine Fundamentalanalyse von Belang sind wie beispielsweise die Dividendenrendite oder das Kurs-Gewinn-Verhältnis.   Fazit Die Frage, ob es den todsicheren Aktienkauf gibt, muss also verneint werden. Bei Beachtung einiger Grundsätze kann man das Risiko eines Investments in Aktien allerdings so gering wie möglich halten. Zu diesen Grundsätzen gehört unter anderem, dass das Unternehmen eine gute Kapitalrendite ohne viel Schulden aufweist und die langfristigen Aussichten durch bewiesene Ertragskraft und einem attraktiven Geschäft nachweislich gut sind. Beim Einstieg sollte das Unternehmen nicht überbewertet sein und das Management sollte inhaberorientiert, kompetent und ehrlich sein. Bildmaterial: © ra2 studio/Fotolia.com  

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