Börsenpsychologie

Der Bulle und der Bär – Das bekannteste Symbol der Börse

Sie sind die beiden bekanntesten Symbole der Börsenwelt, deren zwei Gesichter, die ultimativen Gegensätze zwischen Glück und Verzweiflung, Höhenflug und Absturz, Himmel und Hölle, Gut und Schlecht widerspiegeln. Der Mensch hat nachweislich einen Hang zum Dualismus, einen Drang, die Welt in Gegensätze aufzuteilen, um sie so begreiflicher zu machen und das ihr innewohnende Chaos zu entwirren, indem es zwischen zwei Polen aufgespannt wird. Das ist in der Wirtschaft auch nicht anders als in der Religion, Philosophie oder Politik. Wo also in anderen Bereichen Engel und Teufel, moralische und verwerfliche Handlungen sowie links- und rechtsextreme Menschen Gegenstände der Betrachtung sind, so sind es im Börsenwesen der Bulle und der Bär! Die Rollen zwischen Bulle und Bär sind klar verteilt: Der Bulle steht für gute Zeiten, Zeiten der Progression, des Booms und des Aufschwungs. Die Kurven klettern beim Bullenmarkt steil nach oben und locken mit üppigen Dividenden zum Kauf von Anteilen. Zeiten des Bullen sind Zeiten der Investition, in denen vermehrt eingestellt, gebaut und gefördert wird. Damit steht er für alles Gute an der Börse. Umgekehrt nimmt der Bär die undankbare Rolle alles Schlechten ein, was sich Börsianer immer nie wünschen, dass es eintritt, aber die keynesianischen Gesetze von Konjunktur, von Auf- und Abschwung verlangen nun mal danach: Zeiten der Regression, des Abschwungs, in denen Aktien und andere Anleihen massiv an Wert verlieren und die Börse sich im Crash befindet, in denen Anleger zittrige Finger bekommen und oft schnell ihre Aktien weiterverkaufen wollen, bevor auch die letzte Person merkt, dass sie vielleicht schon bald weniger wert sein werden als das Papier, auf dem sie abgedruckt sind. So etwas nennt man dann einen Bärenmarkt, eine Zeit des Zögerns und der Depression, die Kurven zeigen nach unten oder befinden sich bereits an Tiefpunkten.   Historische Theorien des Bullen und Bären als Symbol Börsen in Form von Anteilshandel gibt es bereits seit Jahrhunderten, und seit ebenso vielen Jahren hat die Menschheit Zeiten erlebt, in denen der Aufschwung florierte oder die Werte ins Bodenlose stürzten. Belegt ist das unter anderem durch die „Tulpomanie“ Anno 1637, als die überhöhte Nachfrage nach Tulpenzwiebeln in Holland zum ersten richtigen Börsencrash in der Menschheitsgeschichte führte. Wenn also Wörter wie Aufschwung und Rezession an der Börse seit fast vier Jahrhunderten ein Begriff sind, ist es dann nicht plausibel anzunehmen, dass auch die Symbole für den Bullen und den Bären aus einer ebenso weit zurückreichenden Vergangenheit stammen? Aus diesem Grund ist es auch schwierig herauszufinden, wodurch genau diese Symbole geprägt wurden. Eine gängige Theorie lautet wie folgt: Der Bulle-Bär-Dualismus stammt von einem spanischen Literaten, welcher in Amsterdam die Börse besuchte und das geschäftliche Treiben beobachtete. Was er sah, erinnerte ihn an eine grausame Variation des Stierkampfes in Südamerika, dessen Zeuge er ebenfalls war. In einigen Kämpfen wurden nämlich zur Belustigung des Publikums, ganz in der Tradition der antiken römischen Kämpfe im Kolosseum, Stiere und Bären gegeneinander aufgehetzt. Was den Spanier nun an die Tierkämpfe erinnerte, als er die Börse besuchte, war das Auf und Ab der Kurse. Denn es erinnerte ihn an die Kampftechniken von Bär und Stier. Genauer erklärt schlägt ein großer Bär wie der Grizzly mit seinen Tatzen von oben schräg nach unten und richtet sich oft noch dafür auf seine Hinterläufe auf. Umgekehrt neigen Stierbullen oft den Kopf nach unten, Sekundenbruchteile bevor sie in vollen Lauf auf ihr Opfer treffen, um ihn dann im Moment des Aufpralls nach oben zu stoßen. So etwas kann man auch heute beobachten, wie in spanischen Stierkampfarenen so manch unglücklicher Matador buchstäblich auf die Hörner genommen und anschließend in hohem Bogen nach oben katapultiert wird. Kurz gesagt: Der Bulle symbolisiert das Auf, so wie er alles mit roher Gewalt nach oben stößt. Und der Bär steht für das Ab, wie wenn er mit seinen gewaltigen Tatzen alles in Grund und Boden fetzt und prügelt. Eine andere Theorie reicht ebenfalls Jahrhunderte zurück: Im England des 17. Jahrhunderts war es eine Praxis von Spekulanten, Aktien zu verkaufen, die sie nicht wirklich besaßen. Sie hofften damit, andere Anleger zum Nachahmen zu animieren und so Kursstürze der betreffenden Aktien auszulösen. Dies ging einher mit der Redewendung, dass man sich wie ein Fellhändler verhielt, der das Fell des Bären verkauft, bevor der Bär erlegt war. Und so wurde der Bär schnell zum Symbol des Werteverlustes. Der Gegensatz des Bullen kam im englischen Kontext wohl durch die Bären- und Bullenkämpfe hinzu, die auch in London ausgetragen wurden. Solche Kämpfe waren sehr begehrt bei wettfreudigen Spekulanten, was dem Bullen wohl den Ruf des Kurstreibers einbrachte. Noch abwegiger: Die Krimkriegs-Theorie. Als englische Truppen Mitte des 19. Jahrhunderts auf Seite des osmanischen Reiches gegen Russland um die Vorherrschaft der Krim kämpften, gelang ihnen nach harten Kämpfen ein Sieg gegen den Feind. Der Name eines Anführers der Engländer: Sir John Bull. Und das Symboltier der geschlagenen Russen, damals wie heute: Der Bär. Ein Spruch lautete: „Run with the bull“, was bedeutete, man solle sich auf die Siegerseite der Engländer, angeführt vom „Bullen“ schlagen. Und die Verlierer waren die „Bären“, die Russen. Die Glaubwürdigkeit dieser Theorie darf bezweifelt werden, da die leibhaftige Person eines Sir John Bull in den Dokumenten des Krimkrieges nicht glaubhaft auszumachen ist.   Die Stimmung vor den Kursen Die Begriffe des Bullen- und Bärenmarktes bezeichnen aber nicht nur die auf den Bildschirmen bereits sichtbaren Kursänderungen und -tendenzen. Sie stehen vielmehr auch für die Stimmung und Atmosphäre unter den Börsenmenschen, die nicht in Zahlen gemessen oder in Kurven dargestellt werden kann, und die oft einem Kurswechsel vorausgeht. Wenn also die Kurse eigentlich durch die Decke gehen, sich jedoch in der letzten Stunde Unruhe unter den Anlegern ausgebreitet hat, weil laut den Nachrichtenagenturen der chinesische Premierminister gerade einige kontraproduktive Dinge äußerte oder sich Meldungen über versiegende Ölquellen ausbreiten, bedeutet dies eigentlich schon eine Bärenstimmung, obwohl noch nichts bei den Kursen geschehen ist. Noch nicht. Bullen- und Bärenmarkt können auch für Optimismus und Pessimismus stehen. Wenn also eine gute Zeit für neue Anlagemöglichkeiten anbricht, sich jedoch die Anleger vermehrt gegen mögliche Kursstürze versichern wollen, beispielsweise mit Put-Optionen, dann kann man auch nicht wirklich von…

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Börsenpsychologie – Der Herdentrieb

Ob es um Währungen oder Aktien geht, in all diesen Märkten hat der psychologische Faktor die Oberhand. ,,Die Börse reagiert gerade einmal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie.“ André Kostolany. Wie sehr das zutrifft, ist meist bei schlechten Nachrichten zu sehen. Anleger bekommen bei Meldungen, die ihnen Angst um ihr Geld macht, sorgen, sie könnten es verpassen, auf den abfahrenden Zug aufzuspringen. Oft werden in den Medien Bilder verbreitet, die einen Ansturm auf den Sommerschlussverkauf oder aber den Winterschlussverkauf zeigen. Hysterische Frauen kreischen und kratzen, während sie sich auf die reduzierte Ware in ihrem Kaufhaus stürzen. So oder so ähnlich müsste man es sich metaphorisch vorstellen, im Falle einer Verkaufspanik an der Börse eben analog vice versa.   So entsteht der Herdentrieb Heutzutage können diese Nachrichten, die zum Herdentrieb führen, durch verschiedenste Arten verbreitet werden. Da wären z.B. die früher nicht vorhandenen sozialen Netzwerke im Internet, das Fernsehen, Radio, Mund zu Mund Propaganda, und natürlich die Zeitungen usw. Die Folge ist ein gleichzeitiges Verhalten, ohne individuelle Entscheidungen selbst zu treffen. Wir verhalten uns völlig entgegengesetzt als zum damaligen Kauf des Titels, da nämlich haben wir uns nicht von Emotionen leiten lassen, zumindest tut das der erfolgreiche Händler nicht, doch jetzt in dieser Panikmache verhalten wir uns irrational, weil wir wissen, andere verhalten sich auch affektiv und emotional. Der Hauptbestandteil des Tages in meinem täglichen Arbeitstag verbringe ich mit der Suche nach überverkauften bzw. überkauften Devisenpaaren bzw. Aktien. Das mache ich mithilfe von Oszillatoren, die mir zeigen, dass diese und jene Aktie etc. sehr günstig zu diesem Zeitpunkt bewertet ist. Hier spreche ich von einem Zeitraum in der Spanne von einem Tag bis zwei, höchstens drei Tagen. Mit Zuhilfenahme der reinen Markttechnik ist der Titel dann zum Steigen bzw. Fallen verdammt. Dabei ist meine Entscheidung unabhängig davon, ob beispielsweise bei einem Short-Einstieg der Titel aus ökonomischer Sicht Steigerungspotenzial hat. Denn der Titel hat, selbst bei positiver Markttechnik, bedarf an einer Short-Korrektur. Und warum hat er Bedarf daran? Weil andere Menschen vor ihren Bildschirmen sitzen und dasselbe denken. Ein ewig fallender bzw. steigender Titel sieht nicht gesund aus. Das spiegelt nur ein Bruchteil meines recht komplexen Handelsstils wider.   Der Herdentrieb ist psychologisch begründet Zurück zur Marktpsychologie. An der Universität Bonn und Heidelberg wurde 2006 das Kauf- bzw. Verkaufsverhalten von 6.500 Studenten aus 35 verschiedenen Universitäten und deren Fakultäten untersucht. Physiker und Wirtschaftswissenschaftler lagen weit hinten in der Liste der profitablen Personen, die an dem Test teilnahmen. Wer gehörte also zu der Personengruppe die acht Prozent profitabler waren als diejenigen, von denen man vermuten könnte, am Besten abgeschlossen zu haben? Es waren die Psychologen, die angaben, den Zahlen und Fakten misstraut zu haben, sie agierten antizyklisch. Der erste Börsenkrach nach dem zweiten Weltkrieg am 1987, als der schwarze Montag bekannt, war ein Beispiel für irrationales Verhalten. So fiel der Dow Jones innerhalb eines Tages um 22,6 % (508 Punkte). Zu diesem Geschehen trug wesentlich der computergesteuerte Handel bei. Die großen Banken hatten sehr ähnliche Systeme zur dynamischen Absicherung ihres Portfolios und so kam es zum Kaskadeneffekt, bzw. auch Lawineneffekt genannt. Das Ergebnis dieses Herdentriebes sind daher selbst erfüllende Prophezeiungen aus oft nicht rationalen Entscheidungsmustern der Anleger. Man möchte ungern aus der Herde aussteigen, wodurch sich oft das zu Grunde liegende Szenario auch einstellt. Unumstritten ist, dass es dadurch auch zu Währungsrisiken und Preisausschlägen kommen kann. Wer zuerst kommt, mahlt eben zuerst. Handeln Sie smart und schalten Sie die Emotionen aus.

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