Volatilität

Der Risk On/Risk Off Effekt an der Börse – Definition & Strategien

Unter professionellen Tradern wird man immer wieder von den Begriffen Risk On und Risk Off hören. Was ist damit gemeint und wie kann sich ein privater Trader diesen Effekt zunutze machen? Seit der Finanzkrise 2008/09 und durch die zunehmende Vernetzung der globalen Finanzmärkte lässt sich regelmäßig beobachten, wie sämtliche Werte innerhalb einer Assetklasse im Gleichschritt stark zulegen oder abwerten. Dabei handelt es sich um globale Kapitalumschichtungen von Risiko-Assets zu defensiven Assetklassen bzw. umgekehrt. Was passiert bei Risk-On? Im Risk-On Umfeld ist die Marktstimmung grundsätzlich positiv. Der Risikoappetit der Investoren und Trader nimmt dabei zu. Wenn der Risk On Effekt wirkt, gewinnen sämtliche Risiko-Assets an Wert. Dazu gehören Aktien, – insbesondere zyklische Aktien und Sektoren – Industrierohstoffe und hochverzinste Anleihen. Gleichzeitig verlieren die defensiven Assetklassen wie Staatsanleihen an Wert. Meist geht damit ein Rückgang der Volatilität einher. Das lässt sich an Volatilitätsindikatoren wie dem VIX beobachten. Folgende Trends treffen auf Risk-On zu: Zyklische Sektoren steigen Rohstoffe (außer Gold) steigen Schwellenländer Währungen und Aktien (Emerging Markets) gewinnen an Wert Japanischer Yen und Schweizer Franken wertet ab Staatsanleihen fallen (Zinsen steigen) Welche Märkte steigen bei Risk-Off? Bei Risk Off passiert genau das Gegenteil: Sämtliche Risiko-Assets werden verkauft und fallen. Das beim Verkauf freigewordene Geld muss natürlich wieder angelegt werden. In der Regel halten institutionelle Investoren nämlich nur geringe Kassebestände. Das Kapital sucht daher eine sichere Anlage. So wird das Kapital zu den defensiven Werten umgeschichtet. Staatsanleihen der Industrienationen, Gold und defensive Aktien und Sektoren sind dann gefragt. Auslöser für einen schlagartigen Wechsel der Marktlage zu Risk-Off können unter anderem geopolitische Spannungen, plötzliche Insolvenzen großer marktbestimmender Unternehmen oder negative Wirtschaftsnachrichten sein. Folgende Trends treffen auf Risk-Off zu: Defensive Sektoren gewinnen relativ zu zyklischen Sektoren Gold steigt Volatilität nimmt zu Staatsanleihen steigen (Zinsen fallen) Japanischer Yen und Schweizer Franken wertet auf Risk On/Risk off an den Forexmärkten Besonders schön lässt sich der RoRo-Effekt im Forexmarkt beobachten. Wer ein zyklisches Währungspaar einem defensiven gegenüberstellt, hat den idealen Indikator für die globale Marktstimmung. So z.B. steht ein starker australischer Dollar für globale Expansion, eine hohe Nachfrage nach Industrierohstoffen und eine expandierende Wirtschaft in China. Dagegen gilt der japanische Yen als sichere Anlage. Im Risk-Off Umfeld können wir demnach mit einem fallenden AUD/JPY rechnen. Genau das ließ sich 2008 während der Finanzkrise festellen (siehe untenstehender Chart). Was bedeutet das Risiko-Sentiment für den Trader? Wer aktiv tradet, wird sicher schon einmal festgestellt haben, dass einige Märkte in einem starken Zusammenhang zueinander stehen. Sicherlich ist es von Vorteil, sich nicht nur auf einen einzigen Markt zu konzentrieren. Professionelle Trader haben immer den gesamten Markt im Blick. Damit bekommen sie ein Gespür für die globalen Kapitalströme und können rechtzeitig reagieren. Wenn der Markt einmal im Risk-On oder Risk-Off Modus ist, hält dieser Zustand oft den ganzen Tag oder sogar mehre Wochen an – wobei solch längere Phasen im Bullenmarkt eher für Risk-On zutreffen. Es lohnt sich also, diesen Trend zu beachten. Eine Voraussetzung für die Berücksichtigung des RoRo-Effekts ist zunächst die Einteilung der Märkte in Risiko-Assets und defensive Assets bzw. sogenannte „Safe-Haven-Assets“. Eine Möglichkeit zur direkten Anwendung ist es, sich eine Watchlist der relevanten Märkte anzulegen. Geht aus den Marktbewegungen ein Risk-On- oder Risk-Off-Verhalten hervor? Mit dem Wissen um die aktuelle Risikoneigung der Marktteilnehmer kann sich der Trader dann besser positionieren. Im Trading-Prozess sollte dies als Filter oder Check für das Timing eingebaut werden. Dies im Trading zu beachten, kann davor bewahren, immer wieder Short-Trades zu starten, obwohl die Mehrheit der Marktteilnehmer noch long gestimmt sind. Zum Beispiel: Wenn die Märkte im Risk-On Modus sind, will ich mich nicht mit Short-Positionen in einem Aktienindex gegen dieses positive Sentiment stellen. Ich darf also nicht gegen diesen Risk-On-Effekt traden. Wenn der Trader feststellt, dass alle Märkte in der Risk-On-Watchlist von negativ zu positiv wechseln, könnte es sich um eine Änderung im Marktsentiment handeln. Auch hier kann der Trader seine Trades dem Sentiment anpassen oder aktive Positionen eingehen, um von dem RoRo-Effekt zu profitieren. Bildnachweis: ©Olivier Le Moal – stock.Adobe.com

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Wie viel darf ich pro Trade riskieren?

Eine Frage, die oft gestellt wird. Doch darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Das Problem liegt in der Fragestellung. Was ist mit „riskieren“ gemeint? In welcher Einheit soll meine Antwort gegeben werden? In Euro? Prozent? Punkte? Es ist ein grundlegender Irrtum, das Risiko beim Trading mit dem Euro-Betrag gleichzusetzen, den man im schlimmsten Fall (durch automatischen Schließen des Trades bei Erreichen des Stop Loss) verlieren würde. Wer in der Finanzindustrie arbeitet oder eine professionelle Ausbildung im entsprechenden Gebiet vorweisen kann, wird darüber wahrscheinlich den Kopf schütteln. Trotzdem denken viele private Trader genau so. Diese Denkweise lässt sich auf die Einführung der technischen Analyse zurückzuführen – Jahre bevor quantitative Strategien ein ernstzunehmendes Thema wurden. Damals wurden Begriffe und Definitionen mehr oder weniger frei erfunden (man denke z.B. an einige Indikatoren der Chartanalyse). Durch weit verbreitete Bücher oder den Guru-Status der Urheber, haben sich diese Begriffe im Laufe der Zeit in den Köpfen der Leute verfestigt. So wie die technische Analyse unter privaten Tradern Anklang gefunden hat, wurden vielversprechende Tools und einfache Erklärungen, ohne Fragen übernommen. Die fachgerechte Definition des Risikos, sowie die Messung und das Management desselben, kann sehr komplex werden. Ein tieferes Verständnis dieser Zusammenhänge ist für die meisten Trader nicht erforderlich. Aber es macht durchaus Sinn, über die richtige Herangehensweise Bescheid zu wissen.   Was bedeutet Risiko? Risiko hat mit den potenziellen Schwankungen im Wert innerhalb einer Zeiteinheit zu tun. Diesen Satz sollten Sie sich einprägen. Er fasst den Risikobegriff in Bezug auf Finanzen zusammen. Wenn Sie heute 1000 Lufthansa-Aktien zu 30€ kaufen und die Verlustgrenze bei 27 setzen, sagt das noch nichts über Ihr Risiko aus. Was würden Sie sagen, wenn ich 1000 Lufthansa-Aktien zur selben Zeit und zum gleichen Preis kaufe, aber meine Verlustgrenze bei 24 liegt? Habe ich dann ein doppelt so hohes Risiko wie Sie? Nehmen wir einmal an, der Preis steigt auf 33 und wir beide verkaufen – haben Sie dann einen besseren Trade gemacht, nur weil Sie denselben Gewinn bei weniger Risiko erwirtschaftet haben? Offensichtlich macht diese Denkweise keinen Sinn. Aber wenn Sie wissen, dass unsere Dax-Aktie im vergangenen Jahr eine tägliche Schwankung von einem Prozent nach oben oder unten gehabt hat, haben Sie eine Grundlage, um das Risiko einzuschätzen. Jetzt können Sie bestimmen, welcher täglichen Schwankung ihre Position ausgesetzt ist. Und das ist die Grundlage, um über Risiko nachzudenken. Wir dürfen jedoch nicht vernachlässigen, was diese Denkweise impliziert. Wir verwenden hier die Volatilität der Vergangenheit, um die Volatilität der Zukunft vorherzusagen. Das ist nicht perfekt, aber da die meisten von uns nicht in die Zukunft sehen können, reicht diese Methode in unserem Fall aus. Sicherlich gibt es noch Möglichkeiten, solche Methoden zu verbessern. Risiken messen und prognostizieren kann sehr kompliziert werden. Das grundlegende Prinzip ist jedoch entscheidend. Risiko bezieht sich auf Wertveränderungen über einen Zeitraum. Aus diesem Grund kann die Frage im Titel so einfach nicht beantwortet werden.   Fazit Zum Grundverständnis für Ihr Trading müssen Sie folgendes wissen: Zunächst einmal sollten Sie zwei Ebenen betrachten. Es gibt die Positionsebene und die Portfolioebene. Letzteres fasst alle Ihre offenen Positionen inklusive des Cash-Bestands als eine Einheit zusammen. Berechnen Sie für die einzelnen Positionen, als auch für das gesamte Portfolio Risikokennzahlen bezüglich der Volatilität. Setzen Sie sich für die entsprechenden Parameter Ziele und Grenzen. Managen Sie Ihr Risiko aktiv. © Gustavo Frazao/Shutterstock.com

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