Wie viel darf ich pro Trade riskieren?
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Wie viel darf ich pro Trade riskieren?

Eine Frage, die oft gestellt wird. Doch darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Das Problem liegt in der Fragestellung. Was ist mit „riskieren“ gemeint? In welcher Einheit soll meine Antwort gegeben werden? In Euro? Prozent? Punkte?

Es ist ein grundlegender Irrtum, das Risiko beim Trading mit dem Euro-Betrag gleichzusetzen, den man im schlimmsten Fall (durch automatischen Schließen des Trades bei Erreichen des Stop Loss) verlieren würde. Wer in der Finanzindustrie arbeitet oder eine professionelle Ausbildung im entsprechenden Gebiet vorweisen kann, wird darüber wahrscheinlich den Kopf schütteln. Trotzdem denken viele private Trader genau so.

Diese Denkweise lässt sich auf die Einführung der technischen Analyse zurückzuführen – Jahre bevor quantitative Strategien ein ernstzunehmendes Thema wurden. Damals wurden Begriffe und Definitionen mehr oder weniger frei erfunden (man denke z.B. an einige Indikatoren der Chartanalyse). Durch weit verbreitete Bücher oder den Guru-Status der Urheber, haben sich diese Begriffe im Laufe der Zeit in den Köpfen der Leute verfestigt. So wie die technische Analyse unter privaten Tradern Anklang gefunden hat, wurden vielversprechende Tools und einfache Erklärungen, ohne Fragen übernommen.

Die fachgerechte Definition des Risikos, sowie die Messung und das Management desselben, kann sehr komplex werden. Ein tieferes Verständnis dieser Zusammenhänge ist für die meisten Trader nicht erforderlich. Aber es macht durchaus Sinn, über die richtige Herangehensweise Bescheid zu wissen.

 

Was bedeutet Risiko?

Risiko hat mit den potenziellen Schwankungen im Wert innerhalb einer Zeiteinheit zu tun. Diesen Satz sollten Sie sich einprägen. Er fasst den Risikobegriff in Bezug auf Finanzen zusammen.

Wenn Sie heute 1000 Lufthansa-Aktien zu 30€ kaufen und die Verlustgrenze bei 27 setzen, sagt das noch nichts über Ihr Risiko aus. Was würden Sie sagen, wenn ich 1000 Lufthansa-Aktien zur selben Zeit und zum gleichen Preis kaufe, aber meine Verlustgrenze bei 24 liegt? Habe ich dann ein doppelt so hohes Risiko wie Sie? Nehmen wir einmal an, der Preis steigt auf 33 und wir beide verkaufen – haben Sie dann einen besseren Trade gemacht, nur weil Sie denselben Gewinn bei weniger Risiko erwirtschaftet haben? Offensichtlich macht diese Denkweise keinen Sinn.

Aber wenn Sie wissen, dass unsere Dax-Aktie im vergangenen Jahr eine tägliche Schwankung von einem Prozent nach oben oder unten gehabt hat, haben Sie eine Grundlage, um das Risiko einzuschätzen. Jetzt können Sie bestimmen, welcher täglichen Schwankung ihre Position ausgesetzt ist. Und das ist die Grundlage, um über Risiko nachzudenken.

Wir dürfen jedoch nicht vernachlässigen, was diese Denkweise impliziert. Wir verwenden hier die Volatilität der Vergangenheit, um die Volatilität der Zukunft vorherzusagen. Das ist nicht perfekt, aber da die meisten von uns nicht in die Zukunft sehen können, reicht diese Methode in unserem Fall aus. Sicherlich gibt es noch Möglichkeiten, solche Methoden zu verbessern. Risiken messen und prognostizieren kann sehr kompliziert werden. Das grundlegende Prinzip ist jedoch entscheidend.

Risiko bezieht sich auf Wertveränderungen über einen Zeitraum. Aus diesem Grund kann die Frage im Titel so einfach nicht beantwortet werden.

 

Fazit

Zum Grundverständnis für Ihr Trading müssen Sie folgendes wissen: Zunächst einmal sollten Sie zwei Ebenen betrachten. Es gibt die Positionsebene und die Portfolioebene. Letzteres fasst alle Ihre offenen Positionen inklusive des Cash-Bestands als eine Einheit zusammen.

Berechnen Sie für die einzelnen Positionen, als auch für das gesamte Portfolio Risikokennzahlen bezüglich der Volatilität. Setzen Sie sich für die entsprechenden Parameter Ziele und Grenzen. Managen Sie Ihr Risiko aktiv.

© Gustavo Frazao/Shutterstock.com

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