Rudolf T.

Ich bin selbst seit vielen Jahren leidenschaftlicher Trader und Gründer sowie Betreiber dieses Online-Magazins. In ruhigen Marktphasen nutze ich die Zeit um mein Wissen über den Finanzmarkt und die faszinierende Welt des Börsenhandels hier weiterzugeben.

Was ist der Maximum Drawdown beim Trading?

Drawdown ist eine allgemeine Bezeichnung für eine Verlustphase in einer bestimmten Zeitperiode. Der sogenannte Maximum Drawdown ist dabei insbesondere beim Börsenhandel eine wichtige und oft betrachtete Kennziffer. Was man alles an ihm ablesen kann, wird dieser Artikel genauer erklären.   Klassischer Drawdownbegriff In jedem Fall handelt es sich beim Drawdown um eine Kennziffer, die in der Bewertung von Basiswerten und / oder Händlern eine große Beachtung findet. Mit dieser Kennziffer kann man, zusammen mit der Auswertung weiterer Zahlen, das Risikomaß eines Investments auslesen. Es handelt sich dabei um eine von vielen Zahlen, die sich auf einen bestimmten Zeitraum berechnen lassen und angeben, wie hoch die Wertschwankungen eines Investments über diese Periode waren. Es gibt verschiedene Bedeutungen hinsichtlich der verschiedenen Arten des Wertpaierhandels, die man unbedingt richtig voneinander unterscheiden muss. Eigentlich kommt der Begriff Maximum Drawdown aus dem Aktienhandel und hat auch hier eine etwas andere Bedeutung als beim Forex- und CFD-Handel. Der ursprüngliche Begriff Maximum Drawdown bedeutet die relative Verlustphase eines Basiswertes anhand seiner historischen Kursentwicklung. Als Beispiel nehmen wir den DAX mit einem Höchststand von 12.000 Punkten im Jahr 2015. Bezogen auf Anfang 2016 beträgt der Rückgang vom Stand 12.000 aus auf ca. 8700 Punkte. Dies bedeutet einen temporären Rückgang um 3300 Punkte oder 27,5%. Dabei ist folgendes zu beachten: Je kürzer die Periode, desto aussagekräftiger ist der Wert. Bei einer Betrachtung über 20 Jahre ist in einem großen Aktienindex ein Maximum Drawdown von 27,5% ein extrem positiver Wert. Jedoch über einen Betrachtungszeitraum von nur einer Woche sollten hier die Alarmglocken schrillen. Die Umstände der Betrachtung geben also beim Prozentwert das eigentliche Risiko des Investments an. Die Berechnung des Drawdown muss nicht unbedingt heißen, dass das Investment im Gesamten gefallen ist und zu Ende der Periode unter dem Anfangswert steht. Der Maximum Drawdown gibt lediglich an, wie hoch prozentual die höchste Verlustperiode von einem bestimmten Kurs aus war.   Interpretationen beim Daytrading Im Bereich des Daytrading existieren mehrere Drawdownbegriffe, die es voneinander abzugrenzen gilt. Sie müssen als Trader die Kennzahlen, die Sie mit in Ihre Bewertung Ihres eigenen Handels oder des Handels anderer Trader, insbesondere beim Social Trading, richtig interpretieren. Besonders die Kennzahlen, die sich mit der Bewertung des Handelsrisikos befassen, sind eminent wichtig und können einen Aufschluss über die Risikotoleranz anderer Trader geben sowie über Ihren eigenen Handelserfolg. Unter Umständen können Sie aus Ihren eigenen Zahlen ablesen, ob Sie potentiell zu viel oder zu wenig Risiko am Markt eingehen und wie Sie Ihre Strategie dahingehend optimieren können. Im Bereich des Leveragehandels kommen drei Drawdownbegriffe vor, die Sie kennen sollten: der Absolute Drawdown, der Relative Drawdown und der Maximum Drawdown. Sie alle sind in Bezug auf das Tradingkapital zu sehen, geben also an, wie sich das eingesetzte Kapital des Traders anhand seiner Positionen verändert und entwickelt hat. Beim Daytrading haben die angesprochenen Werte nichts mit einem bestimmten Basiswert zu tun sondern beziehen sich immer auf das Handelskonto des Traders, unabhängig davon, welche Positionen im Einzelnen gehandelt wurden.   Der Relative Drawdown Der Relative Drawdown gibt an, wie sich das Tradingkapital in Abhängigkeit eines momentanen Höchstwertes verändert hat. Nehmen wir als einfaches Beispiel, dass ein Trader 10.000 Euro auf sein Handelskonto einzahlt und damit verschiedene Trades erfolgreich abschließt, bis er sein Kapital irgendwann auf 20.000 Euro verdoppelt hat. Die 20.000 stellen einen Höchstwert seines Kapitals dar, auch Peak genannt. Nehmen wir nun an, dass ein nächster Trade weniger erfolgreich verläuft und er einen Verlust von 5.000 Euro realisiert. Nun beträgt der Relative Drawdown immer den größten Abstand nach unten vom damaligen Höchstwert, im jetzigen Fall 5.000. Der Zeitwert 15.000 Euro wird in diesem Zusammenhang als Valley bezeichnet. Sie sehen, dass der Trader einen verhältnismäßig hohen Drawdown erreicht hat, auch wenn sein Handelskonto nie seine ursprüngliche Einlage von 10.000 Euro unterschritten hat. Daran ist zu erkennen, dass die Kennziffer sehr wichtig ist, denn sie gibt das Risikoverhalten des Traders an. Auch wenn die ersten Trades sehr erfolgreich verlaufen sind und das Kapital verdoppelt haben, hat der Trader schnell einen hohen Drawdown erreicht. Dieser gilt solange vom Peak aus, bis ein neues Peak erreicht ist. Dies ist deshalb so wichtig, da einige unerfahrene Trader schnell große Gewinne einfahren, diese aber nicht dauerhaft halten können, weil sie beispielsweise zum Erwirtschaften des Gewinne viel zu hohe Risiken eingegangen sind. Ein möglichst niedriger Relative Drawdown spricht für ein großes Risikobewusstsein des Traders und eine gute Absicherung der Positionen.   Der Maximum Drawdown Dieser gibt, wie der Name schon vermuten lässt, über die gesamte Tradinghistorie den höchsten Drawdown im Kapital des Traders an. Auch hier lässt sich die Risikotoleranz eines Traders messen. Für die gesamte Trading-Strategie ist dieser Wert zwar weniger aussagekräftig, jedoch kann man an einem sehr hohen Maximum Drawdown erkennen, dass der Trader vermutlich mit einem sehr weit entfernten Stop-Loss oder sogar gänzlich ohne handelt. Beachten Sie jedoch folgendes: Ein Drawdown ist nicht gleich ein Verlust! Eine Position verzeichnet und speichert in der Historie des Traders den Drawdown auch dann, wenn die Position schließlich wieder in den Gewinnbereich gelaufen und vielleicht sogar erfolgreich beendet wurde. Der Drawdown stellt sozusagen nur eine Momentaufnahme inmitten des Verlaufs einer Position dar und speichert diese. Ein hoher Maximum Drawdown kann also zweierlei bedeuten: entweder ist eine einzelne Position des Traders sehr weit ins Minus gelaufen oder der Trader hat eine länger andauernde Verlustperiode gehabt und viele einzelne Trades sind schiefgelaufen.   Der Absolute Drawdown Dieser ist eine Kennzahl, die die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Strategie oder auch eines Traders angibt. Der Absolute Drawdown bezieht sich nicht auf Peak und Valley sondern immer auf das Einlagekapital. Besonders wichtig ist er bei der Bewertung einer bestimmten Strategie mittels eines Backtests und bei der Evaluierung einzelner Trader und ihrer Konten. Wer beispielsweise darüber nachdenkt, Follower eines Traders beim Social Trading zu werden, sollte unbedingt nachsehen, wie lange dieser bereits sein Konto hat und wie hoch der Absolute Drawdown ist. Dieser berechnet sich immer in Bezug auf das Einlagekapital. Er beschreibt also den größten Abstand nach unten zwischen dem jemals erreichten Tiefstwert des Kapitals und der ursprünglichen Einlage. Zwei Dinge sind hier wichtig: Auch…

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Traden lernen – Was du unbedingt beachten solltest!

Traden an sich ist nicht schwer. Man sucht sich einen Broker, eröffnet ein Konto, validiert selbiges und zahlt Startkapital ein. Die Plattform fürs Trading ist schnell eingerichtet und schon kann man beliebige Instrumente kaufen und verkaufen. Um Traden zu erlernen, damit Profit zu erwirtschaften und langfristig das Kapital zu vermehren ist allerdings viel mehr nötig. Der Markt hat seine eigenen Regeln Eine der ersten Erfahrungen, die man als frischgebackener Trader in der Regel macht, ist die Tatsache, dass der Markt nicht immer das macht, was man erwarten würde. Praktisch alle Menschen werden tagtäglich mit dem Markt konfrontiert. Dabei muss man nicht zwangsweise Aktien handeln oder Kursschwankungen bei Währungen ausnutzen. Haben Sie ein Auto? Machen Sie sich doch einmal den Spaß und schreiben für einen Monat täglich den aktuellen Spritpreis auf. Tragen Sie die einzelnen Werte in ein Diagramm ein und verbinden Sie die einzelnen Punkte. Als Ergebnis erhalten Sie ein simples Kurschart für den Spritpreis. Die meisten können sich bereits jetzt denken, wie das am Ende aussehen wird. Ein ständiges Auf und Ab mit einer Spannweite von vermutlich 10 bis 15 Cent. Ist doch klar, denken Sie nun? Stimmt, erfahrungsgemäß weiß man eben, wie sich der Spritpreis verhält. Raucher werden vermutlich ein anderes Bild von Preisentwicklung haben. Der Preis pro Schachtel steigt im Grunde seit Jahren immer nur nach oben, ohne jemals zurückzuwandern. Hier würde eine mehr oder weniger lineare Linie entstehen, beziehungsweise eine Art Treppe mit relativ langen Stufen. Preise verhalten sich je nach Produkt und Art anders, das gilt auch für das Traden. Wenn man jetzt mit der Preismentalität eines Rauchers an den Markt geht und eigentlich nur bullisch handelt (nur kaufen), wird man relativ schnell enttäuscht. Die Autofahrermentalität wird spätestens bei Beginn eines neuen Trends auf die Probe gestellt, wenn der Preis plötzlich wochenlang nur in eine Richtung geht. Diese Beispiele sind natürlich etwas überzogen dargestellt, aber im Grunde hat man als Nicht-Trader bereits eine Vorstellung von Preisentwicklung, welche am Markt nicht unbedingt zielführend ist. Tun Sie sich daher selbst einen Gefallen und ignorieren Sie jegliche Vorkenntnisse über Preise die Sie irgendwo aufgeschnappt haben und versuchen Sie bei jedem Handelsinstrument, das für Sie interessant ist, herauszufinden, wie dieser Preis tickt. Traden erlernt man am einfachsten durch aufmerksames Beobachten. Aktien beispielsweise sind gern als Aufsteiger gesehen. Wie man am Beispiel der VW-Aktie sehen kann, trifft das auch für eine lange Zeit zu.   Lange stieg die Aktie, VW gilt als stabiles Unternehmen, doch Anfang 2015 fingen die schlechten Nachrichten an, dann kam der Abgas-Skandal und ehe man sich versieht, verliert die Aktie in weniger als einem Jahr 70 % ihres Wertes. Was bedeutet das für einen Trader? Das kommt auf die Art des Tradens an. Für den einen bedeutet es einen hohen Verlust, der andere freut sich über riesige Gewinne. Aktien kann man in der Regel nicht shorten (verkaufen), sprich durch Leerverkäufe Gewinn schlagen, daher sind Aktien eben nach dem Motto „Günstig kaufen und später teuer wieder verkaufen“ zu handeln. Wie man am Beispiel VW gut erkennt, ist die Frage hier „Wann ist denn später?“. Wartet man lange genug, macht man ordentlich Profit. Wartet man noch länger, kann der Wert der Aktie weit unter dem Einkaufswert liegen, oder eben noch höher. Der Lerneffekt beim Traden kann hier schnell getrübt werden. Je nachdem, wie es zu Beginn der Karriere läuft, kriegt man schnell ein falsches Bild vermittelt, wann und wie man seine Ein- und Ausstiege timen sollte. Bedenken Sie, es gibt keine perfekten Zeitpunkte, nur bessere oder schlechtere Zeitfenster. Interessant wird es hier bei CFDs auf Aktien. Ein sogenannter contract for difference ermöglicht es Tradern, auf Kursveränderungen zu spekulieren, ohne dabei das zugrundeliegende Instrument jemals zu besitzen. Des Weiteren handelt es sich dabei meist um stark gehebelte Produkte, was bedeutet, dass man zum einen wesentlich weniger Kapital benötigt, zum anderen auch von kleineren Kursschwankungen profitieren kann. Man muss zum Beispiel keine 200 Euro in die Hand nehmen, um eine einzige Aktie zu kaufen, sondern lediglich einen Bruchteil als Sicherheit hinterlegen, solange man die Position hält. Zudem wird am Ende nur die Differenz zwischen Einstieg und Ausstieg verrechnet  und zu keinem Zeitpunkt muss man sich damit rumschlagen, die Aktie irgendwo zu ergattern oder wieder zu veräußern. Selbiges Prinzip lässt sich auch auf Währungspaare, Rohstoffe und Indizes anwenden. Das Prinzip der Differenzkontrakte geht zurück in die 80 Jahre. Damals war das Prinzip eigentlich nur dazu gedacht, Steuern zu umgehen. Im Zeitalter des Computerhandels, der dauerhaften Internetanbindung und der allgemeinen Zugänglichkeit des Marktes für Privatpersonen sind CFDs die Eintrittskarte für viele Kleinanleger. Schön und gut, aber wie hilft Ihnen das als Anfänger weiter? Nun, eigentlich gar nicht. Für Sie ist es ziemlich uninteressant, wie das Prinzip funktioniert, solange es funktioniert. Dennoch ist es nicht verkehrt beim Traden auch Hintergrundwissen zu erlernen. Vor allem ist hier aber wichtig, dass Sie die Wirkung von Hebeln verstehen. Nehmen wir ein einfaches Beispiel. Sie haben 1.000 Euro und möchten an der Kursschwankung vom Wechselkurs EUR/USD profitieren. Ignorieren wir an dieser Stelle zur Einfachheit Wechselgebühren bei der Bank. Der Kurs EUR/USD steht bei 1,13619, was bedeutet, dass Sie für 1.000 Euro 1.136 Dollar bekommen. Nehmen wir nun an, dass der Kurs in einer Woche bei 1,12200 steht. Ihre Dollar haben nun einen Wert von 1.012,64 Euro. Sie tauschen diese zurück und haben effektiv einen Gewinn von 12,64 Euro erzielt. Nehmen wir nun an, Sie hätten dieses Geschäft über einen CFD realisiert mit einem Hebel von 1 : 100. Sie hätten Ihre 1.000 Euro als Sicherheit hinterlegt, dafür 100.000 Euro am Markt in Dollar umgetauscht und die 113.619 Dollar eine Woche später zurückgetauscht und dementsprechend einen Gewinn von 1.264,70 Euro erzielt. Ihr Einsatz blieb gleich, doch durch den Hebel vervielfacht sich ihr Kapital am Markt. Entsprechend hoch wäre allerdings auch der Verlust gewesen, wenn der Kurs in die andere Richtung gelaufen wäre. Da die Position dabei Ihre Margin (Sicherheitsleistung) weit überschritten hätte, hätte ihr Broker die Position zwangsgeschlossen und Sie hätten somit Ihr Kapital verloren. An dieser Stelle noch ein Hinweis bezüglich des Hebels. Meistens wird angenommen, dass der…

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Traden lernen – Möglichkeit für attraktive Renditen und lukrative Anlagen

Vielleicht fragen auch Sie sich, wie ein Einstieg in den Börsenhandel gelingen kann. Sie sind interessiert, als Trader tätig zu werden, wissen aber noch nicht, wie Sie damit beginnen? Vielleicht starten Sie als Autodidakt und wagen einen Einstieg in die Börsenwelt? Möglicherweise fehlen Ihnen noch die Grundlagen für den Handel an der Börse oder Sie haben noch keinen Leitfaden?

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Der Bulle und der Bär – Das bekannteste Symbol der Börse

Sie sind die beiden bekanntesten Symbole der Börsenwelt, deren zwei Gesichter, die ultimativen Gegensätze zwischen Glück und Verzweiflung, Höhenflug und Absturz, Himmel und Hölle, Gut und Schlecht widerspiegeln. Der Mensch hat nachweislich einen Hang zum Dualismus, einen Drang, die Welt in Gegensätze aufzuteilen, um sie so begreiflicher zu machen und das ihr innewohnende Chaos zu entwirren, indem es zwischen zwei Polen aufgespannt wird. Das ist in der Wirtschaft auch nicht anders als in der Religion, Philosophie oder Politik. Wo also in anderen Bereichen Engel und Teufel, moralische und verwerfliche Handlungen sowie links- und rechtsextreme Menschen Gegenstände der Betrachtung sind, so sind es im Börsenwesen der Bulle und der Bär! Die Rollen zwischen Bulle und Bär sind klar verteilt: Der Bulle steht für gute Zeiten, Zeiten der Progression, des Booms und des Aufschwungs. Die Kurven klettern beim Bullenmarkt steil nach oben und locken mit üppigen Dividenden zum Kauf von Anteilen. Zeiten des Bullen sind Zeiten der Investition, in denen vermehrt eingestellt, gebaut und gefördert wird. Damit steht er für alles Gute an der Börse. Umgekehrt nimmt der Bär die undankbare Rolle alles Schlechten ein, was sich Börsianer immer nie wünschen, dass es eintritt, aber die keynesianischen Gesetze von Konjunktur, von Auf- und Abschwung verlangen nun mal danach: Zeiten der Regression, des Abschwungs, in denen Aktien und andere Anleihen massiv an Wert verlieren und die Börse sich im Crash befindet, in denen Anleger zittrige Finger bekommen und oft schnell ihre Aktien weiterverkaufen wollen, bevor auch die letzte Person merkt, dass sie vielleicht schon bald weniger wert sein werden als das Papier, auf dem sie abgedruckt sind. So etwas nennt man dann einen Bärenmarkt, eine Zeit des Zögerns und der Depression, die Kurven zeigen nach unten oder befinden sich bereits an Tiefpunkten.   Historische Theorien des Bullen und Bären als Symbol Börsen in Form von Anteilshandel gibt es bereits seit Jahrhunderten, und seit ebenso vielen Jahren hat die Menschheit Zeiten erlebt, in denen der Aufschwung florierte oder die Werte ins Bodenlose stürzten. Belegt ist das unter anderem durch die „Tulpomanie“ Anno 1637, als die überhöhte Nachfrage nach Tulpenzwiebeln in Holland zum ersten richtigen Börsencrash in der Menschheitsgeschichte führte. Wenn also Wörter wie Aufschwung und Rezession an der Börse seit fast vier Jahrhunderten ein Begriff sind, ist es dann nicht plausibel anzunehmen, dass auch die Symbole für den Bullen und den Bären aus einer ebenso weit zurückreichenden Vergangenheit stammen? Aus diesem Grund ist es auch schwierig herauszufinden, wodurch genau diese Symbole geprägt wurden. Eine gängige Theorie lautet wie folgt: Der Bulle-Bär-Dualismus stammt von einem spanischen Literaten, welcher in Amsterdam die Börse besuchte und das geschäftliche Treiben beobachtete. Was er sah, erinnerte ihn an eine grausame Variation des Stierkampfes in Südamerika, dessen Zeuge er ebenfalls war. In einigen Kämpfen wurden nämlich zur Belustigung des Publikums, ganz in der Tradition der antiken römischen Kämpfe im Kolosseum, Stiere und Bären gegeneinander aufgehetzt. Was den Spanier nun an die Tierkämpfe erinnerte, als er die Börse besuchte, war das Auf und Ab der Kurse. Denn es erinnerte ihn an die Kampftechniken von Bär und Stier. Genauer erklärt schlägt ein großer Bär wie der Grizzly mit seinen Tatzen von oben schräg nach unten und richtet sich oft noch dafür auf seine Hinterläufe auf. Umgekehrt neigen Stierbullen oft den Kopf nach unten, Sekundenbruchteile bevor sie in vollen Lauf auf ihr Opfer treffen, um ihn dann im Moment des Aufpralls nach oben zu stoßen. So etwas kann man auch heute beobachten, wie in spanischen Stierkampfarenen so manch unglücklicher Matador buchstäblich auf die Hörner genommen und anschließend in hohem Bogen nach oben katapultiert wird. Kurz gesagt: Der Bulle symbolisiert das Auf, so wie er alles mit roher Gewalt nach oben stößt. Und der Bär steht für das Ab, wie wenn er mit seinen gewaltigen Tatzen alles in Grund und Boden fetzt und prügelt. Eine andere Theorie reicht ebenfalls Jahrhunderte zurück: Im England des 17. Jahrhunderts war es eine Praxis von Spekulanten, Aktien zu verkaufen, die sie nicht wirklich besaßen. Sie hofften damit, andere Anleger zum Nachahmen zu animieren und so Kursstürze der betreffenden Aktien auszulösen. Dies ging einher mit der Redewendung, dass man sich wie ein Fellhändler verhielt, der das Fell des Bären verkauft, bevor der Bär erlegt war. Und so wurde der Bär schnell zum Symbol des Werteverlustes. Der Gegensatz des Bullen kam im englischen Kontext wohl durch die Bären- und Bullenkämpfe hinzu, die auch in London ausgetragen wurden. Solche Kämpfe waren sehr begehrt bei wettfreudigen Spekulanten, was dem Bullen wohl den Ruf des Kurstreibers einbrachte. Noch abwegiger: Die Krimkriegs-Theorie. Als englische Truppen Mitte des 19. Jahrhunderts auf Seite des osmanischen Reiches gegen Russland um die Vorherrschaft der Krim kämpften, gelang ihnen nach harten Kämpfen ein Sieg gegen den Feind. Der Name eines Anführers der Engländer: Sir John Bull. Und das Symboltier der geschlagenen Russen, damals wie heute: Der Bär. Ein Spruch lautete: „Run with the bull“, was bedeutete, man solle sich auf die Siegerseite der Engländer, angeführt vom „Bullen“ schlagen. Und die Verlierer waren die „Bären“, die Russen. Die Glaubwürdigkeit dieser Theorie darf bezweifelt werden, da die leibhaftige Person eines Sir John Bull in den Dokumenten des Krimkrieges nicht glaubhaft auszumachen ist.   Die Stimmung vor den Kursen Die Begriffe des Bullen- und Bärenmarktes bezeichnen aber nicht nur die auf den Bildschirmen bereits sichtbaren Kursänderungen und -tendenzen. Sie stehen vielmehr auch für die Stimmung und Atmosphäre unter den Börsenmenschen, die nicht in Zahlen gemessen oder in Kurven dargestellt werden kann, und die oft einem Kurswechsel vorausgeht. Wenn also die Kurse eigentlich durch die Decke gehen, sich jedoch in der letzten Stunde Unruhe unter den Anlegern ausgebreitet hat, weil laut den Nachrichtenagenturen der chinesische Premierminister gerade einige kontraproduktive Dinge äußerte oder sich Meldungen über versiegende Ölquellen ausbreiten, bedeutet dies eigentlich schon eine Bärenstimmung, obwohl noch nichts bei den Kursen geschehen ist. Noch nicht. Bullen- und Bärenmarkt können auch für Optimismus und Pessimismus stehen. Wenn also eine gute Zeit für neue Anlagemöglichkeiten anbricht, sich jedoch die Anleger vermehrt gegen mögliche Kursstürze versichern wollen, beispielsweise mit Put-Optionen, dann kann man auch nicht wirklich von…

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