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Cannabis Aktien: Geniales Investment oder nur ein Hype?

Cannabis Aktien konnten sich in den letzten Monaten erneut großer Aufmerksamkeit erfreuen. Nachdem die meisten Cannabis Aktien von Januar bis August stark eingebrochen sind – teilweise deutlich über 50% – erlebten sie von August bis Oktober ein beeindruckendes Comeback. Das Horizons Marijuana Life Sciences ETF trackt die größten Cannabis Aktien und hat vom Hoch am 9. Januar bis Mitte August 43% verloren. Von dort aus bis Mitte Oktober hat es wieder um 85% zugelegt und ein neues Rekordhoch erzielt. Seit zwei Wochen geht es allerdings wieder bergab. Sie merken schon: Cannabis Aktien sind hochvolatil.

Kann es sich bei diesen Schwankungen überhaupt um ein sinnvolles Investment handeln, oder sind die Marihuana Aktien nur der Spielball eines neuen Hypes?

Cannabis Aktien: Horizons Marijuana Life Sciences ETF
Cannabis Aktien: Horizons Marijuana Life Sciences ETF

Hohe Wachstumschancen, aber fundamental überbewertet

Im Folgenden prüfen wir die fundamentale Bewertung der sechs größten Cannabis Aktien. Auf diese Weise bekommen wir einen guten Eindruck, ob die aktuelle Bewertung der Aktien einigermaßen fair oder völlig übertrieben ist. Natürlich müssen uns dabei vor Augen führen, dass der Cannabis Markt enormes Wachstumspotenzial bietet. Diesen Faktor dürfen wir in unserer Bewertung nicht unterschätzen.

Eine wichtige Finanzkennzahl zur Bewertung eines Unternehmens ist das Verhältnis der Marktkapitalisierung zum Umsatz. Diese Kennzahl ist auch bekannt als das Kurs-Umsatz-Verhältnis (Price/Sales ratio, kurz: P/S Ratio). Da die meisten unserer Cannabis Unternehmen noch keine Gewinne erwirtschaften, ist eine Bewertung anhand des Kurs-Gewinn-Verhältnis (Price/Earnings ratio, kurz: P/E ratio) nicht möglich.

Es fällt auf, dass der Umsatz folgender Cannabis Unternehmen (Geschäftsjahr 2017/2018) in keinem Verhältnis zur aktuellen Marktkapitalisierung (01.11.2018) steht. Bei drei der hier aufgeführten Unternehmen beträgt die Marktkapitalisierung das 400-fache des Umsatzes.

Cannabis Aktien

Welches Kurs-Umsatz-Verhältnis ist für Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial üblich? Dazu werfen wir einen Blick auf einige bekannte Internetunternehmen, denen in der Vergangenheit enormes Wachstumspotenzial zugesprochen wurde. Amazon und Microsoft haben während der Dotcom-Blase ein Price/Sales ratio von über 30 erreicht – und das inmitten einer der größten Spekulationsblase der Geschichte. Aktuell beträgt das Price/Sales ratio 3,6 und 7,2. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase hat sich das Price/Sales ratio zunächst durch eine Korrektur des Preises angepasst. Die Amazon Aktie fiel um 90%. Langfristig hat sich das Price/Sales ratio aufgrund des starken Umsatzwachstums trotz gleichzeitig positiver Kursentwicklung auf einem brachenüblichen Level eingependelt.

Amazon - Revenue & PS Ratio
Amazon – Revenue & PS Ratio

 

Microsoft - Revenue & PS Ratio
Microsoft – Revenue & PS Ratio

Was müsste bei den Cannabis Aktien also passieren, dass sich das Price/Sales ratio auf einem gesunden Level wiederfindet? A. Der Aktienkurs müsste entsprechend korrigieren (beim aktuellen Umsatz wäre eine Korrektur von über 90% erforderlich, um die Aktien auf ein Price/Sales ratio von 10 zu bringen), und B. das erhoffte Umsatzwachstum müsste eintreten. Der Umsatz müsste sich mindestens verzehnfachen. Das ist durchaus möglich. Allerdings nicht von heute auf morgen. Bei Wachstumsraten von 50% jährlich wäre dies nach sechs Jahren erreicht. Selbst bei einer jährlichen Verdoppelung des Umsatzes ist eine annähernd vernünftige Bewertung erst nach 3 bis 4 Jahren erreicht. Und dabei dürfte der Aktienkurs nicht mehr steigen – die bestmögliche Zukunft für die Cannabis Unternehmen ist ja bereits eingepreist!

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass im Preis der Cannabis Aktien hohe Wachstumsraten von 50 bis 100% einkalkuliert sind. Wenn eine Aktie ein so positives Zukunftsszenario reflektiert, ist das Aufwärtspotenzial begrenzt. Nur eine noch bessere Entwicklung der Zukunft könnte den Preis in den nächsten Jahren weiter nach oben treiben bzw. auf dem aktuellen Level halten.

 

Angst und Gier bestimmen die Kursentwicklung

Ähnlich wie Bitcoin, hatten wir es bei den Cannabis Aktien im Januar 2018 mit einer Blase zu tun. Sie ist geplatzt, hat sich dann im August aber schon wieder neu gebildet. Doch im Gegensatz zu Bitcoin haben wir es hier mit realen Unternehmen zu tun, die auch reale Produkte verkaufen. Der innere Wert von Bitcoin war dagegen ausschließlich von Angebot und Nachfrage der Marktteilnehmer bestimmt. Dennoch sind viele Kryptowährungen ein gutes Beispiel für eine von Gier getriebenen Kursexplosion.

Je weiter sich eine Aktie von dem eigentlichen Wert, der fairen Unternehmensbewertung, entfernt, desto spekulativer und unberechenbarer wird der Aktienkauf. Wer Aktien kauft, die sich völlig losgelöst vom Wert des Unternehmens bewegen, ist der Angst und Gier der Marktteilnehmer maximal ausgesetzt.

Hinzu kommt, dass Cannabis Aktien aufgrund ihres jungen Alters, der geringen Marktkapitalisierung und volatilen Kursentwicklung noch nicht zum Anlageuniversum institutioneller Investoren gehören. Damit sind überwiegend private Investoren am Markt, die sich entsprechend emotional verhalten. Dies ist ein Grund für die krassen Kursschwankungen. Ein erneutes Aufflammen des Hypes könnte die Kurse jederzeit wieder zu neuen Höhen bringen.

Wer ein Beispiel für irrationales Marktverhalten in der Vergangenheit sucht, kann sich die Internetblase im Jahr 2000 anschauen. Dort hat man allen Unternehmen, die mit dem Internet irgendwie in Verbindung standen, enorme Wachstumschancen zugesprochen. Letztendlich waren diese Prognosen völlig übertrieben – die Etablierung des Internets hat viel länger gedauert, als erwartet. Das haben nur wenige Unternehmen überlebt – unter anderem Amazon. Doch selbst die Amazon-Aktie musste in den Jahren 2000 bis 2001 Verluste von 95% hinnehmen. Die Aktie hat sich von diesen Verlusten erst nach 9 Jahren wieder erholt.

 

Fazit: Cannabis Aktien erst nach dem Hype kaufen

Der Cannabis Markt bleibt nach wie vor eine spannende Nische mit enormen Wachstumspotenzial. Da die Aktien jedoch aktuell inmitten des Hypes von Angst und Gier beherrscht werden, sehen wir von einem langfristigen Investment ab. Zudem sind viele Cannabis Aktien bereits sehr, sehr teuer bewertet.

Sofern sich die Aktienkurse auf einem Preis stabilisieren, der die Zukunftschancen der Unternehmen fair bewertet, sind Cannabis Aktien sicher eine lukrative Anlage mit großen Chancen. Und selbstverständlich gilt auch hier: Nicht alle Eier in einen Korb legen. Die Cannabis Anlagen sollten nur einen Bruchteil des Aktien-Portfolios ausmachen. 10% können hier ein guter Richtwert sein.

Bildnachweis: © Thamyris – stock.adobe.com

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