Fremdkapital traden
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Fremdkapital traden: Worauf muss ich achten?

Ohne eigenes Startkapital keine Trading-Gewinne – so war es bisher. Seit wenigen Jahren gibt es nun eine spannende Möglichkeit, diese Gesetzmäßigkeit zu umgehen: Mit Fremdkapital traden. Damit meine ich nicht etwa die Aufnahme eines Kredites, um mit dem geliehenen Geld zu traden. Das wäre viel zu riskant. Ein Trader darf nur mit Geld spekulieren, das er auch verlieren kann. Wenn wir hier vom Trading mit Fremdkapital sprechen, meinen wir das Traden eines fremdfinanzierten Trading-Accounts über eine Trading-Firma.

Es gibt eine Reihe an sogenannten Fremdkapital-Anbietern, die dir das Startkapital zum Trading zur Verfügung stellen. Dann kann der Trader über diese Firmen mit deren Kapital – also mit „fremdem“ Kapital traden und an den Gewinnen mitverdienen. Die Kontogrößen fangen bei 10.000$ an. Je nach Anbieter ist ein Startkapital von bis zu 250.000$ möglich. Von den Gewinnen darf sich der Trader bis zu 80% ausbezahlen.

Das beste an der ganzen Sache: Die Verluste übernimmt die Trading-Firma. Handelt es sich damit um risikoloses Daytrading? Nicht ganz. Denn wenn wir genau hinschauen, finden wir gewisse Risiken und Kosten. Diese finden sich in zwei Punkten. Sie sollten von jedem, der sich für Fremdkapital interessiert, verstanden und einkalkuliert werden.

Kosten und Risiken mit Fremdkapital: Die Qualifizierungsphase

Wer von der Trading-Firma ein Trading-Konto bekommen möchte, muss sich zunächst beweisen. Die Trading-Firma will niemandem Geld geben, der nicht traden kann. Der Trader muss also eine Qualifizierungsphase durchlaufen, in der er seine Fähigkeiten unter Beweis stellen kann. Dabei muss er unter Berücksichtigung einiger Risikoparameter und zusätzlichen Regeln einen Mindestbetrag auf einem Demokonto erwirtschaften – bei manchen Fremdkapital Anbietern sogar innerhalb einer bestimmten Zeit.

Angesichts der strengen Risikolimits ist das eine echte Herausforderung. Die Qualifizierungsphase schafft nicht jeder. Trotzdem muss jeder Teilnehmer für die Qualifizierungsrunde Geld zahlen. Die monatliche „Teilnahmegebühr“ beträgt mehrere hundert Euro. Im Misserfolg war das Geld dann umsonst ausgegeben. Damit geht jeder Trader bereits ein gewisses Risiko ein.

Risiken im fremdfinanzierten Account

Wer sich in der Qualifizierungsphase behaupten konnte, darf anschließend mit dem echten Trading-Konto traden. Allerdings gibt es auch hier einige Risikolimits und Regeln zu beachten. Wer mehr verliert als zulässig, fliegt sofort wieder raus. In diesem Fall darf der Trader die Qualifizierungsrunde erneut starten – natürlich nur zu den entsprechenden Kosten.

Aus Sicht der Trading-Firma machen Risikogrenzen selbstverständlich Sinn. Schließlich soll der Trader diszipliniert mit dem Kapital traden. Die Trading-Firma will das Geld nicht verlieren.

Der Trader ist also durch die Risikolimits und Regeln eingeschränkt und ständig dem Risiko ausgesetzt, das Handelskonto zu verlieren. Es gilt also, die entsprechenden Risikolimits bestens zu verstehen. Der Trader muss im Voraus wissen, worauf er sich einlässt. Nur dann kann er sein eigenes Risikomanagement den Vorgaben der Trading-Firma anpassen.

So managen Sie das Risiko im Fremdkapital Konto

Wir stellen bereits fest: Das Risikobudget im Fremdkapital-Konto ist nicht unbegrenzt. Wie können wir unser Risikomanagement daran ausrichten? Dabei wollen wir A. nicht die Risikolimits verletzten und B. gleichzeitig so viel Geld wie möglich verdienen.

Wir beginnen damit, uns die Risikovorgaben eines Fremdkapitalanbieters zu verdeutlichen. Als Beispiel wählen wir das 100.000$-Konto von Topsteptrader. Die Risiko-Regeln sind folgendermaßen:

  • Max. Tagesverlust: 2%
  • Max. Wochenverlust: 2% (wird nach einem Plus von 3% aufgehoben)
  • Max Drawdown: 3%

Die erste Frage, die wir uns stellen, ist: wie viele Verlusttrades kann ich mir in Folge erlauben? Jeder Trader wird früher oder später eine Verlustphase im Trading erleben. Denn statistisch betrachtet sind Gewinn- und Verlusttrades nicht gleichmäßig verteilt. Der mögliche Verlust pro Trade muss also so gewählt werden, dass der Trader die Verlustphase problemlos überlebt. Wer die Trefferquote und das durchschnittliche Gewinn-/Verlustverhältnis seiner Strategie kennt, kann die Verteilung von Verlusttrades einschätzen. Entweder indem er seine Trading-Historie betrachtet, oder eine einfache Simulation in Excel durchführt.

Zur Verdeutlichung zeigen wir eine beispielhafte Berechnung: Wer 0,5% vom Anfangskapital (in unserem Beispiel: 0,5% x 100.000$ = 500$) pro Trade riskiert, dürfte sich maximal 4 Verlusttrades an einem Tag erlauben (4 x 500$ = 2.000$ = 2% von 100.000$). Der 5. Minustrade würde den zulässigen Tagesverlust schon überschreiten. Und mit dem 6. Verlusttrade wäre der maximale Drawdown erreicht.

Die Verlusttrades müssen dabei nicht einmal ununterbrochen aufeinander folgen. Der Trader rutscht auch dann immer weiter ins Minus, wenn vielen Verlusttrades nur wenige kleine Gewinntrades gegenüberstehen.

Wer regelmäßig 4 bis 6 Verlusttrades in Folge erlebt, dürfte demnach niemals 0,5% pro Trade riskieren. 0,1% oder 0,2% Risiko pro Trade wären in diesem Fall viel angebrachter. Damit hätte der Trader einen größeren Spielraum.

Gehen Sie zur Berechnung des Risikos pro Trades also von den Eigenschaften ihrer Strategie aus. Wie hoch ist Ihre Trefferquote? Wie hoch ist der durchschnittliche Gewinn im Verhältnis zum durchschnittlichen Verlust?

Es gilt: Je geringer der mögliche Verlust pro Trade, desto länger darf die Verlustserie ausfallen. Und umgekehrt: Je höher die Trefferquote der Strategie, desto unwahrscheinlicher ist eine ausgedehnte Verlustserie.

Wie viel kann ich mit Fremdkapital traden verdienen?

Die Gewinne im Trading stehen offensichtlich in einem Zusammenhang zum Risiko. Wer viel riskiert, kann auch viel gewinnen. Im Traden mit Fremdkapital ist das Risiko allerdings vorgegeben: Wie oben aufgezeigt, ist ein Risiko pro Trade von mehr als 0,1% bis 0,2% kaum möglich (wenn wir von Topsteptrader ausgehen, andere Anbieter haben teilweise bessere Konditionen). Denn das gesamte Risikobudget beträgt beim 100.000$-Konto von Topsteptrader gerade einmal 3% – also 3.000$.

Wer das Gewinn-/Verlustverhältnis und die Trefferquote seiner Strategie kennt, kann sich die möglichen Gewinne ausrechnen. Auch hier machen wir wieder eine kleine Berechnung. Gehen wir einmal von folgenden Parametern aus: Die Trefferquote beträgt 60%, und das Verhältnis des durchschnittlichen Gewinns zum Verlust 1,5. Mit jedem Gewinntrade wird also das zweifache des möglichen Verlustes erzielt. Da wir Verlustserien von bis zu 10 Minustrades überstehen wollen, riskieren wir nur 0,2% pro Trade. Das Handelskonto ist mit 100.000$ kapitalisiert.

Es ergibt sich ein Erwartungswert pro Trade von: (0,6 x 300$) – (0,4 x 200$) = 100$

Wer jeden Tag zwei Trades macht, kann nach dieser Rechnung in 20 Handelstagen theoretisch über 4.000$ pro Monat Gewinn erzielen.

Je nachdem wie die Parameter Ihrer Strategie ausfallen, können Sie Ihren möglichen Gewinn einschätzen. Wer noch keine eigene Trading-Historie vorweisen kann, sollte eine Zeit lang im Demokonto traden und anschließend die Trades auswerten. Nach einigen hundert Trades haben Sie eine Statistik, auf die Sie sich in Ihren Berechnungen beziehen können.

Bildnachweis: © mast3r – stock.Adobe.com

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1 Kommentar

Aktienhandel - 6 Fakten | Deutscheborseblog.de 15. Oktober 2020 at 7:46

[…] das Sie in den Wertpapierhandel investieren nicht sofort benötigen. Vermeiden Sie auch den Handel mit Fremdkapital. Nehmen Sie also keinen Kredit auf, um an der Börse zu handeln. Darauf kommt es […]

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