Social Trading
Strategien & Wissen

Social Trading als Anlagestrategie 2.0

Social Trading als innovative und zeitgemäße Anlageform für den informierten Privatanleger

Wer die Wahl hat – hat die Qual – unendliche Angebotsvielfalt macht die richtige Auswahl schwer

Kaum ein Thema beschäftigt die Menschen so kontinuierlich und unabhängig von Alter und Herkunft, wie die Frage nach der richtigen Anlagemöglichkeit für das eigene Geld. Im Grunde kann Entscheidungen darüber, was mit dem eigenen Geld langfristig geschehen soll, ein ähnlicher Stellenwert beigemessen werden, wie denen nach der Berufswahl oder der Familiengründung. Und auch die Auswirkungen entsprechender Entscheidungen sind mitunter ebenso unwiderruflich. Kurzum – die Wahl einer persönlichen Anlagestrategie gehört wohl zu den existentiellen Fragen, die irgendwann im Laufe eines Lebens geklärt werden müssen und je früher man sich hiermit beschäftigt, desto höher dürfte die Wahrscheinlichkeit sein, dass die entsprechenden Aktivitäten von Erfolg gekrönt sind. Denn neben einer klaren Strategie zahlen sich erfahrungsgemäß vor allem Langfristigkeit und eine damit verbundene Geduld in der Geldanlage aus. Doch auch diese Grundsätze können dem Anlagewilligen nicht die Entscheidung über die Wahl der richtigen und für ihn passenden Strategie abnehmen, die Auswahl der Möglichkeiten und unterschiedlichen Produkte in diesem Bereich sind inzwischen nahezu unendlich und demzufolge kaum zu überblicken. Und auch, dass viele Produkte nicht selten durch unzureichende Informationen und mangelnde Transparenz gekennzeichnet sind, macht die Sache nicht leichter.

Zumindest perspektivisch betrachtet gelten klassische Fonds nicht mehr als zeitgemäß, da sie durch ihre schiere Größe, vor allem aber ihre unilaterale Führungsstruktur und den intransparenten Anlagestrategien den individuellen Ansprüchen des aufgeklärten Anlegers nicht mehr gerecht. Auch wenn viele Fonds ihre Strukturen anzupassen versuchen, schauen sich Anleger vermehrt nach Alternativen um. Eine davon ist das Social Trading.

Social Trading im Überblick

Eine ernstzunehmende alternative Anlagemöglichkeit, die innerhalb der letzten Jahre deutlich an Verbreitung gewonnen hat, stellt die Form des sogenannten „Social Trading“ dar. Social Trading nimmt die genannten Attribute wie Transparenz, öffentlicher Austausch und individuelle Entscheidungsfreiheit unmittelbar auf und eröffnet privaten Anlegern damit die Möglichkeit, bei Fragen der Geldanlage in deutlich höherem Maße den eigenen Zielen und Ansprüchen zu folgen.

Ausgangspunkt für diesen Anspruch liegt in der Grundidee für das Social Trading, als eine Form der freien, d.h. nicht durch Institutionen gesteuerte und damit asymmetrische Anlageberatung bzw. Portfoliomanagements für private Anleger. Unter anderem die vollständige Offenlegung der aktuellen Zusammensetzung eines Anlageproduktes oder eines Aktienportfolios ermöglicht es zu einem, diese nachzubilden. Dabei spricht man vom sogenannten Copy Trading oder auch Mirror Trading.

Copy Trading mit einem Knopfdruck Darüber hinaus werden im Idealfall Intention, Strategie und auch normative Beweggründe für einzelne Anlageentscheidungen vorbehaltslos der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Hinzu kommt ganz im Stile des Web 2.0 Gedanken die Möglichkeit, sich über diese Entscheidungen in Foren mit der Community auszutauschen und zu diskutieren. Mittlerweile hat sich mit den technischen Möglichkeiten auch das Angebot des Social Trading massiv erweitert, so dass heute im Prinzip alle Anlageprodukte für die unterschiedlichsten Anlageziele auch im Bereich des Social Tradings bzw. in Form des Copy Tradings gehandelt werden können. Denn in Anleger folgen nach dem Prinzip des Social Tradings einer frei gewählten Handelsstrategie und können so als Follower eines erfolgreichen Traders ausgewählte Produkte erwerben. Auf den zur Verfügung stehenden Plattformen werden die jeweiligen Orders in Echtzeit ausgeführt und lassen den Käufer praktisch direkt von dessen Entwicklung profitieren.

Vielen Menschen fehlt es oft an der nötigen Zeit, Erfahrung oder auch Disziplin, selbst als aktiver Trader an der Börse tätig zu werden. Das Social Trading beseitigt diese Barriere und öffnet eine völlig neue Anlageform, ohne die Gesamtkontrolle aus der Hand zu geben. Denn beim Social Trading entscheidet der Anleger welchen Tradern er „folgen“ möchte. Er kann sich völlig selbstständig ein Portfolio seiner gewünschten Trader zusammenstellen und wird direkt an deren Handelsentscheidungen beteiligt. Das Risiko lässt sich hierbei auch durch den Anleger steuern. Sollte man mit der eigenen Wahl nicht zufrieden sein, so kann man den Trader jederzeit aus seinem Portfolio entfernen.

Individuelle Anlageziele lassen sich besser umsetzten

Somit können Anleger speziell für ihre individuellen Anlageziele wie die privaten Altersvorsorge, Vermögensaufbau oder Vermögenssicherung mit Inflationsschutz oder auch entsprechende Renditeziele mit dazugehörigen Risikoprofilen verfolgen. Dazu können auch ethische und normativ geprägte Anlageziele kommen, dann für eine zunehmende Gruppe der Anleger zählen neben der eigentliche Rendite auch Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit oder einer verantwortungsbewussten Unternehmenspolitik. Neben Anlagestrategien, die ausschließlich auf Aktien basieren, gibt es darüber hinaus auch eine Reihe von Produkten, die auf der Wertentwicklung Rohstoffen oder Währungen aber auch Indizes oder Finanzderivaten basieren. Im Prinzip stehen alle Anlageformen die im regulären Börsenhandel gebräuchlich sind auch für das Copy Trading offen.

Wie werden die Produkte des Social Trading gehandelt?

Wer mit dem Gedanken spielt, aktiv, d.h. als handelnder Akteur in das Social Trading einzusteigen, sollte sich zunächst bewusst machen, dass er hiermit in ein Anlagesegment einsteigt, welches wie der Aktienhandel generell mit gewissen Risiken verbunden ist und so ein solides Wissen über Anlageprodukte und deren Besonderheiten voraussetzt. Daher gilt genau wie für den traditionellen Handel an Börse auch für das Social Trading, dass nur Produkte gekauft werden sollten, deren Philosophie und Geschäftsmodell der Anleger zum einen verstanden hat und wovon er auch überzeugt ist. Um diese wichtigen Hintergründe besser zu verstehen, bietet Social Trading als eine Form die in den modernen sozialen Netzwerken zu Hause ist, exzellente Möglichkeiten. Bevor auf die spezifischen Chancen und Risiken eingegangen wird, soll aber zunächst die Frage beantwortet werden, wie und wo die Produkte des Social Trading für den einfachen Anleger gehandelt werden können. Im Prinzip lässt sich diese Frage ganz einfach beantworten: Gehandelt wird dort, wo auch die „normalen“ konventionellen Produkte gehandelt werden, an der Börse. Da aber der „normale“ Kleinanleger nicht ohne weiteres selbst und direkt an einer Börse tätig werden kann, braucht er eine Bank oder einen Broker, der seine Orders ausführt. Im Prinzip ist dies auch im Bereich des social Trading nicht anders. Im Falle des Copy Trading, also der einfachen Nachbildung einer ausgewählten Anlagestrategie kann das eigene Depot einfach entsprechend aufgebaut werden. Allerdings ist diese Methode gerade bei kleineren und mittleren Anlagebeträgen relativ ineffizient, da für jede Transaktion, also sowohl Kauf als auch Verkauf, eine Gebühr für die ausführende Institution, also die Bank oder den Broker fällig wird, die besonders bei kleinen Handelsmengen überproportional hoch ausfällt. Gerade bei häufiger vorkommenden Umschichtungen des Portfolios wird eine mögliche Rendite schnell durch diese Gebühren aufgezehrt. Vor der Entscheidung über die richtige Strategie sollte also auch ein umfassender Kostencheck stehen, der die Transaktionshäufigkeit und die Gebühren des Anbieters berücksichtigt. Daneben ist es aber, wie bereits beschrieben, auch möglich, Zertifikate oder Fonds zu erwerben, welche einen bestimmten Aktienkorb abbilden. Hier entfällt der mitunter umfangreiche Aufwand für die Zusammenstellung des eigenen Depots sowie die spezifischen Gebühren, allerdings können auch hier Gebühren bzw. Ausgabeaufschläge anfallen.

Chancen und Risiken beim Social Trading

Risiken und Chancen beim Social Trading

Im Grunde gelten mit Blick auf die Chancen und Risiken des Social Tradings die gleichen Prinzipien wie im Bereich des regulären Börsenhandels. Dazu zählt zunächst, dass bei einzelnen bzw. wenigen Werten ein temporäres oder auch totales Verlustrisiko einkalkuliert werden muss. Mit anderen Worten: Man sollte nicht unmittelbar auf das investierte Geld angewiesen sein. Denn insbesondere bei kleineren Werten können zum einen unvorhergesehene Marktaktivitäten aber auch plötzliche Unternehmensentscheidungen oder Ereignisse wie Auftrags- und damit verbundene Umsatzrückgänge enorme Auswirkungen auf die Kursentwicklung haben, bei dem sich das investierte Kapital schnell verflüchtigen kann. Das gilt umso mehr für Derivate, also von Basiswerten abhängige Finanzprodukte, deren Wertentwicklung mitunter noch schwieriger vorherzusehen ist. Zu den üblichen Risiken des Finanzmarktes kommen aber noch einige Besonderheiten des Social Tradings, welche interessierte Akteure unbedingt beachten sollten. Zum einen unterliegt das Social Trading Segment im Prinzip keiner staatlichen Regulierung bzw. Kontrolle. Insbesondere für aktiv gemanagte Anlagen wie Fonds ist dies aber durchaus relevant und setzt ein hohes Vertrauen in den Anbieter voraus, auch weil die Verwalter keine spezielle Ausbildung nachweisen müssen. Neben ausführlicher Informationsarbeit sollten Anleger also auch mit einer gesunden Portion Misstrauen in den Markt gehen. Das gilt natürlich auch in Bezug auf die eigene Strategie und die eigenen Kaufentscheidungen. Auch und gerade in Internetforen ist die soziale Meinungsbildung nicht immer so transparent und nachvollziehbar wie viele glauben möchten. Auch birgt das Verfolgen von eigenen, mitunter auch ethisch oder moralisch motivierten Zielen die Gefahr, reale Risiken auszublenden und somit ein unverhältnismäßig hohes Risiko einzugehen.

Diese Risiken sollen jedoch nicht den Blick für die ebenfalls vorhandenen Vorteile trüben. Dieser ist wohl vor allem in der großen Unabhängigkeit gegenüber undurchsichtigen Anlageentscheidungen großer, institutioneller Anleger zu nennen, woraus ein sehr hoher Grad an individueller Entscheidungsfreiheit, Selbstbestimmung und die Möglichkeit einer auf die persönlichen Voraussetzungen zugeschnittene Anlagestrategie resultieren.

Für wen ist Social Trading interessant?

Das Social Trading ist zweifellos eine gar nicht mehr so neue aber in jedem Fall zunehmend zeitgemäße Anlageform, die den Bedürfnissen einer Gesellschaft mit vielen individuell unterschiedlichen Ansprüchen gerecht wird. Neben diesen gewachsenen individuellen Entscheidungsspielräumen erfordert diese Form des Handelns aber auch ein deutlich höheres Maß an persönlichem Wissen und der Bereitschaft zur kontinuierlichen Information. Hinzu kommt eine kritische Grundhaltung, welche vor irrationalen Anlageentscheidungen schützt. Wer sich diese Faktoren bewusst macht und dazu über eine entsprechende Ausdauer verfügt, für den ist Social Trading sicherlich eine interessante Option der privaten Vermögensverwaltung.


Bildmaterial: © alphaspirit/123RF.com; © MK-Photo/Fotolia.com

 

Das könnte Sie auch interessieren

Fehler beim Traden – Warum viele Trader versagen

Rudolf T.

Breakout-Strategie – Die Ausbrauchsstrategie

Rudolf T.

Wenn Währungen zusammenarbeiten – Korrelation und was sie bedeutet!

Rudolf T.

Hinterlassen Sie einen Kommentar