Chance-Risiko-Verhältnis (CRV)
Strategien & Wissen

Einsatz des richtigen Chance-Risiko-Verhältnis (CRV)

Trotz einer Trefferquote von 30% kontinuierlich Geld verdienen – damit leben einige Trader recht gut. Andere verringern beständig ihren Kontostand trotz einer Trefferquote von 75%. Was steckt dahinter, und wie kann das Chance-/Risikoverhältnis (CRV) Informationen für das Trading liefern?

Das Chance-/Risikoverhältnis wird während der Analyse eines potentiellen neuen Trades berechnet. Es ist ein essentieller Bestandteil des Risikomanagements und sollte demzufolge nicht nur als eine interessante Information zur Kenntnis genommen werden. Im Zusammenspiel mit anderen Faktoren lässt sich mit Hilfe des CRV festlegen und erkennen, ob ein Trade eingegangen oder vermieden werden sollte.

Setup-Analyse

Vor der Berechnung des Chance-/Risikoverhältnisses sowie dessen Verwendung möchte ich kurz auf das wichtige realistische Festlegen der beiden Ausstiegspunkte eingehen.

Sowohl für das automatisierte als auch das manuelle Aufsetzen von Trades wird jeder Trader festlegen, mit welchem maximalen Risiko der Trade eingegangen werden soll. Für das Festlegen des Stop Loss und dementsprechend des maximal möglichen Verlustes für diesen Trade gibt es zahlreiche Möglichkeiten:

  • % des Portfoliowertes
  • Unterstützungen
  • gleitende Durchschnitte
  • unterschiedliche Zeitrahmen
  • durchschnittliche Schwankungsbreite der vergangenen Handelstage
  • usw.

CFD-Handel - Risiken und Chancen

Oder, idealerweise, eine Kombination derselben. Ist z.B. eine Unterstützung sehr weit entfernt und ein Stop Loss unter dieser Unterstützung und würde den maximalen %-Verlust des Portfolios überschreiten, so wäre dieser Trade ein No-Go. Die Bewertung der Chance und das Festlegen des Wertes für den Take Profit erfolgt nach gleichem Muster. Wird der Take Profit an einem Punkt gesehen, der deutlich jenseits der Schwankungsbreite der vergangenen Tage liegt, oder über zwei großen Widerständen, so ist die Betrachtung der Chance für diesen Trade wohl zu überdenken. Unrealistisch weit entfernte Ausstiegsziele werden zwar ein sehr schönes CRV zeigen, dem Trade jedoch wenig helfen.

Berechnung des CRV

Die Vorgehensweise bei der Berechnung des Chance-/Risikoverhältnisses ist denkbar einfach (hier beispielhaft für einen Long-Trade):

a) möglicher Gewinn = Take Profit – Einstiegskurs (z.B. 70 Pips)
b) möglicher Verlust = Einstiegskurs – Stop Loss (z.B. 35 Pips)
c) CRV = möglicher Gewinn : möglicher Verlust = 70:35 = 2:1

So weit, so gut. Doch was soll diese Information von 2:1 aussagen bzw. wie kann sie dem Trader beim weiteren Aufsetzen des Trades helfen?

Information von bereits geschlossenen Trades

Bevor es mit dem eigentlichen Trade-Setup weitergeht, ist ein Blick auf die Vergangenheit gefragt. Diesmal jedoch nicht im Chart, sondern im Konto: Wie hoch war bisher die Trefferquote (respektive Verlustquote) für die Strategie, mit der der neue Trade aufgesetzt werden soll?

Diese Information ist zwar alleine für sich nicht sehr aussagekräftig, gepaart mit dem berechneten CRV jedoch ergibt sich ein sehr interessanter Informationsgewinn.

Unterstützung beim Trade Setup

Während des Trade Setups wurde das CRV berechnet, aus der Kontohistorie ist die Trefferquote bekannt. Die Kombination dieser beiden Informationen gibt Aufschluss darüber, ob

  • beim Trade Setup in Bezug auf Take Profit und Stop Loss etwas geändert werden sollte
  • der Trade aus Sicht des Chance-/Risikoverhältnisses nicht sinnvoll und zu riskant erscheint
  • alles wunderbar aussieht und es losgehen kann.

Wie werden diese beiden Werte kombiniert? Die bisherige Trefferquote wird mit der Chance multipliziert, vom Ergebnis abgezogen wird das Multiplikationsergebnis von Verlustquote und Risiko. Bleibt ein finaler Wert über Null, sieht das geplante Trade Setup rosig aus und es kann losgehen. Bei einem Ergebnis unter Null sollte geschaut werden, ob Take Profit oder Stop Loss anders gesetzt werden können. Ist dies nicht der Fall, sollte es keinen Trade geben.

Eine etwas übersichtlichere Darstellung der Berechnung sowie zwei Rechenbeispiele:

(Trefferquote * Chance) – (Verlustquote * Risiko) = Trade ausführen Ja (größer 0) oder Nein (kleiner 0)

Beispiel 1:
40% Trefferquote, 60% Verlustquote, CRV 2:1
(0,4 * 2) – (0,6 * 1) = 0,8 – 0,6 = 0,2

Beispiel 2:
30% Trefferquote, 70% Verlustquote, CRV 2:1
(0,3 * 2) – (0,7 * 1) = 0,6 – 0,7 = -0,1

Analyse nach geschlossenem Trade

Nach dem Schließen eines Trades sollte eine Analyse des CRV für diesen Trade durchgeführt werden.

  • War der Take Profit zu nah am Einstieg, lief der Kurs noch weiter?
  • Lag der Take Profit zu weit weg, war ich schon deutlich im Gewinn und wurde doch noch ausgestoppt?
  • War der Stop Loss zu eng gesetzt und der Kurs drehte später in Richtung meines Take Profits?
  • Lief alles perfekt und war kaum verbesserungsfähig?

Nach der Analyse des Trades folgt die Portfolioanalyse mit der wichtigen Frage: Ist ein Trend bei den oben gestellten Fragen zu erkennen, d.h. mache ich immer wieder die gleichen Fehler (z.B. Take Profit zu nah am Einstieg)?

Wozu dient das CRV letztendlich?

Die Berechnung des Chance-/Risikoverhältnisses vor Eingehen eines Trades hilft nicht beim Erkennen, ob der Trade ein Gewinner oder Verlierer werden könnte. In Kombination mit der bisherigen Treffer- und Verlustquote jedoch gibt das CRV eine deutliche Indikation, ob der geplante und ausgearbeitete Trade dergestalt sinnvoll erscheint oder nicht. Der meist vergebliche Versuch noch ein paar Pips auf die Schnelle mitzunehmen, verbunden mit einem signifikant höheren Risiko, sollte nunmehr der Vergangenheit angehören.


Bildmaterial: © vetkit/Fotolia; © MK-Photo/Fotolia.com

 

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2 Kommentare

Moni FXDog 6. Juni 2015 at 13:48

Mit einer Trefferquote von 30% würde ich nicht traden, auch nicht mit einer Trefferquote von 40%. 50% würde mein Dog schaffen realistisch nach der Chaos-Theory. Ist mein Dog besser als die Profitrader die mit 30% Trefferquote gutes Geld verdienen wollen? Ich glaube nicht dass ein Trader lange bei einer Bank in der Tradingabteilung ist mit dieser Trefferquote. Es lebe die Theory beim traden. Mein von mir entwickelter EA schaft über 83% Trefferquote, manuell liege ich in etwa bei 85% – 90% nachweislich.

Moni FXDog

Antworten
Moni FXDog 6. Juni 2015 at 18:32

Aber ich gebe zu das war sehr harte Arbeit da hin zu kommen. Aber ich trade keine Chart Formationen, Wimpel, Flaggen, Wellen, W und M, keine Hammer, keine Ichimoku, ich trade PriceAction und schaue auf den „Strengt“ der einzelnen Währung. Mich interessieren Wirtschaftdaten, politische Hintergründe, was machen die Nationalbanken und die EZB, FED. Angeblich traden ja nur unter 10% aller Trader profitabel. Darüber aber kann ich nichts sagen, darüber herrscht Schweigen im Walde unter Tradern. Scheinbar schluckt man lieber still Verluste bevor man sich über Gewinne anderer Trader mit freut. Eher freut man sich wenn andere Trader auch Verluste machen, vereint in der Trauer über die Verluste.

Moni FXDog

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