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Gap Trading – Was ist ein Gap und wie kann man es handeln?

Gap Trading ist eine ganz besondere Art bzw. Strategie, besonders kurzfristige Märkte zu handeln. Hierbei werden extrem kurzfristige Ineffizienzen am Markt ausgenutzt, die sich in einer Handelsstrategie als sehr profitabel erweisen können. Anfänger sollten von einer derartigen Strategie allerdings Abstand nehmen, da diese sehr viel Erfahrung erfordert.

 

Was ist ein Gap und wie entsteht es?

Ein Gap ist ein Kurssprung. Das englische Wort „gap“ bedeutet „Lücke“. Es handelt sich bei Gaps um „Lücken“ im Chart. Das heißt, es gibt einen Abstand zwischen einem Schlusskurs und einem neuen Eröffnungskurs. Oftmals entstehen diese am Ende eines Handelstages oder über das handelsfreie Wochenende.

Gaps können in beide Richtungen auftreten und auf verschiedene Arten sichtbar werden. Am besten zu erkennen sind sie im Candlestick-Chart. Zwischen dem Schlusskurs der letzten Kerze und dem Eröffnungskurs der nächsten Kerze muss also eine Differenz bestehen. Diese kann nur wenige Pips oder auch viele Pips ausmachen.

Gaps entstehen vor allem dort, wo zeitweilig das Handelsvolumen unstetig ist. Bei generell niedrigerem Volumen entstehen tendenziell auch eher Gaps, da die einzelne Meinung, sprich Verkaufs- oder Kauforder eines Marktteilnehmers sich stärker auf das zugrundeliegende Asset und dessen Kurs auswirken kann, als bei marktbreiten Indizes, in die täglich hunderttausende investieren. Allerdings entstehen diese trotzdem auch häufig in großen Indizes. Meistens geschieht dies dann, wenn der Bankenmarkt über Wochenende, Feiertage oder ähnliches auf Nachrichten und fundamentale Unternehmensdaten reagiert und dann zum Handelsbeginn die Liquidität, sprich das Volumen hoch ist.

Gap Trading DAX Chart
Dieses Bild zeigt den DAX im Daily Chart

Auffällig ist das Gap in der Mitte zwischen Schluss- und Eröffnungskurs. In diesem Fall sieht man im Anschluss an das Gap einen schnellen und dynamischen Anstieg des Preises – das Gap scheint einen momentanen Trend ausgelöst zu haben. Die Dynamik entsteht dadurch, dass durch einen erhöhten Eröffnungspreis das Interesse der Anleger geweckt wird und diese nach und nach, wie eine Herde, dem Preis „hinterherkaufen“.

 

Wie reagiert der Markt auf ein Gap?

Man kann generell davon ausgehen, dass der Markt auf Gaps reagieren wird. Dabei konnte man in der Vergangenheit beobachten, dass die Reaktion umso heftiger ist, je größer das Gap ist. Manche Trader sind davon überzeugt, dass ein Gap eine Trendwende anzeigt. Dies kann der Fall sein, muss es aber auch nicht. Oftmals handelt es sich nur um kurzfristige Ineffizienzen, die sich schnell durch Angebot und Nachfrage wieder ausgleichen. Auf dieser Annahme bauen auch die meisten Handelsstrategien auf, die sich mit Kurslücken beschäftigen.

 

Lassen sich Gaps mit einer einzigen Strategie handeln?

Ja und nein. Zwar kann man generell eine bestimmte Strategie auf das Handeln von Gaps anwenden, jedoch funktioniert nicht jedes Gap gleich oder auch nur ähnlich. Es benötigt daher vielmehr eine flexible Strategie, die auf die unterschiedlichen Marktgegebenheiten reagieren kann. Anfängern ist davon abzuraten, Gaps zu traden. Es beherbergt ein großes Risiko, seine Trades auf Kurssprünge aufzubauen. Da diese nicht immer denselben Ursprung haben müssen, ist es auch klar, dass der Markt unterschiedlich darauf reagiert. Wenn beispielsweise ein Gap im Australischen oder Neuseeländischen Dollar auftaucht, kann dies seinen Ursprung in der Fehlbewertung der Rohstoffe haben, die meist in diesen Währungen gehandelt werden. Dies hat im Grunde aber nichts mit dem Wert der Währung zu tun, sondern es handelt sich um eine Ineffizienz, die sich schnell ausgleichen wird. Hier hat man es also nicht mit einem Trend zu tun und sollte nicht voreilig in den Markt einsteigen.

 

Wer trotzdem Gaps als einen Teil seiner Handelsstrategie definiert, für den könnte eine relativ einfache Strategie folgendermaßen aussehen:

Basierend auf der Annahme, dass ein Gap einen schnellen und dynamischen Anstieg des Basiswertes bedeutet, der aber nicht immer gerechtfertigt ist, ist es nur wahrscheinlich, dass sich dieser Basiswert nach einer kurzen Zeit wieder in Richtung seines ursprünglichen Niveaus erholt und sich der Preis wieder anpasst. Diesen Vorgang nennt man „Gap Closing“.

Viele Trader handeln nach der Maxime, dass ein Gap, insbesondere im Forex, nichts über den Markt und seinen momentanen Trend zu sagen hat und halten ein auftretendes Gap zum Anfang der Woche für eine plausible Handelschance.

 

Der Einstieg

Der Einstieg in die Position sollte nach dieser Strategie am Anfang der Woche erfolgen. Ein Gap, welches nur auf Ineffizienzen im Markt beruht, trott überdurchschnittlich oft am Anfang der Woche auf und schließt sich zum Ende der Woche wieder.

Suchen Sie sich ein Währungspaar aus, das volatil ist und in dem viele Trader handeln. Es sollte also nicht gerade das exotischste Paar sein. Hier haben Sie vor allem den Vorteil, dass Ineffizienzen schnell erkannt und geschlossen werden, Ihre Erfolgswahrscheinlichkeit ist also höher als in einem allzu exotischen Basiswert.

Sie sollten nach Auftreten des Gaps jedoch noch einen Moment warten und sehen, wie sich der Markt entwickelt und wie er auf das Gap reagiert. Sollte die Reaktion zu volatil sein und eine extreme Dynamik entwickeln, bleiben Sie vorerst noch aus dem Markt, Sie setzen sich sonst einem unnötig großen Risiko aus.

 

Der weitere Verlauf

Wenn das Gap geöffnet ist und sich die Position in Richtung des Gaps entwickelt, handeln Sie im Sinne dieser Strategie gegen das Gap. Sie gehen davon aus, dass der Markt diesen Umstand korrigieren wird. Dies ist auch überdurchschnittlich oft der Fall. In größeren Zeitabschnitten dauert es entsprechend länger, bis Gaps geschlossen werden. Im Intradayhandel kann es gut und gerne bis zum Ende der Woche klappen.

Die Position sollte allerdings gegen Verluste entsprechend abgesichert sein. Es besteht schließlich immer noch die Möglichkeit, dass das Gap den Anfang eines Trends bedeutet, weil eine sehr positive Nachricht über ein bestimmtes Unternehmen oder gar ein bestimmtes Land (im Hinblick auf Währungspaare) veröffentlicht wurde und diese den Basiswert doch maßgeblich über einen längeren Zeitraum beeinflussen wird.

Setzen Sie also einen Stop-Loss einige Pips in Richtung des Gaps, um sicherzugehen.

Gaps in Shortrichtung

Sichtbar sind hier gleich mehrere Gaps in Shortrichtung. Das erste große Gap hat hier einen Abwärtstrend eingeleitet, den der DAX scheinbar auch beibehalten wird. Hier wäre es fatal gewesen, sich hundertprozentig auf die Schließung des Gaps zu verlassen und in dessen Richtung keinen Stop-Loss zu setzen. Ein Gap muss nicht immer geschlossen werden. Hier sehen Sie, was passiert wäre, wenn Sie sich nicht abgesichert hätten. Die Position wäre mit einem großen Verlust viel zu spät geschlossen worden.

 

Fazit

Gap Trading kann eine profitable Strategie sein. Jedoch sollten sich hier eher fortgeschrittene Trader herantrauen, die bereits Kenntnisse über den Markt und seine Zusammenhänge haben und diese auch verstehen . Zudem reicht es nicht, die Charts zu beobachten, denn insbesondere beim Gap Trading hängt vieles von schnellen und dynamischen Wirtschaftsnachrichten ab, die notwendigerweise auch verfolgt werden müssen, wenn man eine solche Strategie anwendet.

Mit der entsprechenden Absicherung kann es jedoch sehr profitabel sein, Gaps zu handeln, da überdurchschnittlich oft kein wirklicher Grund für diese besteht und sie deshalb binnen kurzer Zeit wieder neutralisiert werden.


 

Bildmaterial: © ImageFlow/Shutterstock.com

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