Stop Loss Trading
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Ist ein Stop Loss überhaupt wichtig für mein Trading?

Angenommen, Sie steigen morgens in ihr Auto und stellen fest, dass die Bremse auf einmal fehlt. Würden Sie überhaupt losfahren? Im Trading gibt es zwei Arten von Stop Loss. Zum einen den Wert, den Sie festlegen und zum anderen den Wert, bei dem ihr Broker die Positionen automatisch schließt, auch Margin-Call genannt.

Der Unterschied ist relativ simpel. Einen Stop Loss können Sie festlegen, den Margin-Call bestimmt ihr Broker und lässt Ihnen keine Wahl.

Nehmen wir als Beispiel an, Sie haben 1.000 € als Kapital zum Handeln. Ihr Broker legt den Margin-Call bei einem Margin-Level von 50 % fest. Sie eröffnen eine Position mit 1.000 € Margin und diese läuft ins Minus. Bei einem Verlust von 500 € wird ihr Broker die Position automatisch schließen, da ihr Margin-Level die Grenze erreicht hat. Mit einem Stop Loss können Sie die Position vorher schließen lassen und den Verlust beispielsweise auf 100 € beschränken.

Wie funktioniert ein Margin-Call?

Rein theoretisch können beim Trading Verluste in unbegrenzter Höhe entstehen. Da kein Trader über unbegrenztes Kapital verfügt, muss ein Broker sich anderweitig absichern. Zu diesem Zweck wird ein Margin-Level berechnet. Dieses setzt sich zusammen aus Ihrer Equity und der Margin, die für Ihre Positionen hinterlegt ist. Der Broker legt nun einen Wert fest, bei dem er das Margin-Level für zu bedenklich hält und seinen Margin-Call ausführt. Hierbei werden der Reihe nach Ihre Positionen zwangsgeschlossen, um den Verlust auf Ihre Einlagen zu begrenzen.

Margin Level

Die Grafik verdeutlicht, wie es zu einem Margin-Call kommt. Die Equity (Balance +- offene Positionen) fällt, die Marginanforderung bleibt jedoch gleich, da die Positionen nicht verändert werden. Das Margin-Level sinkt dementsprechend, bis es den Wert erreicht, an dem Ihr Broker einschreitet, um im Endeffekt zu verhindern, dass Sie Schulden machen.

In diesem Beispiel würde ihr Verlust durch den Margin Call 500 € betragen, also 50 % des Accounts.

Hätten Sie stattdessen einen Stop Loss gesetzt, hätten Sie den Verlust auf beispielsweise 100 € begrenzen können, ergo 10 % des Accounts.

An dieser Stelle der Hinweis, dass nicht jeder Broker den Margin-Call bei 50 % ausführt. Manche lassen 20 % zu, andere schreiten schon bei 100 % ein.

Wie funktioniert ein Stop Loss?

Ein Stop Loss ist im Grunde nichts anderes, als ein optionaler Parameter zu einem Handelsauftrag, welcher zwangsläufig aus vier Angaben bestehen muss, nämlich dem Symbol, der Positionsgröße, dem Einstiegskurs und der Richtung, sprich Long oder Short.

Zusätzlich können Sie einen Take Profit und Stop Loss setzen. Der Einstiegskurs legt fest, zu welchem Kurs Sie in den Markt einsteigen. Der Take Profit bestimmt den Kurs, an dem die Position automatisch geschlossen werden soll, um den Gewinn zu realisieren. Ein Stop Loss ist das Gegenteil und bestimmt den Kurs, zu dem Sie aus dem Markt aussteigen möchten, um den Verlust zu begrenzen, falls Ihre Einschätzung der Marktentwicklung falsch lag.

Warum ist ein Stop Loss wichtig für mein Trading?

Wie bereits verdeutlicht wurde, ist Trading ohne Stop Loss ohnehin nicht möglich. Der Unterschied zum Margin-Call ist lediglich, dass Sie selber festlegen können mit welchem Verlust Sie die Position schließen.

Sie könnten ebenfalls auf den Stop Loss Parameter verzichten und die Position von Hand schließen, bevor Sie vom Broker geschlossen wird. Hierbei spielt allerdings die Psychologie eine große Rolle.

Jeder Trader hat unterschiedliche Vorstellungen, ab wann ein Verlust „zu groß“ ist. Dies ist nicht nur abhängig von dem verfügbaren Kapital, sondern auch von Ihrer persönlichen Einstellung zu Geld und Risiko. Wenn es zudem beim Trading an Disziplin mangelt, können Emotionen ins Spiel kommen. Diese sind beim Trading meist „tödlich“.

Der Ablauf könnte wie folgt aussehen:

  • Sie gehen in einem Währungspaar Long, da Sie denken, der Kurs muss steigen.
  • Die Position läuft einige Pips ins Plus und alles sieht nach einem profitablen Trade aus.
  • Der Markt dreht wieder um und die Position läuft ein einige Pips ins Minus.
  • Sie denken sich „Naja, das wird schon“ und lassen die Position laufen.
  • Nach einigem Hin und Her zwischen Gewinn und Verlust entschließt sich der Markt letztendlich dazu, fallende Kurse anzustreben und die Position läuft weiter ins Minus.

Ohne Stop Loss wird die Position solange weiter ins Minus laufen, bis Ihr Broker sie zwangsschließt. Ebenfalls wird Ihre Einstellung dazu, wie vertretbar der Verlust ist, sich schlagartig ändern. Während Sie bei 10 € Verlust noch gedacht haben „Nicht so dramatisch, das gehört dazu!“, ist bei 100 € Verlust vermutlich schon eher ein „Der Markt muss jetzt aber langsam umdrehen!“ angesagt. Bei 200 € Verlust sind Sie dann bei „Ich lasse den Trade laufen, bis sich der Markt erholt…“ und bei 400 € Verlust machen Sie sich Vorwürfe, warum Sie nicht schon längt ausgestiegen sind.

Ihren Broker wird es wenig interessieren, ob Sie Geld verlieren. Dieser schließt die Position, wenn ihm das Risiko zu groß wird. Sie hingegen haben freie Wahl, wann Sie aussteigen.

Stop Loss
Begrenzen Sie Ihre Verluste mit einem Stop Loss.

Ein Stop Loss beim Trading hat also mehrere Aufgaben. Zum einen lässt sich damit der Verlust auf ein vorher definiertes Limit begrenzen. Idealerweise legen Sie diesen Wert zu Beginn des Trades fest, bevor irgendwelche Emotionen oder irrationale Entscheidungen ihren Einfluss nehmen können. Ob es sich bei dem Stop Loss nun um einen festen Wert handelt, einen Prozentwert des Kapitals oder irgendetwas dazwischen spielt keine Rolle. Sie legen zu Beginn fest, wann Sie aussteigen und übergeben Ihrem Broker diesen Auftrag mit dem Stop Loss Parameter. Sie wissen also von Anfang an, dass Sie Betrag X verlieren, wenn Sie falsch liegen.

Zum anderen, was vermutlich der viel wichtigere Faktor ist, schützen Sie sich damit vor Emotionen. Dem Stop Loss Parameter ist völlig egal, wie hoch der Verlust ist. Sobald der angegebene Kurs erreicht wird, wird die Position geschlossen, vorausgesetzt natürlich, Sie haben den Parameter zwischenzeitlich nicht verändert, womit wir auch im Knackpunkt der Fragestellung angelangt sind.

 

Ist ein Stop Loss überhaupt wichtig für mein Trading?

Ein Stop Loss ist nichts weiter, als ein Werkzeug, dass Ihnen beim Handeln die Möglichkeit gibt, Verluste zu beschränken, unabhängig davon, ob Sie gerade den Markt verfolgen oder nicht. Der Parameter gibt Ihrem Broker eine Anweisung, die er ausführt, wenn die Bedingungen erfüllt sind.

All das ist aber völlig nutzlos, wenn Sie Ihre Emotionen nicht unter Kontrolle haben und impulsiv Handeln. Wenn Sie einen Stop Loss verschieben, weil sich der Markt dieser Grenze nähert, dann hat er seinen Zweck verloren. „Noch ein bisschen Spielraum“, „Noch ein paar Pips mehr“ und ähnliche Reaktionen führen nur dazu, dass Sie in den meisten Fällen mehr Geld als nötig verlieren oder gar bis zum Margin-Call kommen.

Die Frage ist also nicht, ob ein Stop Loss wichtig für Ihr Trading ist, sondern ob Sie Verluste als Verluste sehen, oder als schlichten Teil des Geschäfts. Kein Trader wird immer richtig liegen. Selbst wenn Sie noch so effizient und rational den Markt analysieren, irgendwann wird eine Zentralbank die Zinsen verändern und der Markt springt unkontrolliert auf und ab. Ob Sie hier gewinnen oder verlieren, ist eigentlich fast nur Glück.

EURUSD Chart vom vom 10.03.2016
EURUSD Chart vom vom 10.03.2016

Auf der Grafik sehen Sie den Kursverlauf vom 10.03.2016, an dem die EZB beschlossen hat, den Leitzins auf 0 % festzulegen. Der Kurs fiel innerhalb einer Stunde um 1,7 Cent und stieg danach innerhalb von sechs Stunden um fast 4 Cent an. Da es sich beim Forex Trading um gehebelte Produkte handelt, können solche Bewegungen zu enormen Kapitalveränderungen auf Ihrem Konto führen. Nehmen Sie beispielsweise an, Sie wären vor der Veröffentlichung der Zahlen Short gegangen. Ihre Position hätte zunächst ein dickes Plus erreicht, bevor der Markt umdrehte. Wenn Sie hier keinen Stop Loss gesetzt haben, wäre aus Ihrem Gewinn innerhalb von ein paar Stunden ein weitaus höherer Verlust geworden.

 

Fazit

Ein Stop Loss beim Trading ist ein Werkzeug, nicht mehr und nicht weniger. Ob es für Sie persönlich ein wichtiges Werkzeug ist, hängt davon ab, wie Sie es einsetzen. Wenn Ihre Emotionen die Oberhand haben, ist ein Stop Loss unwichtig und nutzlos. Solange Sie emotionslos eine Strategie verfolgen, ist ein Stop Loss eines der wichtigsten Werkzeuge, dass Sie beim Trading zur Verfügung haben.

Wenn Ihnen die oben erwähnten Abläufe bekannt vorkommen, sollte Ihre oberste Priorität darin liegen, die Emotionen vom Trading fernzuhalten.


 

Bildmaterial: © Olivier Le Moal/Fotolia; © PTstock/Shutterstock

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