Candlesticks
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Japanische Candlesticks

Candlesticks oder auch Kerzen genannt sind im Rahmen der technischen Chart-Analyse unter den Chartisten sehr beliebt. Doch warum hat sich diese Kerze, die erst seit Anfang der 90er Jahre, aus Japan stammend, so schnell in der technischen Chartbetrachtung durchgesetzt? Im Gegensatz zum klassischen Linienchart bietet sie uns eine Vielzahl von weiteren Informationen, die man als Trader für zusätzliche Signale nutzen kann.

Welche Informationen liefert uns ein Candlestick?

Kerzencharts übermitteln uns im Prinzip die gleichen Informationen wie Balkendiagramme. Im Einzelnen sind dies der Eröffnungs- und Schlusskurs sowie das Hoch und das Tief der gewählten Zeiteinheit. Dennoch unterscheiden sie sich im Wesentlichen in ihrer Optik. So wirkt eine Kerze gegenüber einem Balken markanter und auf den ersten Blick übersichtlicher. Zudem wird sie durch sehr viele Trader genutzt und demnach werden ihre Signale und Muster von vielen Marktakteuren erkannt.

Candlesticks Candlesticks

Zur Visualisierung habe ich Ihnen beide Arten oben dargestellt, damit Sie sich direkt ein Bild machen können. Wie Sie sehen, sind die Informationen tatsächlich deckungsgleich. Grundsätzlich besitzt die sogenannte Kerze jedoch einen Körper, der sich aus der Bewegung zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs bildet und einen Schatten. Diesen Schatten unterteilt man zusätzlich noch in Docht und Lunte, was dem Candlestick zu seiner Bezeichnung „Kerze“ verhilft. Der Körper wird natürlich nur dargestellt, wenn der Eröffnungs- und Schlusskurs nicht übereinstimmt. Um die Visualisierung zu komplettieren, werden Open und Close, je nach Verlauf, in unterschiedlichen Farben dargestellt, wie man im oberen Beispiel sehen kann. So bildet sich eine weiße Kerze, wenn der Schlusskurs über dem Eröffnungskurs liegt und umgekehrt eine schwarze, wenn der Schlusskurs unter der Eröffnung liegt.

Welchen Nutzen ziehen wir aus diesen Informationen?

Anhand der Form eines Candlesticks kann man in erster Linie die Volatilität und vor allem die Verfassung des Marktes ablesen. So geben uns z.B. große Kerzen die Information, dass der Markt in Bewegung ist und kleine sagen wiederum das Gegenteil aus. Hier ist vor allem auf das Verhältnis von Eröffnungs- zum Schlusskurs zu achten. Candlesticks werden grundsätzlich in allen Zeiteinheiten angewendet und zur Analyse in der Regel isoliert oder in Kombination mit anderen Kerzen – zur Mustererkennung – betrachtet, sind aber vor allem in den größeren Timeframes aussagekräftiger. Candlestick-Formationen werden meist zur Identifizierung von Trendumkehr genutzt. Diese Muster möchte ich Ihnen jetzt näher bringen

Candlestick-Muster

Es gibt sehr viele Candlestick-Muster, von denen ich Ihnen im Folgendem, eine Auswahl der geläufigsten vorstellen möchte. Bevor es losgeht, bleibt noch zu erwähnen, dass Sie vor der Anwendung immer die aktuelle Trendrichtung bestimmen müssen, um die richtigen Signale generieren zu können.

 

Hammer und Hanging Man
Hammer und Hanging Man

In einer Abwärtsbewegung wird diese Kerze als Hammer bezeichnet und umgekehrt als Hanging Man. Sie weist einen kleinen Kerzenkörper auf, dessen Lunte mindestens doppelt so lang ist. Dabei fokussieren wir uns vor allem auf die Lunte. Der Docht ist in diesem Fall sehr klein oder gar nicht vorhanden. Die Kerzenfarbe des Hammers ist außer acht zu lassen, da die psychologische Kraft, die dahinter steckt, fast gleich ist. Denn der Markt schließt in der Nähe des Eröffnungskurses und kann die Abwärtsbewegung nicht fortführen. Wenn, wie im Beispiel beschrieben, ein Abwärtstrend vorliegt, kann man den Hammer als bullishes Signal deuten. Liegt ein Aufwärtstrend vor, dann bezeichnet man diesen Candlestick als Hanging Man. Hier gilt es aber auf jeden Fall die nächsten Kerzen abzuwarten, um die Formation zu bestätigen, also auf einen Schlusskurs unterhalb des Hanging Mans zu warten, um diese Formation zu bestätigen und ein bearishes Signal zu generieren. Festzuhalten bleibt, je länger die Lunte und kleiner der Körper, desto bedeutender ist diese Kerze für uns.

 

Bullish und Bearish Engulfing
Bullish und Bearish Engulfing

Dieses Kerzenmuster besteht aus zwei Kerzen. Wie in den Beispielen abgebildet, gibt es zwei Varianten. Eine gilt für den Aufwärtstrend und die andere für den Abwärtstrend. Wichtig ist hierbei, dass die zweite Kerze die erste umschließt und in die Gegenrichtung tendiert. Wie im zweiten Beispiel zu sehen, ist damit vor allem der Körper gemeint, nicht unbedingt der Schatten. Je größer das Verhältnis der beiden Kerzen zueinander, desto signifikanter ist auch ihre Wirkung. Psychologisch betrachtet, „verschlingen“ die Marktakteure den aktuellen Trend und holen direkt zur Gegenbewegung aus.

 

Spinning Top (bullish und bearish)
Spinning Top (bullish und bearish)

Das Spinning Top besteht wiederum nur aus einer Kerze. Es vermittelt uns eine Pattsituation im Markt und besteht aus einem kleinen Körper und relativ langen Schatten. Schluss- und Eröffnungskurs liegen demzufolge nahe beieinander. Weder Käufer noch Verkäufer konnten sich in dieser Situation durchsetzten. In einem starken Aufwärts- oder Abwärtstrend ist das Spinning Top als erstes Warnsignal zu deuten. Die Farbe des Körpers spielt dabei eine nebensächliche Rolle, vielmehr ist die Länge des Schattens interessant.

 

Belt Hold (bullish und bearish)
Belt Hold (bullish und bearish)

Diese einzelnen Kerzen findet man nicht so oft vor. Sie haben in ihrer Aussage eine hohe psychologische Wirkung. Wichtig hierbei ist, dass die Kerze keinen Schatten in die Gegenrichtung aufweißt, das heißt, der Kurs schießt mit Eröffnung gegen die Trendrichtung und der Schlusskurs tendiert nahe dem Tageshöchstkurs. Oft werden damit Gaps auf Tagesbasis geschlossen. Der Eröffnungskurs der nächsten Kerze (des nächsten Tages) ist im jedem Fall abzuwarten und sollte die Gegenbewegung in jedem Fall bestätigen.

 

Bullishes und bearishes Harami
Bullishes und bearishes Harami

Das bullishe und bearishe Harami gehört jeweils zu der Gruppe der Umkehrmuster und besteht aus zwei Kerzen. Auf eine lange Kerze in Trendrichtung folgt ein Anstieg, der jedoch innerhalb der größeren Kerze stattfindet. Die Bildung der kleineren Kerze sollte mit steigenden Umsätzen verbunden sein. Hier gilt es als Bestätigung wiederum die nächste Kerze abzuwarten, die in die entsprechende Gegenrichtung tendieren sollte.

 

Der Inverted Hammer und Shooting Star
Der Inverted Hammer und Shooting Star

Der Inverted Hammer ist eher als schwaches Umkehrsignal in einem Abwärtstrend zu finden. Die Bedingungen des Kerzenaufbaus sind identisch zum Hammer, nur dass dieser quasi auf dem Kopf steht. Deutlich interessanter und stärker ist der Shooting Star in einem Aufwärtstrend zu bewerten, der auf eine weiße Kerze folgt. Der Shooting Star kann sowohl schwarz als auch weiß sein. Der Schlusskurs des Tages sollte über dem Schlusskurs des Vortages liegen. Wie bei den anderen Mustern muss man auf eine Bestätigung mit der folgenden Kerze abwarten.

 

Der Doji
Der Doji

Long-Legged-Doji
Er ist wie ein Spinning Top anzusehen und verdeutlicht die Pattsituation im Markt um so mehr.

Dragonfly-Doji
Das Gegenstück zum Gravestone ist der Dragonfly. Nach einem deutlichen Kursverlust kam es innerhalb dieser Kerze zum Richtungswechsel, sodass der gesamte Kursverlust wieder zurückgewonnen wurde. In einem Abwärtstrend ist er als starkes Umkehrsignal anzusehen.

Gravestone-Doji
Das Gegenstück zum Dragonfly ist der Gravestone . Nach einem deutlichen Kursgewinn kam es innerhalb dieser Kerze zum Richtungswechsel, sodass der gesamte Kursgewinn wieder abverkauft wurde. In einem Aufwärtstrend ist er als starkes Umkehrsignal anzusehen.

Fazit

Japanische Candlesticks sind ein beliebtes Mittel, um die aktuelle Marktlage zu erörtern, denn sie geben diese auf eine triviale und übersichtliche Art und Weise wieder. In Kombination mit anderen technischen Indikatoren lassen sich dadurch sehr gute Signale generieren. Grundsätzlich sollte man bei einer Kerzenbildung immer erst den Schlusskurs und die Eröffnung der nächsten Kerze abwarten. Erfahrungsgemäß ändern Kerzen, gerade in der Schlussphase, des Öfteren ihr komplettes Erscheinungsbild.


Bildmaterial: © JiSIGN/Fotolia

 

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