Gleitende Durchschnitte
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Gleitende Durchschnitte beim Trading

Was sind SMA und EMA und wie werden sie benutzt?

Um sich im Chart schnell einen Überblick verschaffen zu können, greifen Trader auf Indikatoren zurück, die manche Umstände einfach verbildlichen und somit übersichtlich bestimmte Situationen kennzeichnen. Als besonders wichtig werden dabei SMA und EMA betrachtet.

SMA und EMA sind sogenannte gleitende Durchschnittslinien. SMA steht dabei für Simple Moving Average, EMA steht für Exponential Moving Average.

 

Was zeigen gleitende Durchschnitte an?

Bei einem gleitenden Durchschnitt handelt es sich um den Durchschnittswert der vorher definierten Kurse, beispielsweise Eröffnungskurse oder Schlusskurse, aus einer bestimmten Anzahl an vorher definierten Einheiten einer Zeiteinheit. Dies klingt komplizierter als es ist: ein SMA 50 im Daily Chart gibt also einfach an, wie der durchschnittliche Schlusskurs der letzten 50 Tage verlaufen ist.

Somit ist es logisch, dass der gleitende Durchschnitt mit dem Kurs des Basiswertes mitläuft und sich eine Relation von Kurs zum gleitenden Durchschnitt abzeichnet. Auf dieser Basis lassen sich dann Handelssignale ableiten. Hierfür wird vorher definiert, wie sich der Kurs in Relation zu seinem gleitenden Durchschnitt (Moving Average) verhalten muss.

 

Wie unterscheiden sich die einzelnen Moving Averages voneinander?

Zunächst betrachten wir den SMA, den Simple Moving Average:

Dieser ist das arithmetische Mittel aus einer vorher festgelegten Anzahl an Zeiteinheiten, also Preiskörpern im Chart – zumeist werden diese durch Candlesticks dargestellt. Es wird nun der Preis definiert, aus dem der Durchschnitt gebildet werden soll; dies kann der Schlusspreis, der Eröffnungspreis, das Tagesmittel etc. sein.

Aus der definierten Anzahl an Candlesticks (oder anderen Preiskörpern) wird eine Summe der Preise gebildet. Wenn man diese durch die Summe der vorher definierten Anzahl an Zeiteinheiten teilt, erhäkt man den gleitenden Durchschnitt dieser Zeitspanne in einem skalierbaren Zahlenwert.

Worum handelt es sich beim EMA, dem Exponential Moving Average?

Im Grunde funktioniert die Berechnung des EMA ähnlich wie die des SMA. Jedoch ist ein entscheidender Unterschied zu vermerken: der EMA fügt der Berechnung des gleitenden Durchschnitts der vorher festgelegten Einheiten eine Gewichtung hinzu.

Dies bedeutet, dass jüngeren Kursbewegungen eine höhere Gewichtung beigemessen wird, als älteren Bewegungen. Hier liegt ein entscheidender Vorteil zum SMA. Wenn der EMA zur Veranschaulichung der mittleren Preisbildung verwendet wird, lassen sich junge Signale leichter filtern. Dadurch, dass aktuelle Preisbewegungen eine stärkere Auswirkung auf die Bewegungen des gleitenden Durchschnittes ausüben, zeigt dieser schneller die Tendenz des Marktes an als der SMA.

Hierbei können jedoch auch häufiger Fehlsignale auftreten. Insbesondere, wenn ein sehr schneller gleitender Durchschnitt verwendet wird, beispielsweise 25 oder niedriger, liegt die Gefahr von Fehlsignalen höher aufgrund der nicht berücksichtigten zurückliegenden Zeiteinheiten.

Im Chart wurde ein EMA 50 eingezeichnet.
Im Chart wurde ein EMA 50 eingezeichnet. Hierbei handelt es sich um einen oft verwendeten EMA, der eine hohe Aussagekraft über die jüngeren Marktbewegungen bietet.

 

Welche Kernaussagen lassen sich mittels SMA und EMA über den Markt treffen?

Grundlegend sind die gleitenden Durchschnitte dazu gedacht, die Tendenzen des Marktes schnell und übersichtlich grafisch darzustellen. Da es sich bei allen gleitenden Durchschnitten um Aussagewerte über die Vergangenheit handelt, kann damit logischerweise nicht die Zukunft vorausgesagt werden. Es ist jedoch möglich, zukünftige Bewegungen des Marktes zu prognostizieren, wenn man die Bewegungen der Moving Averages lesen kann.

In den meisten Fällen wird nicht nur ein einziger Moving Average verwendet, sondern mehrere, die zusammen in den Chart eingezeichnet werden. Dies kann die Aussagekraft einerseits erhöhen und andererseits die Bildung von Fehlsignalen minimieren.

Ein typischer Set aus diesen Indikatoren kann wie folgt aufgebaut sein:

Gleitende Durchschnitte beim Trading
Hier sieht man, wie sich die Linien zu einem Bild zusammenfügen, welches eine große Aussagekraft über den Markt besitzt. Die Linien der Moving Averages folgen dem Kurs und fächern sich in Richtung des Trends zunehmend auf.

Auffällig ist, dass der Durchschnitt dem Kurs immer ein wenig hinterherhinkt. Das liegt in der Natur der Sache, da der Durchschnitt sich immer aus vergangenen Schlusskursen berechnet.

Je weiter sich der Kurs von seinem vergangenen Durchschnitt entfernt, desto stärker zeichnet sich ein aktueller Trend ab. Wenn der Kurs dynamisch einen Moving Average von unten nach oben durchbricht, kann dies ein Signal für einen beginnenden Aufwärtstrend sein. Umgekehrtes gilt für Abwärtstrends.

Hier ist jedoch die Gefahr von Fehlsignalen am größten! Sie sollten gleitende Durchschnitte nicht zum Scalping verwenden, da die Indikatoren dafür schlicht und einfach zu langsam sind. Ein dynamischer Durchbruch bedeutet noch keinen Trend. Wenn Sie diesen Indikator zur Trendfolge benutzen möchten, wozu er einerseits gedacht ist und sich auch andererseits am besten verwenden lässt, dann sollten Sie immer auf eine Bestätigung eines sich abzeichnenden Trends warten.

Durch den Spread werden Sie auf Dauer beim Scalping von Moving Averages verlieren. Beachten Sie zudem, dass die extrem schnellen Varianten von 15 und niedriger, insbesondere auf kleinen Zeiteinheiten von etwa 30 Minuten oder gar bis hin zu einer Minute, keine besonders hohe Aussagekraft haben.

Nachrechnen lässt sich dies einfach: Ein Moving Average von 1 kann nur aus einer einzigen Kerze einen Durchschnitt bilden. Und eine einzelne Kerze bedeutet logischerweise keinen Trend – erst recht nicht auf einer Zeiteinheit von einer Minute.

Eine Bestätigung des Trends sollte dann vorliegen, wenn der Kurs nach einem dynamischen Durchbruch den Moving Average „respektiert“. Das heißt, er testet wieder nach oben oder unten an, stabilisiert jedoch seinen Trend entlang der Linie. Je weiter er sich in Trendrichtung vom Moving Average entfernt, desto stärker ist der Trend. Dies kann im Chart ähnlich wie ein Trendlinie aussehen.

Nachfolgend werden einige Strategien besprochen, die helfen können, Moving Averages zu verstehen und auch passend im Chart anzuwenden.

Grundlegend gilt bei der Anwendung mehrerer SMAs und EMAs, dass eine Kreuzung der beiden Linien ein Signal bedeuten kann. Nachfolgend wird am Beispiel von EMAs gearbeitet.

Durchbricht der schnelle EMA den langsamen von unten nach oben, ist dies ein Signal für einen beginnenden Aufwärtstrend. Beachten Sie, dass hier ebenfalls wieder gilt: Eine Bestätigung des Trends sollte immer abgewartet werden. Weiterhin sollten Sie immer im Hinterkopf behalten, dass schnelle EMAs nicht so aussagekräftig sind, wie langsame. Diese haben aber dafür ein größeres „lagging“ (= Zeitverzögerung).

 

Solide Strategie zum Einstieg in den Handel mit EMAs

Moving Averages

Ein beliebiger Chart eines Basiswertes wird ausgewählt. Vorzugsweise sollten größere Zeiteinheiten gewählt werden, wie beispielsweise der H4 oder der Daily Chart. Hier sind Signale aussagekräftiger als in kleinen Charts.

Dann werden zu dem Chart EMAs hinzugefügt. Es sollten mindestens zwei Indikatoren sein, die sich hinsichtlich ihrer Berechnung um mindestens 50 Einheiten unterscheiden. Es bieten sich zum Beispiel der EMA 50 und der EMA 100 oder 200 an. Kleinere EMAs dazwischen wirken zusätzlich als optische Unterstützung mit und können Signale früher einleiten oder im Nachgang zusätzlich bestätigen. Ein passendes Set wäre somit: EMA 36, 50, 100, 120, 200.

Die großen EMAs zeigen den übergeordneten Trend an, in dem sich der Kurs bewegt. Wenn der Kurs mit einem gewissen Abstand über dem großen EMA verläuft, handelt es sich um einen Aufwärtstrend. Umgekehrt gilt dies auch für Abwärtstrends. Sollte sich der Kurs sehr nah an dem großen EMA bewegen, sollte der Trader zunächst abwarten, da dies ein Signal für eine baldige Trendumkehr bedeuten kann.

Zunächst sollte ein passender Einstiegszeitpunkt abgewartet werden. In einen Trend einzusteigen ist beispielsweise nach einer Korrektur möglich. Wie bereits in anderen Artikeln erwähnt, bietet es sich hier an, abzuwarten, bis der Kurs einen Rückzieher in Gegenrichtung macht, und sich danach wieder von der Trendlinie, oder hier dem EMA, abstößt.
Bei Trendfolgemodellen ist ein Stop-Loss wichtig. Um nicht nach einem soliden Gewinntrade alles wieder zu verlieren, sollte man einen Stop-Loss setzen, der am besten mit dem Trade mitläuft, ein sogenannter Trailing Stop.

Der Trailling Stop wird am besten nicht zu eng gesetzt, sondern sollte dem Kurs ein wenig Spielraum lassen, sich noch weiter in Gewinnrichtung entwickeln zu können. Nach einer eindeutigen Trendumkehr sollte der Trade mit einem Gewinn geschlossen werden.

Wenn die langsamen EMAs den schnellen näher kommen, bedeutet dies, dass der Trade entweder geschlossen werden, oder der Stop-Loss im Auge behalten werden sollte. Denn auch dies kann bedeuten, dass der Markt in eine Range verlaufen wird und einen längeren Seitwärtsmarkt einleiten wird. Natürlich ist auch dies nicht in Stein gemeißelt und der Trend kann sich erholen. All dies sind nur Ratschläge, mit EMAs umzugehen und sie richtig zu deuten.

EMAs sind jedoch keine Werkzeuge, die die Zukunft in gewisser Weise vorhersagen, wie Oszillatoren. Es liegt am Trader, einen passenden Ein- und Ausstieg zu finden. EMAs können jedoch von großer Hilfe sein, wenn man den übergeordneten Markttrend filtern möchte und Ein- oder Ausstiegssignale sucht.

Am Beispielbild 2 kann man deutlich erkennen, wie sich die EMAs auffächern, wenn der Kurs sich von der großen EMA wegbewegt. Dies bedeutet, dass der Trend momentan stabil verläuft. Nach einer Korrektur wäre ein Einstieg in den Trend also durchaus möglich.

Im Bereich der Kreuzungen der langsamen mit den schnellen EMAs deutet sich in Bild 2 ein Trendwechsel in die Gegenrichtung an. Nach einer Bestätigung dieses Signals sollte der Trade also spätestens geschlossen werden. Ein neuer Trade in die Gegenrichtung kann nach dieser Bestätigung geöffnet werden.

Es existieren vielfältige Möglichkeiten, auch unter Zuhilfenahme anderer Indikatoren Strategien mit SMAs und EMAs zu kombinieren. Diese Strategie ist sehr simpel und bietet einen Einstieg in die Nutzungsvielfalt der gleitenden Durchschnitte. Als zusätzliches Werkzeug zu anderen Strategien bieten sie sich besonders an.


Bildmaterial: © autsawin uttisin/Shutterstock.com; © Michael R Ross/Shutterstock.com

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