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Crossrates beim Forex-Handel

Ein Großteil des Volumens am Devisenmarkt wird in Quotierungen gegen den US-Dollar gehandelt. Aufgrund seiner Dominanz am Devisenmarkt wird der US-Dollar daher häufig auch als Leitwährung bezeichnet. Quotierungen ohne Beteiligung des US-Dollars werden Crossrates genannt, deren Bedeutung in den letzten Jahren zugenommen hat. Dieser Artikel zeigt, was sich dahinter verbirgt und worauf Trader achten müssen.

Die klassischen Trading-Währungen sind jene, die gegen den USDollar quotiert werden (Hauptwährungen). Hier ist das Handelsvolumen sehr hoch und die Differenzen zwischen An- und Verkaufskurs in der Regel niedrig. Doch in den letzten Jahren ist auch die Bedeutung der Crossrates gestiegen. Das liegt zum einen daran, dass die Globalisierung zu einem höheren Außenhandel führt, der die Konvertierung von Devisen auch abseits des Dollars notwendig macht. Zum anderen stellen Crossrates für Trader eine interessante Alternative zu Quotierungen gegenüber dem US-Dollar dar. Beide Effekte führen dazu, dass das Volumen in Crossrates zugenommen hat. Die Anzahl der handelbaren Wechselkurse erhöht sich deutlich, wenn auch Crossrates berücksichtigt werden. So bieten einige Broker inzwischen über 100 Währungspaare zum Handel an. Würde man lediglich die Quotierungen gegen den US-Dollar handeln, wäre die Auswahl an Basiswerten deutlich geringer. Vor allem Einsteigern in den Devisenmarkt bereiten Crossrates jedoch häufig Probleme. Der Zusammenhang zwischen einer Crossrate und den entsprechenden Quotierungen gegenüber dem US-Dollar, die Berechnung sowie weitere Besonderheiten sind kaum einem Neuling im Forex-Markt bekannt. In diesem Artikel wird daher das Grundlagenwissen vermittelt, um die hinter den Crossrates stehende Funktionsweise zu verstehen.

Grundlagen von Crossrates

Ein Wechselkurs ist stets nach dem gleichen Schema aufgebaut. Die an erster Stelle genannte Währung wird als Basiswährung bezeichnet (in der Regel der US-Dollar bei den Hauptwährungen). Darauf folgt die variable Währung an zweiter Position. Bei Crossrates – also abseits des US-Dollars – haben sich im Laufe der Zeit bestimmte Quotierungen etabliert, die von allen Marktteilnehmern übernommen wurden. Steht die eigene Währung in einer Quotierung an erster Stelle, wird der Wechselkurs als Mengennotierung bezeichnet. Die Inlandswährung fungiert hier als feste Bezugsgröße und der Wechselkurs gibt an, wie viele Einheiten der fremden Währung man für eine Einheit der eigenen Währung bekommt. Umgekehrt informiert die Preisnotierung darüber, wie „teuer“ die eigene Währung ist.

Notwendigkeit von Crossrates

Devisen werden primär gegenüber dem US-Dollar gehandelt. Die realwirtschaftliche Welt und die daraus resultierenden Erfordernisse sind aber deutlich vielfältiger. Ein europäischer Exporteur empfängt beispielsweise als Gegenleistung für seine Waren nicht nur US-Dollar, sondern auch Japanische Yen. Um diese in Euro zu konvertieren, bieten sich ihm zwei Möglichkeiten: Entweder er findet einen Handelspartner, der Euros in Yen konvertieren möchte und somit die Gegenposition eingeht. Oder er konvertiert die Japanischen Yen erst in US-Dollar und anschließend in Euro. Der erste Weg ist für viele Wechselkurspaare leider nicht praktikabel. Vor allem exotische Währungen werden fast ausschließlich gegen den US-Dollar gehandelt. Findet sich kein Handelspartner, der einen Kurs für die gewünschte Crossrate stellt, muss man den Weg über den USDollar gehen. Allerdings fällt in diesem Fall zwei Mal ein Spread an. Für die wichtigsten Crossrates hat sich in den letzten Jahren ein liquider Markt etabliert. Die Spreads sind hier zum Teil deutlich geringer, als wenn man die Devisen erst in US-Dollar und anschließend in die eigene Währung konvertiert. Die Liquidität ist aber nach wie vor vergleichsweise gering und reicht nicht an jene in den Notierungen gegen den US-Dollar heran. Die meisten Broker bieten inzwischen eine Vielzahl von Devisenpaaren zum Handel an. Die wenigsten davon werden aber auch tatsächlich aktiv im Interbankenmarkt gehandelt. Um die Transaktion im Devisenmarkt auszuführen, muss der Broker daher meist beide Währungen einzeln gegen den US-Dollar handeln. Die daraus resultierenden Dollar- Positionen gleichen sich gegenseitig genau aus und übrig bleibt die gewünschte Position in dem gewünschten Devisenpaar. Weil dann für beide Transaktionen aber der Spread anfällt, weisen exotische Crossrates meist einen deutlich höheren Spread auf als die liquiden Hauptwährungen.

Berechnung von Crossrates

Der Preis einer Crossrate definiert sich aus den entsprechenden Quotierungen gegenüber dem US-Dollar. Ist dies nicht der Fall, kommt es zu einer Arbitrage- Möglichkeit – also der Gelegenheit, risikolos einen Gewinn einzustreichen. Ein Beispiel zu Crossrates: Ein Trader möchte auf eine Aufwertung des Euros gegenüber dem Yen setzen und möchte daher eine Long-Position im EUR/JPY eröffnen. Angenommen, diese Crossrate würde nicht gehandelt, so könnte man die Position synthetisch über den US-Dollar herstellen. Dafür müsste man jeweils den Euro und den Japanischen Yen einzeln gegenüber dem Dollar handeln. Man würde beispielsweise erst Japanische Yen gegen US-Dollar verkaufen (Short JPY/USD). Die daraus resultierenden Dollar- Bestände würde man anschließend wieder verkaufen und dafür Euros kaufen (Long EUR/ USD). Es verbleibt lediglich die gewünschte Short-Position im Japanischen Yen und die Long- Position im Euro (Long EUR/ JPY). Der zwischenzeitliche Dollar-Bestand galt nur als Umrechnungswährung und wurde wieder vollständig aufgelöst. Da dieser Weg aber für den kurzlebigen Devisenhandel zu umständlich ist, kann man die Wechselkurse auch mit folgenden Regeln deutlich einfacher berechnen:

(1) Wenn der US-Dollar in beiden Quotierungen als variable oder als Basis-Währung gegeben ist: Dividieren der beiden Wechselkurse.

EUR/USD = 1,30
GBP/USD = 1,63

Berechnung:
EUR/GBP = 1,30 / 1,63 = 0,80

Je nach Quotierungsweise des Währungspaares muss das Ergebnis gegebenenfalls noch invertiert werden. Hierzu muss man lediglich eins durch den Wechselkurs teilen.

(2) Wenn der US-Dollar als Basis- und als variable Währung gegeben ist: Multiplikation der Wechselkurse

USD/JPY = 80
EUR/USD = 1,30

Berechnung:
EUR/JPY = 80 x 1,30 = 104

Auch hier ist – je nach Quotierungsweise der Crossrate – möglicherweise eine Invertierung des Wechselkurses noch erforderlich. Analog dazu könnten Sie auch aus dem Kurs der Crossrate und dem Wert eines Hauptwährungspaares den Wechselkurs des anderen Hauptwährungspaares berechnen.

Dreieck-Arbitrage

Unter Arbitrage versteht man das Ausnutzen von Preisunterschieden für (theoretisch) risikolose Gewinne. Wird das gleiche Gut zur selben Zeit zu unterschiedlichen Preisen gehandelt, ist ein risikoloser Gewinn möglich. Dafür muss man zum günstigeren Preis einkaufen und direkt wieder zum höheren Preis verkaufen. Die Dreieck-Arbitrage ist eine spezielle Unterform der Arbitrage, die am Devisenmarkt von institutionellen Marktteilnehmern genutzt wird. Hierbei wird ein Ungleichgewicht zwischen einer Crossrate und den zugrunde liegenden Quotierungen gegen den US-Dollar ausgenutzt. Um das im Folgenden vorgestellte Beispiel einfach nachvollziehbar zu halten, wird die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis (also der Spread) vernachlässigt. Stattdessen wird angenommen, dass man zum gleichen Kurs kaufen und verkaufen kann. Angenommen, am Markt herrschen momentan folgende Preise vor:

NZD/USD: 0,80
USD/JPY: 80

Der theoretische Wechselkurs für NZD/JPY beträgt somit:

NZD/JPY = 0,80 x 80 = 64

Weicht die von einem Marktteilnehmer gestellte NZD/USD Notierung von diesem Wert ab, lässt sich ein risikoloser Gewinn erzielen. Angenommen, die Quotierung eines Marktteilnehmers lautet 65. Im Vergleich zum Markt sind die Neuseeländischen Dollar gegenüber dem Japanischen Yen somit überbewertet, also zu teuer. Möchte ein Händler von dieser Situation profitieren, müsste er an diesen Marktteilnehmer beispielsweise eine Million Neuseeländische Dollar verkaufen. Dafür würde er 65 Millionen Japanische Yen erhalten. Diese werden entsprechend der genannten Umrechnungskurse in 812 500 US-Dollar getauscht und diese wiederum in 1 015 625 Neu seeländische Dollar. Es verbleibt somit ein risikoloser Profit in Höhe von 15 625 Neuseeland- Dollar, der daraus resultiert, dass ein Marktteilnehmer angesichts der unterschiedlichen Umrechnungskurse einen zu hohen Kurs für NZD/USD geboten hat. Für den privaten Händler ist die Dreieck-Arbitrage aufgrund des fehlenden Marktzugangs zum Interbankenhandel uninteressant. Die von den Brokern gestellten Kurse bieten wegen der Spreads in der Regel keine Arbitrage- Möglichkeit und die Ausführungsgeschwindigkeit wäre gegenüber den automatisierten Arbitrage-Computerprogrammen großer Banken und Hegde Fonds zu langsam.

Der Crossrate-Effekt

Aus der vorgestellten Berechnung lässt sich die als Crossrate- Effekt bezeichnete Reaktion ableiten. Wertet beispielsweise der Euro gegenüber dem USDollar auf – das heißt, der Wechselkurs EUR/USD steigt – und der Wechselkurs USD/JPY bleibt unverändert, steigt in der Folge auch der Wechselkurs des Euros gegenüber dem Yen. Würde die entsprechende Bewegung im EUR/JPY ausbleiben, ergäbe sich eine Arbitrage-Möglichkeit. Bild 1 zeigt dieses Verhältnis. Dargestellt ist die relative Entwicklung des Yen (blaue Linie, invertierte Darstellung) und des Neuseeländischen Dollars (grüne Linie) gegenüber dem USDollar. Die Crossrate NZD/JPY beziehungsweise die relative Entwicklung der beiden Währungen zueinander ist orange dargestellt. Im Jahr 2009 wertete der Neuseeland- Dollar deutlich gegenüber dem US-Dollar auf. Auch der Japanische Yen konnte gegenüber dem US-Dollar zulegen. Die Crossrate NZD/JPY (orange Linie) zeigt aber, dass die Aufwertung des Neuseeland- Dollars stärker war als die des Yen – entsprechend stieg die Crossrate
an.

Handel mit Crossrates

Crossrates lassen sich beim Handel über einen FX-Broker genau wie Quotierungen gegen den US-Dollar traden. Natürlich könnte man stattdessen auch zwei Positionen in den jeweiligen Währungen gegen den USDollar eingehen. Mit den oben vorgestellten Berechnungsansätzen können Sie leicht herausfinden, bei welcher Möglichkeit der Spread geringer ist. Handelt man statt der Crossrate die Notierungen gegen den US-Dollar, muss man in der Regel insgesamt eine höhere Margin hinterlegen. Im Vergleich zu Quotierungen gegen den US-Dollar weisen Crossrates in der Regel höhere Spreads auf. Im Gegenzug erhält der Trader aber eine Vielzahl von weiteren Devisenpaaren, von deren Trends er profitieren kann. Vor allem wenn man einem Währungsraum gute Wachstumschancen zugesteht, für einen anderen Währungsraum aber eine negative Prognose hat, lässt sich dies mit einer entsprechenden Position einfach umsetzen – ohne dass die Entwicklung des US-Dollars das Resultat beeinflusst.

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