Erfolgreiches Trading
Strategien & Wissen

Erfolgreiches Trading – Nur eine Frage der Strategie?

Jeder Trader sucht nach erfolgreichen Strategien, je gewinnbringender, desto besser, aber ist das eigentlich alles, was man zum erfolgreichen Traden braucht?

Wenn ich schon so frage, lautet die Antwort natürlich: „Nein!“.

Eine Trading-Strategie ist im Grunde nichts weiter, als eine Ansammlung von Regeln, die vorgibt, wann und warum man am Markt aktiv wird, sei es Einstieg oder Ausstieg. Diese Strategie entwickelt jeder Trader für sich individuell, passt sie an seinen Alltag an und perfektioniert sie über seine Trading-Karriere hinweg. Sicherlich kann man auch mehrere Strategien fahren, aber alles läuft darauf hinaus, dass man feste Regeln hat. Völlig egal also, wie profitabel die Strategie im Test ist, sie funktioniert nur dann, wenn man die Regeln strikt einhält.

Die drei schlimmsten Feinde des erfolgreichen Tradings

Auf Platz Nummer 1 dürfte mit Abstand die Gier liegen.

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor. Sie sind Long im EURUSD, ihr Take-Profit liegt in greifbarer Nähe, der Kurs wandert im Schneckentempo zum Ziel. Die Stunde der News kommt, diese fallen unglaublich mies für den Dollar aus, der Kurs schießt nach oben und in Ihrem Kopf schreit eine Stimme: „Zieh den Take-Profit höher, da geht noch viel mehr!“. Sie hören prompt darauf, ziehen das Ziel etliche Pips nach oben und beobachten dann, wie der Kurs ihr eigentliches Ziel erreicht, kurz vor dem neuen Ziel umdreht und dann schlagartig auf ihren Stop-Loss losgeht

Hätte ich mich doch nur an meinen Plan gehalten…

Wer nun sagt, dass er diese Situation noch nie erlebt hat, lügt entweder oder verdient einen riesigen Haufen Respekt. Im schlimmsten Fall hätte das sogar funktioniert und Ihren Gewinn vervielfacht. Im schlimmsten Fall? Schon richtig, denn wer nicht unbedingt ein eiskalter Stein ist, freut sich natürlich über Gewinne, je größer, desto besser. Wenn so eine Abweichung vom Plan dann auch noch profitabel ist, führt das nur dazu, dass man diesen Fehler immer und immer wieder macht.

Die nächsten Plätze werden dann von Ungeduld, Unsicherheit und Überheblichkeit belegt. Die Reihenfolge variiert je nach Trader. Im Grunde kämpft aber jeder Trader mit diesen Faktoren, solange er nicht den Entschluss gefasst hat, Trading als sein Geschäft anzusehen.

Ungeduld tritt in der Regel immer dann auf, wenn Sie mit Pending Orders arbeiten. Der Kurs ist zwar in der Nähe des Einstiegs, aber ein paar Pips fehlen eben noch. Plötzlich geht der Kurs wieder in die entgegengesetzte Richtung und Sie fragen sich, ob Sie den Einstieg nun verpasst haben?

Was, wenn er nun direkt zum Ziel läuft, ohne vorher meine Pending Order auszulösen?

Die Unsicherheit macht sich breit und die Ungeduld wächst, letztendlich geben Sie nach und steigen direkt in den Markt ein, vermutlich nur um festzustellen, dass die Position nun anständig ins Minus läuft und die Pending Order mit Leichtigkeit noch ausgelöst hätte.

Überheblichkeit tritt hingegen immer dann auf, wenn Sie gerade einen guten Lauf haben. Ein Trade nach dem anderen läuft in die Gewinnzone, ihr Kontostand wächst und wächst.

Jetzt hab ich den Dreh raus, nichts kann mehr schiefgehen. Jetzt sahne ich richtig ab!

Sie erhöhen beim nächsten Trade die Positionsgröße auf ein ungesundes Maß und prompt beschließt ihre Glückssträhne ein Ende zu nehmen. Zack! Auf einen Schlag die Gewinne der letzten Trades vernichtet.

Soll ich jetzt den Stop-Loss verschieben, noch ein bisschen mehr riskieren? Letztes Mal hat der Kurs auch umgedreht, kurz nachdem ich ausgestoppt wurde.

Solche Gedankengänge können ein Trader wahrlich verzweifeln lassen. Sie sind ein sicheres Anzeichen dafür, dass Ihre Strategie unvollständig ist, oder Sie nicht so richtig wissen, was Sie da eigentlich machen.

Kamen Ihnen einige der oben genannten Szenarien bekannt vor? Ich glaube jeder Trader durchläuft diese Phasen im Laufe seiner Karriere, vermutlich mehrmals. Meistens verbucht man diese Erfahrungen unter Lehrgeld und schwört sich, diese Fehler nie wieder zu machen, was für gewöhnlich nicht allzu lange dauert.

Wie kann man sich effektives und rationales handeln antrainieren?

Vorweg sei gesagt, Trading ist nicht jedermanns Sache. Erfolgreich traden bedeutet, sich selbst unter Kontrolle zu haben, zu jeder Zeit, in jeder Gefühlslage. Wenn Sie damit Probleme haben, sollten Sie entweder ihr Kapital in eine gescheite Trading-Ausbildung investieren oder sich von dem Gedanken trennen, langfristig damit Geld zu verdienen.

Wenn Sie jedoch fest davon überzeugt sind, ihre Vorgehensweise zu verbesseren, können die folgenden Schritte Ihnen dabei helfen, die Gefühlswelt vom Trading zu trennen:

1) Führen Sie ein Trading-Tagebuch.

Nein, damit ist nicht gemeint, dass sie täglich aufschreiben „Liebes Tagebuch, der Markt ist voll doof!“. Sie notieren stattdessen alle Trades, die Sie getätigt haben. Dabei geht es weniger darum, auf den Cent genau die Gewinne und Verluste zu protokollieren, vielmehr sollten Sie zu jedem Trade Notizen machen.

  • Warum sind Sie gerade dort in den Markt eingestiegen?
  • Welche Signale hatten Sie?
  • Haben Sie alle Regeln der Strategie eingehalten?
  • War ihr Money Management ok?
  • Vermerken Sie ebenfalls, ob der Trade am Take-Profit oder Stop-Loss geschlossen wurde, und falls nicht, warum Sie den Trade frühzeitig geschlossen haben.

Es ist wichtig, dass Sie jeden Trade genau analysieren, beziehungsweise ihr Verhalten während des Trades. Ihr Eintrag könnte auch Gedankengänge beinhalten, wie zum Beispiel:
„Während des Kursausbruchs bei den Nachrichten war ich verunsichert und wollte den Stop-Loss verschieben.“

Je mehr Informationen Sie sammeln, desto leichter wird es später, die Fehlerquellen zu lokalisieren und deren Ursachen zu erkennen.

2) Halten Sie Abstand zum Trading

Wenn die Trades eröffnet wurden oder die Pending Order platziert ist, verschwenden Sie keine Zeit damit, den Markt stundenlang zu beobachten. Ihre Positionen sind mit Take-Profit und Stop-Loss versehen, was heißt, Sie wissen genau wo Sie ein- und wieder ausstiegen. Erfolgreiches Trading basiert auf festgelegten Strategien und genau diese befolgen Sie. Es spielt keine Rolle, was der Markt in der Zwischenzeit macht. Ob hoch oder runter, es gibt nur zwei Punkte an denen Sie aussteigen, welcher davon getroffen wird, ist im Grunde völlig egal. Wenn Sie die Strategie Punkt für Punkt gefolgt haben, gehören Gewinner und Verlierer gleichermaßen zum Geschäft. Je weniger Sie sich mit den Trades beschäftigen, solange diese offen sind, desto weniger Gedanken schießen Ihnen dabei durch den Kopf. Im besten Fall platzieren Sie morgens Ihre Trades, schließen danach die Plattform und schauen frühestens nach dem Abendessen wieder, was den Tag über passiert ist. Natürlich funktioniert das nicht bei jeder Strategie, aber der Gedanke sollte klar sein. Je mehr Abstand Sie vom Markt halten, desto weniger spielt die Gefühlswelt eine Rolle in Ihrem Trading.

3) Tasten Sie sich an den Markt heran

Limitieren Sie ihr Trading auf eine einzige Position und versuchen Sie, aus all Ihren Charts genau das herauszusuchen, bei dem Sie die beste Chance erkennen. Das bringt gleich zwei Vorteile. Zum einen beschäftigen Sie sich dadurch intensiver damit, gute Chancen zu erkennen, zum anderen verlieren Sie nicht viel, wenn Sie falsch liegen.

Wenn Sie dieses Spiel eine Weile verinnerlicht haben, suchen Sie nun auch die zweitbeste Chance heraus. Dies können Sie dann beliebig fortsetzen, solange das Money Management keinen Einspruch erhebt und Ihre Regeln vollständig eingehalten werden.

Um eine gewisse Ignoranz gegenüber dem Ausgang eines Trades zu entwickeln (Gewinn/Verlust), empfiehlt es sich, mit der kleinstmöglichen Positionsgröße zu handeln. Wenn der Geldwert der Position für Sie in jedem Fall nichts weiter als Kleingeld für die Kaffeekasse ist, fällt es Ihnen umso leichter, völlig kalt zu bleiben, sofern der Trade ins Minus läuft. Auch hier können Sie nach und nach die Positionsgröße erhöhen, bis sie mit ihrem Money Management übereinstimmt. Tun Sie dies aber in zeitlich größeren Abständen und schalten Sie einen Gang zurück, wenn Ihre Gefühlswelt beginnt sich bemerkbar zu machen.

Der Weg ist steinig

Der innere Schweinehund kann einem ganz schön ins Handwerk pfuschen, was beim Trading sehr schnell zu großen Verlusten führen kann. Kontrollieren Sie ihre Schritte so penibel wie nur irgend möglich, so sehr, dass es Ihnen gehörig auf den Wecker geht. Je mehr Sie die ständigen Fragen satt haben, desto eher werden Sie die Prozedur dahinter verinnerlichen und automatisiert anwenden. Erfolgreiches Trading ist vergleichbar mit Autofahren. Gerade frisch den Führerschein gemacht, wo liegt nochmal der zweite Gang? Hoppla, erst Kupplung treten. Was heißt das Schild da gleich wieder? Wer hat an dieser Kreuzung nun Vorfahrt?

Das Prinzip lässt sich wunderbar auf Trading übertragen. Es gibt nun Mal einige Regeln, die Sie zwingend beachten müssen. Je öfter Sie diese durchgehen, desto schneller verinnerlichen Sie die Vorgehensweise, bis Sie irgendwann im Halbschlaf die Lage mit wenigen Blicken beurteilen können.

Leider gibt es für diesen Weg keine Abkürzung, geben Sie also nicht auf und lassen Sie sich von ein paar Ausrutschern nicht die Laune verderben. Solange Sie immer wieder Fortschritte feststellen, sind Sie auf dem richtigen Weg!


Bildmaterial: © kittitee550/Fotolia;

 

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