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Ihre Trading Strategie muss diese Dinge enthalten!

Eine Trading Strategie ist eine Arbeitsanweisung für den Trader. Schritt für Schritt erklärt sie, wann wie und warum man in den Markt ein- oder aussteigt. Diese Strategie entwirft man im Optimalfall selber, sodass sie passgenau zugeschnitten ist. Alternativ kann man natürlich auch vorgefertigte Strategien erwerben oder sich irgendwo zusammensuchen.

An dieser Stelle ist es unerheblich wo Ihre Strategie ihren Ursprung hat. Vielmehr soll dieser Artikel verdeutlichen, welche Dinge in einer Trading Strategie zwangsweise enthalten sein müssen und was eher ein netter Zusatz ist.

 

Ein- und Ausstiegskriterien

Die Trading Strategie muss klar definiert seinDie Trading Strategie muss klar definieren, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit man am Markt aktiv wird. Die Anzahl der Kriterien bestimmt dabei größtenteils auch die Häufigkeit der Trades, denn je mehr Kriterien gleichzeitig erfüllt werden müssen, desto seltener tritt dieser Fall am Markt ein.

Bei vorgefertigten Trading Strategien sind die Kriterien in der Regel bereits definiert und Sie müssen an dieser Stelle nichts weiter tun, als sich an die Regeln zu halten. Viel interessanter wird es, wenn man seine eigene Strategie entwickelt. Im Backtesting kann man statistisch auswerten, welche Kombination aus Kriterien das profitabelste Ergebnis liefert. Um das zu verdeutlichen, machen wir an dieser Stelle ein kleines Beispiel:

Angenommen Sie haben 10 verschiedene Indikatoren ausgesucht, anhand derer Sie in der Trading Strategie die Ein- und Ausstiege festlegen. Testen Sie nun verschiedene Kombinationen aus diesem Pool von Indikatoren. Beispielhaft könnte das in etwa so aussehen.

Anzahl Indikatoren Trades im Zeitraum Take Profit Stop Loss Ergebnis
5 100 70 30 +600
6 90 65 25 +700
7 70 60 10 +500
8 50 45 5 +400
9 30 28 2 +250
10 20 19 1 +180

Die Werte sind an dieser Stelle frei erfunden, sollen aber verdeutlichen, worauf Sie achten müssen.

Wir stellen zum Einen fest, dass eine wachsende Anzahl an Indikatoren zu weniger Trades im Zeitraum führt. Prozentual gesehen, erreichen zwar mehr Trades ihr Ziel, bringen aber im Endergebnis weniger Gewinn.

Während 6 Indikatoren noch zu einem besseren Ergebnis führen als 5, wären alle ab 7 schon wieder kontraproduktiv, da in der Summe einfach weniger Gewinn dabei entsteht.

Trading Strategie entwickelnRein theoretisch kann man dieses Spiel mit beliebig vielen Indikatoren spielen. Beachten Sie allerdings, dass die Anzahl der möglichen Kombinationen rasant ansteigt. Zudem gibt es hier nicht nur die Variante Ja oder Nein für einen Indikator, sondern auch den Wert, den dieser aufweisen muss. Nehmen wir beispielsweise den Relative Strength Index (RSI). Ab wann ist er Ihrer Meinung nach überverkauft? Ab 70? Ab 80? Noch höher, nur um sicher zu gehen? Sie sehen schon, dass hier auch innerhalb der meisten Indikatoren noch weitere Kombinationsmöglichkeiten auftauchen können. Die optimale Einstellung zu finden, kann daher schon einige Zeit in Anspruch nehmen, wobei diese wiederum abhängig vom gewählten Zeitraum der historischen Daten ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: Mehr ist nicht immer besser. Die Anzahl der Kriterien in der Trading Strategie beeinflusst die Trefferquote, da Sie den Markt immer feiner auf bestimmte Szenarien filtern, die Ihrer Meinung nach zu vorhersehbaren Bewegungen führen. Zumindest, wenn man die technische Analyse als Grundlage nimmt. Je genauer Sie filtern, desto seltener tritt der Fall ein. Für die meisten Trader ist das Ziel jedoch, in einem Zeitraum den bestmöglichen Gewinn zu erzielen.

Nehmen wir eine fiktive Strategie an, die in einem Jahr zu 10 Trades führt, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 % ihr Ziel treffen und pro Trade 100 € bringen. Damit verdienen Sie im Jahr 1.000 €.

Nehmen wir nun eine weitere fiktive Strategie, die in einem Jahr zu 100 Trades führt, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % ihr Ziel treffen. Pro Gewinner verdienen wir 100 € und pro Verlierer geben wir 50 € wieder ab. 50 * 100 – 50 * 50 = 2.500 €.

Bei der Wahl der Strategie ist es meist wichtiger auf das Endergebnis zu achten, als sich auf einzelne Zahlen zu fixieren. Natürlich wäre eine Trading Strategie mit einer Trefferquote von 100 % genial, aber warum sollte man sich daran festhalten, wenn der 50-50 Trader nebendran 2,5 Mal so viel Gewinn macht, obwohl er jeden zweiten Trade verliert

Sinnvollerweise bewerten Sie ihre Strategie beim Testen nach zwei Kriterien. Zum Einem dem Endergebnis in Form von Profit und zum Anderen anhand des Drawdowns. Niedrige Gewinne bei geringem Drawdown bedeuten, dass die Trading Strategie relativ konstant Gewinne erzielt, ohne in Verlustphasen davon wieder viel abzugeben. Hohe Gewinne bei hohem Drawdown bedeuten, dass die Trading Strategie sehr risikobehaftet ist. Sie suchen bei der Auswertung also hauptsächlich nach der Kombination, die die meisten Gewinne liefert während Sie unter dem Drawdown bleibt, den Sie noch als akzeptabel erachten.

Money Management

Money Management ist die Kunst, das vorhandene Kapital so einzusetzen, dass die Verlustphasen weitaus weniger ins Gewicht fallen, als die Gewinnphasen. Klingt logisch, ist aber eigentlich unmöglich. Woher wissen Sie denn, wann eine Verlustphase anfängt oder aufhört? Im Grunde läuft es nur darauf hinaus, dass man anhand des zu erwartenden Ergebnisses der Trading Strategie die Positionsgrößen so anpasst, dass Sie bei gegebenem Stop Loss und Take Profit gewisse Limits nicht überschreitet. Die typische 1 % Regel würde in dem Fall sagen, dass ein Trade nicht mehr als 1 % des Gesamtkapitals kosten darf, wenn er ausgestoppt wird.

Nehmen wir an, wir haben ein Konto mit 10.000 €. Laut 1 % Regel wäre unser Stop Loss also 100 €. Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder wir arbeiten mit einer festen Positionsgröße und damit einem variablen Stop Loss, oder die Strategie gibt den Stop Loss vor und wir arbeiten dementsprechend mit einer variablen Positionsgröße.

Risiko-Gewinn-Verhältnis beim Trading
Risiko-Gewinn-Verhältnis

Ähnlich wie bei der Strategie selbst ist auch hier wieder eine Kombination aus Risiko und Ertrag das Ziel. Allerdings kommt hier noch die eigene Risikobereitschaft ins Spiel. Nehmen wir beispielsweise an, dass unsere Trading Strategie im Durchschnitt eine Trefferquote von 60 % aufweist. Im Umkehrschluss heißt das, dass wir im Normalfall auf 100 Trades rund 40 Verlierer haben, und im schlimmsten Fall alle 40 hintereinander. Der Fall ist zwar ziemlich unwahrscheinlich, aber als Benchmark für die Risikoverteilung ganz gut zu gebrauchen. In diese Rechnung fließt zudem noch Zinseszinsrechnung mit ein, da wir mit einem fixen Prozentwert arbeiten, aber variables Kapital nach jedem Trade haben. Riskieren wir pro Trade exakt 1 % des vorhandenen Kapitals, so haben wir nach 40 Verlierern 33,10 % unseres Kapitals verloren. Gehen wir für die Rechnung davon aus, dass unser Risiko-Gewinn-Verhältnis 1 zu 1 beträgt.

(1 – 0,01) ^ 40 = 66,90 %

Würden wir analog dazu im besten Fall 60 Trades hintereinander gewinnen, so wäre unser Kapital um 81,67 % angestiegen.

(1+0,01) ^ 60 = 181,67 %

Nehmen wir jetzt noch den unwahrscheinlichen Fall an, dass wir erst 40 Trades verlieren und dann 60 Trades gewinnen.

A) 10.000 € * (1-0,01) ^ 40 = 6.689,72 € * (1+0,01) ^ 60 = 12.153,19 €

Damit hätten wir immerhin noch 21,53 % Gewinn erwirtschaftet. Zur Vereinfachung wird an dieser Stelle auf Swaps, Kommissionen und Steuern verzichtet, welche jedoch in der Rechnung noch zu beachten wären.

Noch interessanter wird es, wenn wir nicht von einem 1 zu 1 Verhältnis zwischen Gewinn und Verlust ausgehen, sondern die Trading Strategie zum Beispiel 1 zu 2 vorgibt. Das heißt, dass ein Trade mit 1 % Risiko auch 2 % Gewinn abwerfen kann. Nehmen wir an, dass damit unsere Trefferquote auf 50 % fällt, dann sähe die Rechnung für den schlimmsten Fall so aus:

B) 10.000 € * (1-0,01) ^ 50 = 6.050,06 € * (1+0,02) ^ 50 = 16.248,27 €

In dem Fall könnten wir uns auch dem 1 zu 1 Ergebnis nähern, indem wir das Risiko auf 0,5 % begrenzen und damit den Gewinn auf 1 %.

C) 10.000 € * (1-0,005) ^ 50 = 7.783,13 € * (1+0,01) ^ 50 = 12.800,38 €

 

Solche Rechnungen kann man dann übersichtlich auswerten, wie zum Beispiel so:

 

Variante Drawdown % Drawdown € Rendite % Rendite €
A) 33,10 % 3.310,28 € 21,53 % 2.153,19 €
B) 39,50 % 3.949,94 € 62,48 % 6,248,27 €
C) 22,17 % 2.216,87 € 28,00 % 2.800,38 €

 

Legen wir nun noch fest, dass unser Drawdown maximal 25 % betragen darf, so entscheiden wir uns letztendlich für Strategie C.

 

Wie Sie die Berechnung nun aufstellen, sei Ihnen selbst überlassen. Die einfache Variante, die hier gezeigt wurde, sollte lediglich als Wegweiser dienen. Wichtig ist, dass Sie Ihr Risiko pro Trade so wählen, dass Sie im schlimmsten Fall weiterhin genügend Kapital zur Verfügung haben, um profitabel zu Traden. Die Trading Strategie ist dabei maßgeblich beteiligt, schon allein, weil die zu erwartende Trefferquote einen Einfluss auf das maximal sinnvolle Risiko pro Trade hat. Zum Schluss wägen Sie zwischen Drawdown und Rendite ab und entscheiden sich für die Variante, die Ihnen am meisten zusagt.

 

Wiederholbarkeit

Wie bereits zu Beginn erwähnt, ist eine Trading Strategie nur eine Arbeitsanweisung. Manche komplexer als andere, aber im Normalfall hat man nur eine Abfolge von Schritten, die man durcharbeitet.

Nehmen wir beispielsweise an, die Strategie für eine Long Position würde lauten:

RSI 1H < 30, MA50 < MA200 und Double Bottom vorhanden.

Trading IndikatorenDie Arbeitsschritte wären also denkbar simpel. Erst wird der RSI im Stundenchart geprüft. Liegt dieser unter 30 prüfen wir als nächstes den Moving Average 50 gegen 200. Ist der 50er kleiner als der 200er, dann schauen wir im Chart, ob sich ein Double Bottom gebildet hat. Ist auch das erfüllt, sind all unsere Kriterien erfüllt. Laut der Trading Strategie eröffnen wir also eine Long Position.

Natürlich könnten noch etliche weitere Schritte befolgt werden. Sinnvoll wäre ebenfalls zu prüfen, ob wir in diesem Markt oder einem Teilmarkt davon (z. B. EUR/USD und EUR/JPY – beide EUR) schon aktiv sind oder ob die Gesamtanzahl unserer Positionen bereits hoch genug ist. Der Kreativität steht hier nur wenig im Weg.

Wichtig ist nur, dass jeder einzelne Schritt immer logisch und rational zu beantworten ist. Im Idealfall mit Ja oder Nein, sodass bei einem Nein sofort die Analyse beendet wird.

Auch aus Sicht der Automatisierbarkeit (Stichwort: Expert Advisor) ist solch eine Logik sinnvoll. Hätten wir zum Beispiel das Kriterium „Der Präsident der EZB muss heute eine Rede halten.“, dann wäre unsere Trading Strategie zum einen auf ein bis zwei Tage im Monat beschränkt und zum anderen aus programmiertechnischer Sicht um Meilen schwerer umzusetzen.

 

Die Wiederholbarkeit einer Strategie zeichnet sich in erster Linie dadurch aus, dass alle Schritte unabhängig von Zeit, Ort, Wetter und Gefühlslage abgearbeitet werden können. Wenn Ihre Trading Strategie nicht dauerhaft wiederholbar ist, schränken Sie Ihr Trading massiv ein.

 

Der Faktor Mensch und sein Verhalten

Eine Trading Strategie muss noch eine weitere Eigenschaft erfüllen. Sie muss zu Ihnen passen. Sie Traden hauptsächlich in Ihrer Freizeit und arbeiten sonst regulär von 9 bis 17 Uhr? Dann bleiben Ihnen vermutlich morgens maximal ein bis zwei Stunden für Analysen und abends noch ein paar Stunden, bis Sie ins Bett gehen. Sie haben noch eine Beziehung? Dann ziehen Sie wohl noch ein paar Stunden davon ab. Eine Scalping Strategie, die im Minutenchart abläuft ist daher eher unpassend.

Wenn der zeitliche Faktor nicht so wichtig ist, wie sieht es dann mit der emotionalen Seite aus? Um beim Stichwort Scalping zu bleiben. Hierbei werden Trades nur relativ kurz platziert, die Gewinne oder Verluste beschränken sich auf wenige Pips und man nutzt das ständige Auf und Ab im Markt für viele kleine Trades, anstatt auf eine größere Bewegung zu warten. Wenn dann ein paar Trades hintereinander ausgestoppt werden und Sie bereits hektisch und aufgeregt werden, sind schnelle Strategien mit relativ wenig Bedenkzeit vielleicht auch nicht so ganz Ihr Ding.

Man könnte hier jetzt noch einige Beispiele aufführen, aber die Grundidee sollte schon klar sein. Die Trading Strategie muss nicht nur im Backtesting bestehen, sondern muss auch vom Aufwand her zeitlich und psychisch zu Ihnen passen. Nur so wird gewährleistet, dass Sie mit der nötigen Ruhe und Geduld an die Sache rangehen und dabei so emotionslos wie möglich bleiben.

Speziell der zeitliche Faktor spielt auch eine große Rolle bei der Anzahl der verwendeten Indikatoren. Wer nur eine Stunde für seine Analysen hat, sollte keine Strategie mit 50 verschiedenen Indikatoren verfolgen, deren Werte nur einmal am Tag kurz zu den Vorgaben passen. Sie haben einfach nicht die Zeit, um auf diesen Moment zu warten. Im Umkehrschluss können Trader mit viel Freizeit auch etwas genauer filtern, da Sie entsprechend mehr Zeit haben, um auf diese Konstellationen zu warten.

 

Ihre Trading Strategie muss diese Dinge enthalten!

Zusammenfassend für Ihr persönliches Lehrbuch:

Eine Trading Strategie muss…

  • eine vernünftige Logik für Ein- und Ausstiege beinhalten, die den Markt weder zu Tode filtert, noch bei jeder Kursbewegung gleich losfeuert. Das Ziel ist ein gesundes Mittelmaß, dass Drawdown und Rendite an die eigene Erwartung anpasst.
  • eine feste Regel für Positionsgrößen enthalten, damit das Risiko kontrollierbar bleibt.
  • wiederholbar bleiben, indem externe Einflüsse ausgeschlossen werden. Die einzelnen Kriterien sind idealweise immer prüfbar.
  • vom Aufwand her zu Ihnen passen, sodass Sie sowohl zeitlich als auch aus emotionaler Sicht flexibel bleiben, ohne an anderen Stellen Einschränkungen in Kauf zu nehmen.

Bildmaterial: © Bloomua/Shutterstock.com; © Aleksandra Gigowska/Shutterstock.com; © vetkit/Fotolia; © Raywoo/Shutterstock.com; © McIek/Shutterstock.com

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