IPO Börsengang
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Was ist ein IPO beziehungsweise Börsengang?

Was ist ein IPO?

In der jüngsten Zeit gab es mehrere IPOs. Beispiele dafür sind Alibaba, Zalando oder Rocket Internet.

Die Bezeichnung IPO steht als Abkürzung für „Initial Public Offering“. Damit ist das erstmalige Angebot von Aktien eines Unternehmens auf dem Kapitalmarkt gemeint. Durch dieses Verfahren platziert ein Unternehmen zum ersten Mal eigene Aktien am Kapitalmarkt, welche Kapitalanlegern zum Kauf angeboten werden. Das deutsche Wort „Börsengang“ ist mit der Bezeichnung IPO identisch. Die Abwicklung eines Börsengangs erfolgt von einem Konsortium, das meist aus einem oder mehreren Investmentbanken besteht. Das Gegenteil eines Börsengangs ist der Börsenabgang.

Die Erstausgabe von Aktien, wodurch einem Unternehmen Mittel zufließen, wird als Erstplatzierung (Primary Offering) bezeichnet. Hingegen kommt der Erlös bei einer Zweitplatzierung (Secondary Offering) den Aktionären zugute. Anleger erhalten Informationen über aktuelle oder anstehende Börsengänge bei ihrer Hausbank oder im Internet. Börsengänge werden in einem Emissionsprospekt dargestellt oder auch durch die Presse bekannt gegeben.

Gründe eines Unternehmens für einen Börsengang

Die Gründe, weshalb ein Unternehmen an die Börse geht, können unterschiedlich sein. Meist steht eine finanzielle Motivation im Vordergrund, bei der ein Unternehmen mit der Ausgabe von Aktien finanzielle Mittel zuführt, um das Eigenkapital zu erhöhen und die Kapitalstruktur verbessert. Plant eine Firma beispielsweise, die Produktpalette zu erweitern oder neue Fabrikationsstätten zu errichten, wird mehr Kapital erforderlich.

Auch können die bisherigen Eigentümer einer Firma einen Börsengang nutzen, um die eigenen Anteile im späteren Handel zu einem attraktiveren Preis zu verkaufen, als dies bei einem nicht börsennotierten Unternehmen möglich wäre.

Weiteres Argument für die Beschaffung von Kapital über die Börse ist die geringere Abhängigkeit von Banken. Beschafft ein Unternehmen Kapital über den Kapitalmarkt, müssen fällig werdende Zinsen regelmäßig und immer zurückgezahlt werden. Hingegen können Dividenden an Aktionäre entfallen, wenn beispielsweise kein Gewinn erwirtschaftet wurde. Kredite müssen immer getilgt werden, während Aktionäre ihr Geld nicht zurückverlangen können.

Motiv für einen Börsengang kann auch die Erhöhung des Bekanntheitsgrades einer Firma sein, was häufig bei einer bevorstehenden Expansion von Vorteil ist.

Wie läuft ein IPO beziehungsweise ein Börsengang eines Unternehmens ab?

Auswahl der Emissionsbank

Zu Beginn muss ein Unternehmen Gespräche mit Banken führen, um Partner für die Durchführung des IPO zu finden. Gespräche mit dem Management, Firmenanalysen und die Vorlage eines Businessplanes ermöglichen den Kreditinstituten einen ersten Überblick. Im weiteren Verlauf bewerben sich die Banken um die Begleitung eines Börsenganges. Dazu geben die Kreditinstitute Angebote über ihre Preisvorstellungen und Konditionen ab. Nach Abschluss dieser Verhandlungen wird eine der Banken zum Konsortialführer ernannt. Diesem Konsortium können auch mehrere Banken angehören, die an der Emission beteiligt sind.

Durchführung der Unternehmensanalyse

Um die Gesellschaft darzustellen, wird eine Prüfung durchgeführt, die die rechtlichen, wirtschaftlichen und organisatorischen Grundlagen des Unternehmens untersucht. Die Prüfung erfolgt durch Wirtschaftsprüfer, die einen „Comfort Letter“ ausstellen, durch den sie für die Richtigkeit der Angaben bürgen und gegebenenfalls auch haftbar gemacht werden.

Die Konsortialbanken lassen durch unabhängige Analysten Finanzstudien über das Unternehmen erstellen, wodurch Marktstellung und Marktpotenzial beschrieben werden („Research-Reports“). Diese ermöglichen eine allgemeine Beschreibung einschließlich Historie, aktueller Entwicklungen und Wettbewerbsanalysen. Solche Finanzstudien sind in der Regel sehr umfangreich, weil die Analysten das Unternehmen gründlich unter die Lupe nehmen und von allen Seiten betrachten. Der anzufertigende Bericht dient als Grundlage für einen fairen Börsenwert des Unternehmens. Er ist ein Indikator dafür, in welcher Höhe der Emissionspreis angesetzt werden kann.

Die Analyse wird in einem verbindlichen Börsenprospekt zusammengefasst. Die Erstellung eines Börsenprospektes ist durch eine EU-Richtlinie festgelegt und Voraussetzung für einen Antrag auf Zulassung zum Börsenhandel.

Roadshow

Durch eine Roadshow betreibt die Gesellschaft auf der Basis des vorher entstandenen Prospektes Werbung für ihren Börsengang. Alle Informationen werden erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt gegeben. Die Banken versuchen, institutionelle Anleger für den Bezug von Aktien zu gewinnen. Ziel dieser Roadshow ist, das Interesse an Aktien des Unternehmens zu ermitteln.

Meist gegen Ende der Roadshow verkündigt die Bank die Preisspanne. Dabei handelt es sich um die Bandbreite, in der der Emissionspreis für die Aktien voraussichtlich festgelegt wird. Möglich ist auch die Bestimmung eines Festpreises oder die Festlegung des Emissionspreises in einem Auktionsverfahren.

Festlegung eines Emissionspreises

Der Roadshow schließt sich die Bookbuilding-Phase an, bei der eine Preisspanne und die maximale Zahl der zu emittierenden Aktien festgelegt werden. Die neuen Aktien werden öffentlich zur Zeichnung angeboten. Investoren haben ab jetzt die Möglichkeit, innerhalb der festgelegten Zeichnungsfrist und nach Bekanntgabe der Preisspanne auf die Aktien zu bieten. Der Emissionspreis befindet sich in der Regel im Rahmen der Bookbuildingspanne. Investoren können bestimmen, wie viele Aktien sie zu welchem Preis kaufen („zeichnen“) möchten.

Ist das Interesse größer als die Zahl der angebotenen Aktien, handelt es sich um eine Überzeichnung. Die Konsortialbank kann in so einem Fall festlegen, ob sie noch weitere Aktien ausgibt oder eine Zuteilung festlegt. Durch diese Zuteilung bestimmt die Bank, wer mit welcher Quote die gezeichneten Aktien erhält.

Zuteilung der Aktien

Nach Schließung der Orderbücher wird der Emissionspreis abschließend festgelegt. Die Aktien werden endgültig an die Investoren zugeteilt.

Erstnotiz an der Börse

Wurden die Aktien zugeteilt, werden sie zum ersten Mal an der Börse gehandelt. Es erfolgt erstmals die Festlegung eines Börsenkurses, der Erstnotiz. Von dieser Erstnotiz hängt ab, ob Investoren in Bezug auf den von ihnen gezahlten Emissionspreis, einen Zeichnungsgewinn oder Verlust erfahren.

Anschließend erfolgt der reguläre Handel an der Börse. Die Aktien des Unternehmens werden jetzt an der Börse gehandelt und obliegen den Schwankungen des Aktienmarktes.

Marktsegmente

Für Aktiengesellschaft sind in Deutschland zwei Marktsegmente geregelt. Dabei handelt es sich um den regulierten Markt und den Freiverkehr.

Beim regulierten Markt müssen dort gelistete Unternehmen gesetzliche Mindestanforderungen erfüllen („General Standard“). Nach Abschluss des Geschäftsjahres ist ein Jahresfinanzbericht zu veröffentlichen. Zusätzlich haben die Vorlage eines Halbjahresfinanzberichtes und die Veröffentlichung von Zwischenmitteilungen für das erste und dritte Quartal des Geschäftsjahres zu erfolgen. Ad-hoc-Nachrichten sind ebenfalls vom Unternehmen zu veröffentlichen. Der regulierte Markt kennt zusätzlich den „Prime Standard“, bei dem noch strengere Level erfüllt werden müssen. Gesellschaften müssen beispielsweise ihre Berichterstattung auch in englischer Sprache vorlegen.

Im Freiverkehr müssen Unternehmen beispielsweise im Rahmen des „Entry Standard Levels“ den Jahresabschluss erst nach sechs Monaten vorlegen. Die Vorlage eines Zwischenberichtes muss nur zum Halbjahr erfolgen.


Bildmaterial:  © moomsabuy/Fotolia

 

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