Fundamentale oder Technische Analyse
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Fundamentale oder Technische Analyse?

Diese beiden Analysearten weichen grundsätzlich in Gänze voneinander ab. Die Lager beider Seiten sind nicht verfeindet aber gespalten. Nach dem Motto, „Hey, die technische Analyse ist das einzig Wahre und Ihr Fundamentalisten rührt nur im Kaffeesatz!“. Sorry, für meine plumpe Art an dieser Stelle, aber ich versuch mal ein paar Emotionen ins Spiel zu bringen.

Primär soll dieser Artikel aber genau so sachlich und humorlos erscheinen, wie das Thema es verlangt. Ich werde erst einmal beide Methoden kurz vorstellen, danach werfen wir alles zusammen in einen Topf und schauen mal was am Ende dabei heraus kommt.

Fundamentale Analyse

Bei diesem Analysestil betrachtet man vor allem ökonomische Kennzahlen. Die klassische Angebots- und Nachfrageanalyse mit daraus resultierenden Preisprognosen wird hierfür meist als Grundlage genutzt. Immer wenn Angebot und Nachfrage starken Schwankungen unterliegt, bewirkt dies Preisveränderungen. Sollte z. B. das Angebot eines Gutes viel größer sein, als die Nachfrage, wird der Preis sehr wahrscheinlich sinken.

Vergessen wir nicht die Mikroökonomie, die sich der Bilanzanalyse von Unternehmen bedient. Hier werden einige wirtschaftliche Kennzahlen (Eigenkapitalquote, KGV, etc.) besonders unter die Lupe genommen, um so die „günstigsten“ Papiere zu ermitteln. Festzuhalten bleibt, dass der Fundamentalist stets versucht den tatsächlichen Wert eines Produktes zu ermitteln.

Speziell für das Forex Trading sind folgende Makro-Theorien interessant:

  • Kaufkraftparität (Kaufkraft wird durch Wechselkurse angeglichen)
  • Zinssatzparität (Gleichheit der zu erwartenden Renditen)
  • Zahlungsbilanzmodell (Kursschwankungen aufgrund der Leistungsbilanz)
  • Asset-Marktmodell (Intermarkethandel mit Aktien und Rohstoffen wirkt sich auf das Preisniveau von Währungen aus)

In der Praxis sind vor allem die Aussagen der großen Notenbanken zur aktuellen Zinspolitik interessant. Zinsen und Inflation sind eng miteinander verknüpft und oft die Treiber für große Bewegungen. Steigt der Zins einer Währung wird diese für die Anleger interessanter, d. h. ihr Kurs wird steigen. Zusätzlich bedienen sich fundamentale Trader verschiedener weiterer Indikatoren wie dem Bruttoinlandsprodukt, Arbeitslosenzahlen, Erzeuger- und Verbraucherpreisindexe um nur einige zu nennen. Es wird also versucht die wirtschaftliche und politische Situation eines Landes zu untersuchen und daraus Rückschlüsse für künftige Bewegungen zu ziehen.

Vor- und Nachteile der fundamentalen Analyse:

Vorteile:

  • kann zusätzliche Informationen liefern, die dem technischen Trader nicht zugänglich sind
  • fundamentale Prognosen können gewisse Bewegungen voraussehen
  • kann unklare technische Szenarien aufdecken

Nachteile:

  • Timing ist problematisch
  • erfordert Erfahrung und ein gutes Gespür für die aktuellen Zahlen

Technische Analyse

Im Gegensatz zur fundamentalen Analyse bedient sie sich derer Daten, die man aus einem Chart ablesen kann, d. h. die Analyse beruht auf vergangenen Preisbewegungen. Die Chartanalyse funktioniert vor allem, weil Menschen gewissen Verhaltensmustern folgen (z. B. Euphorie, Gier und Angst). Ein triviales Beispiel dafür ist die Tatsache, dass auf große Bewegungen oft Konsolidierungsphasen folgen. Letztendlich spürt man hier förmlich die Unsicherheit. Viele nehmen Ihre Gewinne fürs Erste mit, so dass Käufer und Verkäufer in diesem Moment pari stehen. In solchen Marktsituationen entstehen häufig gewisse Muster, die einem technischen Analyst sehr wohl bekannt sind. Die Rede ist von Flaggen, Wimpeln und Dreiecken. In den meisten Fällen wird solch eine Bewegung dann fortgesetzt und wer die Prinzipien solcher rein technischen Aktionen versteht, kann sich an diesen Punkten sehr gut und günstig positionieren um Gewinne zu erzielen.

Bleibt festzuhalten, dass vor allem der Herdentrieb und die Emotionen für gewisse sich wiederholende Szenarien verantwortlich sind und diese Art der Analyse hervorragend funktionieren kann.

Wie bei der fundamentalen gibt es auch bei der technischen Analyse verschiedene Methoden und Indikatoren. Bei der Methode bzw. Strategie ist jeder sein eigener Herr und Meister. Von Break Out bis hin zu Trendfolge kann jeder individuell entscheiden, welche die beste Form des Handels ist. Die Indikatoren in seiner Vielzahl gilt es sauber aufeinander abzustimmen, um so das passende System, mit den entsprechenden Handelssignalen, zu kreieren.

Vor- und Nachteilen der technischen Analyse:

Vorteile:

  • funktioniert aufgrund des Herdentriebes
  • Timing kann fast perfektioniert werden
  • liefert gute Signale

Nachteile:

  • funktioniert nicht immer
  • bedarf stetiger Anpassung

Fazit

Beide Seiten haben für ihre Art der Analyse gute Argumente. Jeder Mensch ist individuell und arbeitet mit der Methode, die Ihm am Besten gefällt. Der Eine stöbert gern in Bilanzen und Wirtschaftsblättern, der Andere zeichnet gerne Linien ein und wartet auf gute Signale, ohne ein Interesse für Ursache und Wirkung zu verspüren – um nur der Tatsache ins Auge zu schauen.

Ich behaupte, dass eine Kombination aus Beiden der beste Weg ist, denn das eine schließt das andere nicht aus. Ein Fundamentalist kann mit der Charttechnik sein Timing verbessern und der Techniker kann ein unklares Chartbild mit Hilfe der anderen Seite aufklaren.

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