Hauptberuflicher Vollzeit-Trader bei der Arbeit
Strategien & Wissen

Vom Devisenhandel leben – Die Vor- und Nachteile eines Vollzeit-Traders

Forex-Trading als Vollzeit-Trader und somit vom Devisenhandel leben ist der Traum vieler angehender Forex Trader.

Jeder, der sich als „Hobby“ mit der Börse beschäftigt oder selbst dort aktiv ist, wird sich sicher früher oder später die Frage stellen, ob er vom Handel seinen eigenen Lebensunterhalt bestreiten kann. Die Vorstellungen und Erwartungen für die Einstellung vom Traden zu leben können durchaus unterschiedliche Ursachen haben. Liegt vielleicht eine Beeinflussung durch Medien oder „Gurus“ vor, die erfolgreich waren? Besteht kein Interesse mehr, im bisherigen Beruf als Arbeiter oder Angestellter tätig zu sein? Sind es unmögliche Kollegen, ein unmöglicher Chef oder gar „Mobbing“, die die Überlegung reifen lassen, selbstständig zu werden und es hauptberuflich an der Börse und dabei speziell am Forex Markt zu versuchen? Eine solche Entscheidung ist immer sehr persönlich, weil sie nachhaltige Weichen für die weitere Lebensplanung stellt. Die Thematik „Trading“ ist dabei nicht ohne Brisanz, weil häufig Realität und Erwartung auseinanderliegen.

Subjektive Voraussetzungen für die Entscheidung, als Trader tätig zu sein

Trader, die sich ernsthaft mit dem Gedanken tragen, vom Traden zu leben und somit vollberuflicher Trader zu werden, müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie jeden Tag in einem Markt, bestehend aus Unsicherheiten, ihr tägliches Überleben erwirtschaften müssen. Sie müssen sich fragen, ob sie Aufwand, Fleiß und unter Umständen auch viel Zeit in diesen Bereich investieren wollen. Wer als Vollzeit-Trader handeln möchte, sollte im Vorfeld abklären, was Ehe- oder Lebenspartner zu diesem Vorhaben sagen. Steht die Familie voll und ganz hinter dem Vorhaben?

Trader müssen sich bewusst machen, dass sie viele Stunden vor einem PC sitzen werden. Es besteht die Gefahr, stundenlang den Markt zu beobachten, ohne auch nur einen einzigen Trade zu tätigen. Hinzu kommt eine gesunde Einstellung zu Verlusten, die Analyse täglicher Fehltrades, der Festlegung täglicher Risiko-Limits und das tägliche abschließende Führen eines Handelstagebuches.

Vollzeit-Trader sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie, vor allem am Anfang, keine normalen Arbeitszeiten haben und sich zu 100 Prozent auf Trading konzentrieren werden. Weiterhin müssen sie bedenken, dass auch die Familie Verluste mittragen muss, und damit Erfolg oder Misserfolg teilt.

Startkapital und Gebühren um vom Devisenhandel zu leben

Zunächst ist die Wahl des richtigen Forex Brokers wichtig. Trader sollten darauf achten, dass der Broker Aufträge direkt an den Interbankenmarkt weiterleitet. Broker, die geringe Spreads anbieten, erheben oft Gebühren für jeden Handel. Die Höhe dieser Gebühren ist oft vom Handelsvolumen oder dem Guthaben auf dem Trading-Konto abhängig.

Für Vollzeit-Trader macht ein Konto mit beispielsweise nur 100,00 Euro Kapital keinen Sinn, da Gebühren einen großen Teil der Gewinne aufzehren würden. Kleine Konten eignen sich daher nur zum Üben oder dem Testen einer Handelsstrategie. Erforderlich wird ein Konto mit mindestens 3.000,00 bis 5.000,00 Euro oder mehr. Um aber vom Trading zu leben, muss die Trading-Kontogröße weitaus höher sein. Das hängt immer von der jeweiligen Performance ab. Erfahrungsgemäß brauchen Trader im Durchschnitt mindestens zwischen 50.000 und 80.000 € als Kaptial um Ihren Lebensunterhalt damit zu verdienen.

Zeitaufwand für Devisenhandel

Aktiver Devisenhandel als Vollzeit-Trader bedeutet nicht automatisch, dass jetzt acht Stunden am Tag oder 40 Stunden pro Woche mit Trading zugebracht werden. Zu Beginn wird ein Trader wesentlich mehr Zeit benötigen, um einerseits den Markt richtig zu verstehen, sich anschließend das richtige Wissen anzueignen und da die richtige Strategie anzuwenden. Hat der Trader sich das erforderliche Wissen angeeignet und die richtigen Fähigkeiten erlernt, wird sein Zeitaufwand geringer. Der Trader kann seine Aktivitäten seinen individuellen Lebensumständen anpassen.

Erlernen einer Handelsstrategie

Vom Devisenhandel leben (Berufstrader)

Im Internet sind zahlreiche kostenlose, aber auch kostenpflichtige Strategien für den Devisenhandel zu finden. Trader sollten Strategien zunächst auf einem Demo-Konto testen. Handelsstrategien enthalten dabei jeweils Regeln, damit die Märkte durch Trades mit hohen Gewinnchancen gefiltert werden. Werden zu viele Regeln angewendet, kann dies zu widersprüchlichen Handelssignalen führen. Viele Strategien unterscheiden sich darin, welche Zeitfenster verwendet werden. Trading im Bereich Forex basiert beispielsweise auf einem Fünf-Minuten-Chart, einem Stunden-Chart oder dem Tages-Chart. Trader müssen in Bezug auf ihre Strategie überlegen, ob sie Daytrader oder Swingtrader werden möchten. Ein Daytrader nutzt kleine Zeitfenster. Er öffnet und schließt Positionen innerhalb eines einzigen Tages. Ein Swingtrader legt höhere Zeitrahmen zugrunde und hält Positionen über mehrere Tage. Dabei muss er Märkte nur einmal oder mehrmals täglich analysieren.

Risikokontrolle

Jeder Trade birgt ein Verlustrisiko. Vollzeit-Trader sollten daher das Risiko je Trade streng limitieren und nur einen kleinen Teil des zur Verfügung stehenden Kapitals auf dem Trading-Konto ausmachen. Durch das geringe Risiko können Fehler leichter eingesteckt werden und Verluste gefährden nicht das gesamte Guthaben des Trading-Kontos. Ansonsten kann der Traum vom Traden zu leben schnell ein Ende haben.

Gewinnschwankungen

Vollzeit-Trader erhalten, im Gegensatz zu einer sicheren Geldanlage, keine feste Rendite auf das von ihnen eingezahlte Guthaben. Sie vermehren oder verringern die Höhe des Guthabens nur durch den aktiven Handel, indem sie Trades öffnen und schließen. Nur durch aktive Betrachtung des Marktes können Marktsituationen erkannt werden, bei denen die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass sich der Kurs eines Währungspaares zugunsten des Traders bewegt. Wichtig ist zu erkennen, dass ein Trading nicht immer als Gewinn endet. Vollzeit-Trader müssen daher bereits ein, Verluste in Kauf zu nehmen. Sie dürfen sich auch nicht emotional durch Verluste beeinflussen lassen.

Beim Devisenhandel wird nicht jeder Monat gleich sein, wobei die Gewinne sogar stark schwanken können. Vollzeit-Trader sollten daher die erbrachte Leistung über längere Zeiträume, wie drei oder sechs Monate, betrachten.

Vorteile des Devisenhandels

Der größte Vorteil für einen Trader ist, dass er beim Devisenhandel von positiven, aber auch negativen Marktentwicklungen profitieren kann. Daneben ist der Devisenhandel preisgünstig. Die meisten Forex Broker berechnen keine Gebühren, sondern verdienen durch den Spread der verschiedenen Währungen. Im Gegensatz zum Aktienhandel ist der Spread im Forex- und CFD-Handel nicht sehr hoch, wobei beispielsweise ein Standard-Lot im Bereich EUR/US-Dollar nicht mehr als 10 US-Dollar pro Trade kostet. Trader sollten hier die Angebote verschiedener Broker vergleichen.

Ein Vorteil ist, dass ein Trader durch den Hebeleffekt (Margin) anfangs nur wenig Kapital benötigt. Ein Einstieg kann bereits ab einer Summe zwischen 25,00 und 250,00 Euro oder US-Dollar getätigt werden. Allerdings ist zu beachten, dass es für Vollzeit-Trader, die dauerhaft vom Devisenhandel leben wollen, ein Handel erst mit einer fünfstelligen Summe einen Sinn ergibt.

Weiterer Vorzug ist, dass an fünf Tagen 24 Stunden lang gehandelt werden kann. Im Gegensatz zum Aktienmarkt kommt es beim Devisenhandel selten zu Kurslücken. So können auch Berufstätige nach ihrer Arbeit noch Trades tätigen. Wer plant, seinen Lebensunterhalt einmal als Vollzeit-Trader zu bestreiten, kann auf diese Weise zunächst üben.

Trader sind ortsunabhängig. Sie benötigen lediglich einen zuverlässigen Internet-Anschluss sowie einen PC. Dabei spielt die Örtlichkeit keine Rolle. Hinzu kommt, dass es im Gegensatz zu einer Tätigkeit als Arbeitnehmer keine festen Arbeitszeiten gibt. Der Vollzeit-Trader kann aufstehen und zu Bett gehen, wann er möchte. Er kann also seine Tätigkeit den eigenen Bedürfnissen anpassen. Wer morgens gerne länger schläft, kann sich beim Trading auf nachmittags konzentrieren. Nachtmenschen können sich sogar auf den fernöstlichen Markt festlegen und asiatische Indizes handeln.

Nachteile des Devisenhandels

Ein Nachteil ist, dass der Handel mit Forex sich auf nur wenige Währungen beschränkt, während beispielsweise auf dem Aktienmarkt viele Aktien zur Verfügung stehen. Trader sind, um überhaupt Handel treiben zu können, immer auf einen Broker angewiesen.

Handeln grade viele aktive Marktteilnehmer, kann es zu großen Kursschwankungen kommen. Trader müssen zusätzlich noch weltwirtschaftliche Zusammenhänge ständig beobachten. Dabei kann er seine einmal getroffene Entscheidung, auf steigende oder fallende Kurse zu setzen, nicht mehr verändern. Er hat keinen Einfluss darauf, ob er nun „richtig“ oder „falsch“ liegt. Er hat ohnehin nur zwei Möglichkeiten: entweder Gewinn oder Verlust. Traden ist eine Kombination aus Erfahrungen, Wissen, aber auch „raten“.

Ein Vollzeit-Trader trägt ein hohes Risiko und die gesamte Verantwortung, die bei einem abhängig Beschäftigten, von dessen Arbeitgeber getragen wird. Das Risiko umfasst nicht nur den Trader selbst, sondern unter Umständen auch seine Familie. Zusätzlich muss er sich selbst bei der Sozialversicherung anmelden und Rentenversicherungsbeiträge zahlen. Wird er krank, verdient er nichts, es sei denn, er kann, je nach Krankheit, von seinem Krankenbett aus handeln.

Trader sind einer ständigen hohen nervlichen Belastung ausgesetzt, der nicht jeder gewachsen ist. Jeder sollte sich fragen, wie er damit umgeht, wenn mehrere Trades hintereinander verloren gehen und Kapital vernichtet wird. Hat er dann noch die notwendige Ruhe und Durchhaltevermögen, um vielleicht seine Strategie zu überdenken und anschließend wieder gewinnbringende Trades zu tätigen. Trader zu sein, kann sehr an den Nerven zehren. Wer von zu Hause arbeitet, muss damit rechnen, dass er vielleicht andere Menschen, wie spielende Kinder um sich hat.

Ein selbstständiger Vollzeit-Trader muss viel Disziplin mitbringen und sich ständig an einen Rechner setzen, um beim Handel mit Forex Geld zu verdienen. Der Beruf „Trader“ eignet sich nicht für Menschen, die nach Weisungen arbeiten und von Anderen Vorgaben erhalten.

Trader arbeiten meist alleine und isoliert. Diese Tätigkeit eignet sich nicht für Menschen, die gerne Kollegen oder andere Menschen um sich haben. Es besteht die Gefahr der Vereinsamung. Allerdings besteht die Möglichkeit, sich über verschiedene Trading-Foren oder via Skype zu organisieren und beraten zu lassen.


 

Bildmaterial: © DragonImages/Fotolia; © kasto /Fotolia.com

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