Daytrader zu werden ist der Traum vieler angehender Trader. Der Einstieg in das Daytrading gestaltet sich für Anfänger oft schwierig, da viele gar nicht wissen, wie sie am Besten Fuß in diesem Geschäft fassen können. Daytrader werden bedeutet nicht, dass man sich ohne Vorkenntnisse und Erfahrungen einfach in den Markt stürzen kann und bis ans Ende seines Lebens gemütlich vor seiner Trading-Station sein Geld verdient. Der Weg zum professionellen Daytrader ist nicht einfach und oft viel schwieriger, als man es sich am Anfang vorstellt. Wir möchten Ihnen in diesem Artikel einige Eckpunkte mitgeben, die Sie auf Ihrem Weg zum Daytrader beherzigen sollten.
Überblick verschaffen
Um Daytrader zu werden hilft zunächst eine genaue Analyse, welche Materialien dazu notwendig sind. Da vorwiegend Online-Börsenhandel betrieben wird, ist ein schneller gut funktionierender PC mit hoher CPU – und Prozessorleistung notwendig. Der RAM – Speicher sollte wenigstens 2 GB betragen und eine hohe CPU – Leistung ist wichtig für einen schnellen Zugriff und Verarbeitung der Positionen. Zu bedenken ist auch, sich mehrere Monitore zuzulegen, da der Trader viele Informationen gleichzeitig im Blick haben muss. Die Börse ist ein Technikschauplatz, hier gewinnt der, der über die optimale Technik, Software und Tools verfügt. Wichtige Maßstäbe sind Schnelligkeit, Performance und Datenverfügbarkeit. Es lohnt sich, auf einen Trading-PC zurückzugreifen, der mit mehreren Monitoren vorab konfiguriert ist. Die Performance und Rechenleistung eines solchen Trading-PCs richten sich nach folgenden Gesichtspunkten:
- Tradingmarkt
- Anzahl der Monitore
- Anzahl der darzustellenden Chartfenster oder Informationen
- Art des Datenfeed
- Analysetool und Software
- Backtesting Möglichkeit
- Ausfallsicherheit
- Datenempfang über Satellit oder Internet
- Verfügbarkeit und Datensicherheit u. v. a.
Als Trading-PC eignen sich anfangs Ausführungen von 2 bis 6 Monitoren. Anfänger hingegen, sollten sich nicht gleich eine komplette Trading-Station anschaffen und somit in Vorleistung gehen, sondern mit ihrem heimischen PC oder Laptop anfangen. Diese erfüllen in der Regel für den Anfang auch ihren Zweck.
Für den Anfänger, der sich in die Materie einarbeiten muss, ist ein Arbeitszimmer oder wenigstens eine ruhige Umgebung notwendig. Der Trader muss besonders beim Scalpen hoch konzentriert und ungestört arbeiten können und alle Informationen auf den Monitoren ständig im Blick haben und in sein Trading einfließen lassen.
Studienzeit um Daytrader zu werden
Daytrader werden kann man nur mit einer gezielten Vorbereitung. Wer sich nicht selbst die einschlägige Literatur besorgen will, kann sich auf entsprechenden Seminaren oder Tradingkursen das nötige Grundwissen für ein Erfolg versprechendes Trading beschaffen. Zu empfehlen ist hier zum Beispiel das Buch „Tradingstrategien für jeden Markt und jede Zeit: Die besten Ein- und Ausstiegssignale für Aktien-, Forex- und Futures-Märkte“ von Robert Miner, das auch als kostengünstige gebrauchte Variante bei Amazon erhältlich ist. Die Ausbildung eines Traders muss zunächst die wesentlichen Grundlagen vermitteln. Hierzu werden bei den verschiedenen Brokern Kurse teils kostenlos angeboten. Der Trader muss sich Wissen zu den Handelsinstrumenten, Handelszeiten, Börsen und dem Trading allgemein aneignen. Dazu gehören vor allem:
- Charts und Chartanalyse
- Handelsgrößen
- Trend und Trendumkehr
- Kosten des Tradens
- Handels- bzw. Tradingstrategien
- Risiko- und Moneymanagement
- Fachbegriffe
Handelsinstrumente sind Devisen, Indizes, Aktien, Rohstoffe, Optionen und Edelmetalle. In der Regel kann 24 h am Tag gehandelt werden, allerdings ist die Volatilität zu bestimmten Zeiten unterschiedlich und abhängig davon, welche Börsen gerade geöffnet sind. Eine hohe Volatilität ist besonders zu Börsenöffnungszeiten zu erwarten. Nach der Erarbeitung eines Tradingplanes und der eigenen Trading-Strategie wie zum Beispiel die Trendfolgestrategie, Strategien nach Indikatoren oder Kerzenformationen, werden die Argumente für eine Tradeeröffnung festgelegt. Diese sind unter anderem:
- Trendwende, Trend stabil
- Chancen-Risiko-Verhältnis 3 : 1 möglichst
- Chartformationen, Indikatoren
Bei den Chartformationen sollte der Trader sich mit bestimmten Candlestickformationen auskennen wie Morning Star, Hanging Man, u. a. Die meisten setzen auf eine Trendwende oder einen Ausbruch aus einer Formation.
Zu den Chartformationen zur Trendwende gehören zum Beispiel die:
- Schulter-Kopf-Schulter-Formation
- Keilformation
- Zweifachhochs
- Untertassen-Formation
Zu den Chartformationen zur Trendfortsetzung rechnet man:
- Flagge
- Keil
- Wimpel
Zur Argumenteverstärkung und Absicherung des Trades werden Indikatoren hinzugezogen. Die Indikatoren selbst werden in vier große Gruppen eingeteilt.
- Indikatoren zur Trendbestimmung
- Indikatoren zur Trendfolge
- Oszillatoren
- Volumenindikatoren
Nun gilt es für den Einsteiger, sich für eine Daytrading-Strategie zu entscheiden. Jeder Trader hat seinen eigenen Tradingstil, sein Risokoverständnis und den Blick für seine finanziellen Möglichkeiten. Auch Charakter und Psyche beeinflussen die Handelsstrategie. Trading-Strategien sind der aktuellen Marktlage ständig anzupassen.
Übungszeit beim Daytrading
Es ist am Anfang empfehlenswert, die ersten Schritte mit einem Demokonto durchzutesten. Zunächst macht man sich mit der Plattform selbst vertraut. Welche Oszillatoren oder Indikatoren können verwendet werden? Wie sind die einzelnen Orderfenster aufgebaut? Spätestens jetzt sollte sich der Trader im Klaren sein, welchen Markt er traden will. Der Trader wählt Aktien, CFDs, Forex oder Optionen. Er testet auf dem Demokonto die Tradingart aus, die ihm am besten zusagt. Der Trader entscheidet, ob er ein Positionstrader oder eher ein Daytrader werden will. Ein Daytrader trifft morgens seine Tradingentscheidungen, die bis spätestens Tagesschluss beendet werden sollten. Sehr beliebt ist das Scalptrading, wo der Trader einen Trade Sekunden oder Minuten hält und dann sofort beendet. Das heißt, der Trade kann am Markt direkt vorgenommen werden oder es werden nach genauer technischen Analyse Positionen gesetzt, die mit dem entsprechenden Stop-Loss abgesichert sind und bei positiven Chartverlauf selbstständig geöffnet werden. Für alle Tradingarten sind vorab wichtige Entscheidungen zu treffen:
- Es ist zu prüfen, ob wichtige Ereignisse (Wirtschaftsnachrichten, Politik) bevor stehen.
- Das Marktumfeld wichtiger Märkte muss auf starke Bewegungen, die Trades beeinflussen können, beobachtet werden.
- Es ist das maximale Risiko zu berechnen, den Stop-Loss Punkt festzusetzen, die Ausstiegsstrategie (fester Wert, Trailing Stop) festzulegen.
- Beobachten der Positionen im Depot, die zum geplanten Trade stark korrelieren.
- Ist der Tradinggrund sachlich, als nach allen technischen Analysestandpunkten entschieden? Von einem Gefühlstrading ist abzuraten.
- Das maximal festgelegte Drawdown für den Tradingtag ist nicht zu überschreiten.
- Es ist abzutesten, ob wichtige technische Märkte wie DAX oder Allzeithoch- oder Tiefpunkte in der Nähe des Einstiegspunktes sind.
Bei der Eingabe des Trades im Orderfenster gilt zu beachten:
- Ist das richtige Instrument am richtigen Markt ausgewählt?
- Es ist die richtige Menge einzugeben (Kommastellen, Anzahl der Nullen).
- Wurde Buy/Sell richtig gewählt oder Long/Short?
- Die Eingabe von Stop-Loss oder Take Profit Limit ist zu prüfen.
Sehr sinnvoll ist es, den Chart des geplanten Trades zunächst auszudrucken, den Trade einzuzeichnen und abzuwarten, ob die eigene Analyse im weiteren Chartverlauf auch zutrifft. Das schafft eine gewisse eigene Sicherheit für die Tradeeinschätzung in der Folgezeit. Das Demokonto sollte nach Möglichkeit bei dem Broker gewählt werden, bei dem man anschließend ein Echtgeldkonto eröffnen will. Das hat den Vorteil, dass der Trader bereits die Plattform kennt, auf die er eingeübt ist. Mit der Zeit erlernt der Einsteiger, seine Order zu automatisieren bzw. sogar eigene Programme zu schreiben. Kleinere Automatisierungen zum Setzen einer Pending Order, das Setzen von Stop-Loss oder das Setzen von Take Profit Marken sollten auf dem Demokonto eingeübt werden. Um ein erfolgreicher Daytrader zu werden, trainiert und verfeinert der Einsteiger in der Übungszeit seine entwickelte Trading-Strategie.
Probezeit beim Daytrading
Bei der Auswahl eines Brokers zum Traden mit echtem Geld gilt es zu beachten:
- ist der Broker reguliert über eine Aufsichtsstelle (z. B. BaFin)?
- seit wann existiert der Broker?
- welche Tradingsoftware wird verwendet, die stabil, schnell und ausgereift ist, damit es nicht zu Systemabstürzen kommt, die unabgefangen das Tradingbudget ruinieren können?
- die Höhe der minimalen Einlage
- die Höhe der Tradinggebühren
- Kundenmeinungen einholen
- Höhe der Einlagensicherung
- Umfangreiches Schulungsangebote
- Nachschuss-Pflicht? Ja oder Nein?
Nun gilt es, das Geübte auf einem Echtgeldkonto zu realisieren. Nach Eröffnen des Kontos und Einzahlung der Minimaleinlage beginnt der Trader auf seinem Weg um Daytrader zu werden, zunächst mit kleinen Positionen, um den Verlust so gering wie möglich zu halten. Wichtig ist jetzt schon die Erstellung eines Tradingplanes mit genauer Analyse des Grundes für die Tradeeröffnung und für den Abschluss des Trades. Dabei ist zu analysieren, ob sich der Trade nach dem geplanten Entry entwickelt hat oder warum er mit Verlust abgebrochen werden musste. Daytrader werden verlangt auch, dass der Trader lernt, Gewinne laufen zu lassen, Verluste zu begrenzen aber auch Verluste hinzunehmen. Verluste gehören zum Traden und können hilfreich sein, aus begangenen Fehlern zu lernen und neue Strategien zu entwickeln.
Arbeitszeit: Daytrader als Vollzeit-Job
Nach der Schulungs- und Probezeit sollten nun bereits soviel Erfahrung und erste Erfolge vorhanden sein, dass das Traden zum Vollzeitjob ausgeweitet werden kann. Die Probezeit wird erste Erfahrungen aufbauen, die für den Erfolg wichtig sind. Je mehr Erfahrung ein Trader mit der Zeit aufgebaut hat, desto besser wird sein Traden zum Erfolg führen können. Der Arbeitstag eines Vollzeit-Traders gliedert sich in 3 Phasen.
- Vorbereitungsphase
- Tradingphase
- Nachbearbeitungsphase
Ein Tradingplan wird wie ein Businessplan erarbeitet werden, der die Persönlichkeit des Traders mit Stärken und Schwächen herausstellt, Erwartungen und Gewinnziel plant, Kapital und Ausgaben festlegt, Risiko- und Money-Management genau analysiert, verschiedene Tradingsysteme herausarbeitet und den Umgang mit dem Worst Case Szenarios zum Beispiel bei plötzlichen Stromausfall oder Internetcrache beschreibt.
Die Vorbereitungsphase kann in einen marktunabhängigen und in einen marktabhängigen Abschnitt unterteilt werden. Die Analyse marktunabhängiger Punkte betreffen das Marktumfeld, Dollar, Gold, Öl, Hauptthemen in Politik oder Wirtschaft, die Konjunkturdaten für Forex-Trader, die Analyse wichtiger technischer Punkte wie Langzeithoch- oder Tiefs, die persönliche Stimmung mittels Selbstbeobachtung und das Einplanen von Pausen und sonstigen Terminen. Marktabhängige Punkte beziehen sich konkret auf den speziellen Tradingmarkt wie zum Beispiel Forex oder Indizes. Forex kann 24 h gehandelt werden und ist nicht an Börsenschließzeiten gebunden außer an den Wochenenden. Mit den unterschiedlichen Zeitzonen wechselt auch die Volatilität. In Überlappungszeiten verschiedener Börsen lassen sich mit Momentum-Strategien volumenbasiert gute Ergebnisse erzielen. Außergewöhnliche Bewegungen bei Wirtschaftsdaten oder politischen Aktivitäten sind für Newstrader besonders interessant.
Die Handelsphase des Traders orientiert sich in der Regel an den Börsenöffnungszeiten. Die Zeiten zwischen 8 und 10 Uhr und 14 bis 17 Uhr sind bewegungsstarke Zeiten, da sich vormittags die asiatischen und europäischen Börsen überlagern und nachmittags der amerikanische Markt und der europäische Markt aufeinander treffen. Wichtig ist die Erstellung eines Tradingtagebuches, wo jeder Trade analysiert und aufgeschrieben wird. Sollte während der Handelsphase dazu keine Zeit bleiben, muss zumindest der Trade kurz notiert und in der Nachbearbeitungsphase genau nachvollzogen werden. Die gesammelten Daten können später zur Verbesserung des Tradens führen, da man hier auf die bereits gesammelten Erfahrungen zurückgreifen kann. Der Tagebucheintrag sollte neben Basisdaten das gehandelte Instrument, Menge, Preis und Erläuterungen für den Entry beinhalten. Ein Chartausdruck mit Kommentaren verdeutlicht das Szenario wesentlich. Weiterhin ist eine vorbörsliche Einschätzung über die Situation des gesamten Marktes aufzunehmen. Man sollte bemüht sein, seinen Tradingplan immer einzuhalten. Bei oft abweichenden positiven Abweichungen kann ein Tradingplan nachgearbeitet und durch eigene Erfahrungen ergänzt bzw. erneuert werden.
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